Bad Oldesloe. Die Agentur für Arbeit Bad Oldesloe hat Bilanz gezogen. Der Fachkräftemangel verschärft sich weiter

Obwohl das Ausbildungsjahr 2022 längst begonnen hat, werden in Stormarn weiterhin händeringend Auszubildende gesucht. Das gab die Agentur für Arbeit Bad Oldesloe am Donnerstag bekannt. Mitglieder des regionalen Ausbildungsbündnisses der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg hatten sich getroffen, um das Ausbildungsjahr 2021/22 zu bilanzieren und gemeinsam in die Zukunft zu blicken.

Die Zahl der bei der Arbeitsagentur gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber ging im vergangenen Ausbildungsjahr weiter zurück. Im Kreis interessierten sich 721 Jugendliche für einen Einstieg in eine duale Ausbildung. Das waren 161 oder 18,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie lag die Zahl noch regelmäßig über 1000.

Pandemie schuld an unbesetzten Ausbildungsplätzen

Die Pandemie ist es auch, die Agenturchefin Kathleen Wieczorek zu einem nicht unwesentlichen Teil für die Entwicklung verantwortlich macht. „Die zwei Jahre Pandemie mit eingeschränkten oder fehlenden Präsenz-Angeboten zur beruflichen Orientierung sind noch nicht wieder aufgeholt. Auch wenn mittlerweile wieder alle Angebote in den Schulen präsent sind und auch Messen stattfinden, finden die Jugendlichen noch nicht wieder in die Ausbildungsbetriebe“, so Wieczorek.

Weniger ausbildungssuchende Jugendliche haben sich laut Arbeitsagentur auch bei den Unternehmen bemerkbar gemacht. Bei ihnen gingen weniger Bewerbungen ein und zunehmend mehr Ausbildungsstellen konnten nicht besetzt werden. In Stormarn waren 1595 Ausbildungsstellen bei der Agentur für Arbeit gemeldet worden und damit 73 oder 4,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Davon blieben bis Ende September aber auch 258 unbesetzt, 53 oder 25,9 Prozent mehr als im September 2021.

Im Handwerk ist der Fachkräftemangel besonders groß

Eine der Branchen, in denen der Fachkräftemangel besonders groß ist, ist das Handwerk. Das bedeutet aber auch, dass Jugendliche gute Chancen auf eine Lehrstelle haben. Nadine Grün aus dem Team Nachwuchsgewinnung der Handwerkskammer Lübeck sagt: „Wir haben in Stormarn bis Ende Oktober mit 413 eingetragenen Ausbildungsverträgen 40 weniger als im Vorjahr gezählt. Das ist ein Rückgang von 8,8 Prozent. Dabei suchen die Handwerksbetriebe händeringend Nachwuchs. Für jeden Ausbildungssuchenden finden sich im Handwerk noch Einstiegsmöglichkeiten.“

Auch bei der Industrie- und Handelskammer Lübeck (IHK) gingen weniger Ausbildungsverträge ein: „In Stormarn sind mit 690 Ausbildungsverträgen 66 weniger als im Vorjahr registriert. Dies entspricht einem Minus von neun Prozent“, so Ulrich Hoffmeister, Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung bei der IHK.