Todendorf. Der Kindergarten am Rönnbaum wurde jetzt mit dem Siegel für nachhaltige Bildung geehrt - als einzige Einrichtung in Stormarn.

Zu ernten, was man selbst gesät hat, ist für die 70 Kinder der Kita Todendorf immer wieder ein spannendes Vergnügen. So durfte gerade die Dino-Gruppe Kartoffeln aus dem Hochbeet im Garten der benachbarten Anwaltskanzlei von Anke Gesa Perthes graben, die dem Kindergarten das grüne Refugium zur Nutzung überlassen hat. Seitdem wird dort gepflanzt, gejätet und gesammelt: Äpfel, Birnen und Beeren, Karotten, Kohlrabi und Salat. Das Obst und Gemüse wird von den Kindern in ihrer Kitaküche teilweise selbst geschnipselt und zu gesunden Snacks verarbeitet. „Der wertschätzende Umgang mit Lebensmitteln und verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen sind Teil des pädagogischen Konzepts und haben eine lange Tradition in unserer Einrichtung“, sagt Kita-Leiterin Margitta Stapelfeldt.

Kooperation mit Leuphana in Lüneburg

Dafür ist der Kindergarten am Rönnbaum jüngst mit der Plakette „KITA21 – die Klimaretter“ ausgezeichnet worden, als einzige Stormarner Kindertagesstätte unter 15 anderen in ganz Schleswig-Holstein. „Neben Familie und Verwandtschaft ist die Kita der Ort, an dem wichtige Pfeiler für soziales Miteinander, Werte, Selbstbewusstsein und Bildung geschaffen werden“, sagte Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) beim Festakt in Norderstedt. Es sei wichtig, dass schon den Jüngsten auf kindgerechte Art und Weise die Zusammenhänge dieser Welt nähergebracht würden, so die Schirmherrin der Bildungsinitiative für eine nachhaltige Entwicklung.

Kita-Leiterin Margitta Stapelfeld vor dem Haupteingang der Einrichtung.
Kita-Leiterin Margitta Stapelfeld vor dem Haupteingang der Einrichtung. © HA | Lutz Kastendieck

In dem Projekt, das vom Sozialministerium, der Reinhard-Frank-Stiftung und der Early-Birds-Stiftung für Kinder gefördert und in Kooperation mit der Save Our Future-Umweltstiftung und der Leuphana Universität umgesetzt wird, sollen Nachhaltigkeitsthemen im gesamten Kita-Alltag verankert werden. Dabei geht es unter anderem um den sparsamen Umgang mit Strom und Wasser, klimafreundliche Mobilität und Abfallvermeidung.

Dem Müll ein zweites Leben gegeben

„All das ist im Alltag der Todendorfer Kita bereits seit vielen Jahren tief verankert“, sagt Rasa von der Lancken. Sie ist eine von drei Erzieherinnen der Einrichtung, die in besonderer Weise Ideen und Konzepte für eine nachhaltige Bildung entwickeln. „In jedem Jahr versuchen wir dabei einen Schwerpunkt zu setzen, der möglichst von den Kindern selbst inspiriert ist“, so von der Lancken.

Die Dino-Gruppe beim Ernten ihrer Kartoffeln aus dem Hochbeet.
Die Dino-Gruppe beim Ernten ihrer Kartoffeln aus dem Hochbeet. © HA | Kita Todendorf

Zuletzt hat die „Dino“-Gruppe für diesen Impuls gesorgt. Bei der Beschäftigung mit einem Buch über die Urzeittiere seien die Kinder förmlich ins Philosophieren gekommen, berichtet Astrid Braker. Bis plötzlich die Frage im Raum stand, was spätere Generationen wohl von den jetzt lebenden Menschen in der Erde finden würden. „Eine der ersten Antworten lautete Müll“, so Braker. Die spontane Eingebung habe nicht nur viel Zustimmung gefunden, sondern letztlich auch ins aktuelle Schwerpunktthema gemündet: „Ein zweites Leben für den Müll“.

Kreatives Upcycling von Getränkekartons

Dass Abfall getrennt wird, ist in den Räumen der Kita schon länger Usus. Auf kleinen Piktogrammen ist zu sehen, was in welchen Eimer gehört. „Und wehe, da landet was im falschen Eimer, da korrigieren sich die Kinder auch schon mal gegenseitig“, so Margitta Stapelfeldt.

Bei einer Upcycling-Aktion sind aus Getränkekartons bunte Laternen geworden.
Bei einer Upcycling-Aktion sind aus Getränkekartons bunte Laternen geworden. © HA | Kita Todendorf

Da der Herbst traditionell die Zeit des Laternelaufens ist, haben sich die Kinder kürzlich der leeren Tetrapacks angenommen. Aus den Getränkekartons entstanden in einer kreativen Upcycling-Aktion farbenfrohe Lampions, die bis zu ihrem Einsatz auch den Flur der Kita verschönern. „Der Stolz, den Verpackungen ein zweites Leben gegeben zu haben, stand den kleinen Künstlern förmlich ins Gesicht geschrieben“, sagt Astrid Braker.

Ausgleichsfläche in ein Feuchtbiotop verwandelt

So erging es auch den Kindern, die mit Eileen Siweris aus dem Beschnitt einer alten Weide im Kitagarten einen Totholzzaun errichteten. „Dort fanden recht schnell Insekten und Käfer ein neues Zuhause, was die Kinder mit großem Interesse beobachtet haben“, erzählt Siweris. Außerdem würden die fleißigen Zwerge das Laub zu großen Haufen harken und fegen, um dort Igeln einen Unterschlupf fürs Überwintern zu ermöglichen.

Ressourcenschutz spielt unterdessen auch eine Rolle, wenn die Kita ihren Lebensmittelbedarf bei der Edeka-Filiale Kramp in Mollhagen ordert. „Wir legen schon Wert darauf, dass beispielsweise Äpfel nicht in Plastiktüten angeliefert wird, sondern in Holzkisten und wiederverwendbaren Netzen. Und dass Obst und Gemüse möglichst aus regionalem und biologischem Anbau stammen“, sagt Rasa von der Lancken.

Als großen Segen bezeichnet Kita-Leiterin Margitta Stapelfeldt den eigenen, 1,2 Kilometer entfernten Waldkindergarten, der von allen Gruppen ein bis zweimal in der Woche besucht wird. Direkt an einem Biotop gelegen, können sich die Kinder dort in der Natur bewegen und Tiere beobachten. Dafür sind unter anderem Insektenhotels gebaut und Nistkästen aufgehängt worden.

Seit 2018 existiert zudem eine Ausgleichsfläche des Dorfes, nur einen Steinwurf von der Kita entfernt, die die Kinder maßgeblich mitgestaltet haben. Dort entstand neben einem Erdwall mit Obstbäumen durch das Aufstauen einer ehemaligen Moorfläche ein Feuchtbiotop, in dem sich je nach Jahreszeit Enten, Frösche und Libellen tummeln. „Auch hier können die Kinder spielerisch und ungezwungen viel über das Wechselverhältnis von Mensch und Natur lernen, um sich später umweltbewusst und klimafreundlich zu verhalten“, sagt Stapelfeldt.