Bad Oldesloe. Im Nachbargebäude in Bad Oldesloe beginnen jetzt die Bauarbeiten. Dort lebt eine kranke 47-Jährige im zwölften Stock.

Früher als geplant ist der neue Fahrstuhl in einem der sogenannten Hölk-Hochhäuser in Bad Oldesloe fertig geworden. Am Montag wurde der Aufzug offiziell abgenommen und kann ab sofort von den Bewohnern genutzt werden. Wie berichtet, war die Erneuerung der Fahrstühle in den maroden Häusern notwendig geworden, weil der Fahrstuhl immer wieder kaputt gegangen war.

Arbeiten sind zwei Wochen früher fertig als geplant

Bis Mitte August sollten die Arbeiten eigentlich dauern. Doch in dem ersten Hochhaus ist bereits jetzt wieder freie Fahrt angesagt. Der Zeitrahmen sei großzügig bemessen gewesen. „Es lief alles nach Plan“, sagt Maria Herrmann, die das Quartiersmanagement der Hölk-Häuser leitet. Doch die nächsten Bauarbeiten sind schon terminiert: Im benachbarten Hochhaus am Poggenbreeden wird in den nächsten Tagen der alte Fahrstuhl abgestellt. Dort heißt es dann die kommenden Wochen: Treppen steigen.

Die Bauarbeiten stellten die rund 400 Bewohner in den vergangenen Wochen teils vor große Herausforderungen. Alte und kranke Menschen waren quasi in ihren Wohnungen eingesperrt. Ein Trageservice für Einkäufe, den das Düsseldorfer Immobilienunternehmen LEG als Eigentümerin der Hochhäuser eingerichtet hatte, brachte zunächst nicht den gewünschten Effekt und wurde kaum genutzt – weil die angebotenen Zeiten nicht der Lebensrealität der Bewohner entsprachen.

Problem: Eine schwere Balkonscheibe musste in den zehnten Stock

Zwischenzeitlich wurden die Zeiten jedoch angepasst. „Das hat auch gut funktioniert“, sagt Maria Herrmann. „In Absprache mit der LEG wurde statt zwei Trägern nur noch einer eingesetzt, der jeden Tag außer sonntags von 14 bis 18 Uhr vor Ort war und beim Tragen von Einkäufen und anderen Gütern half“, so Herrmann. Verbesserungsbedarf – auch im Hinblick auf die anstehenden Arbeiten – sieht sie in Sachen Kommunikation. Herrmann: „Teilweise war der Aushang weg, teilweise hing noch der Zettel mit den alten Zeiten im Treppenhaus. Dadurch haben wir den Trageservice erst in den vergangenen zwei Wochen so richtig ins Laufen gekriegt.“

Insgesamt haben, so Herrmann, die Menschen die Zeit ohne Fahrstuhl aber recht gut überstanden – zumindest habe sie es so mitbekommen. „Es gab aber einen Problemfall: Ein Bewohner sollte eine neue Balkonscheibe bekommen, weil die alte kaputt war. Der Handwerker weigerte sich jedoch, die schwere Scheibe die Treppen hochzutragen – das Risiko, dass die Scheibe kaputt geht, war zu groß.“ Weil die Lage für die Bewohner jedoch besonders schwierig war – in dem Haushalt leben kleine Kinder, die sich in der Nähe einer kaputten Balkonscheibe im zehnten Stock aufhielten – baute der Handwerker die Scheibe inzwischen schließlich doch ein.

Fahrstuhl stand auch im Hochsommer bei über 40 Grad still

„Ansonsten gab es keine größeren Probleme“, so Herrmann. „Obwohl wir ja zwischendurch Hochsommer und über 40 Grad Celsius hatten.“ Der erste Testlauf des neuen Fahrstuhls sei ohne Probleme verlaufen. Herrmann: „Wir wissen natürlich nicht, wie Wassereinbruch sich im Aufzugschacht auswirken könnte.“ Denn das komme in den baufälligen Gebäuden immer wieder vor.

Zusammen liegt die Investitionssumme für die beiden Fahrstühle bei 700.000 Euro. Sie sind für maximal elf Personen und 825 Kilogramm ausgelegt.

Die Arbeiten für den Aufstuhl im Haus am Poggenbreeden beginnen dieser Tage und sollen bis Ende September dauern. Am Montag sollte Material gebracht werden. Dienstag oder Mittwoch wird der Fahrstuhl abgestellt. „In diesem Haus haben wir zwei Härtefälle“, sagt die Quartiersmanagerin. Eine Person ist vergangene Woche umgezogen. Eine 74 Jahre alte Frau wohnt derzeit noch allein im zwölften Stock. Auch für sie hofft Maria Herrmann, einen Umzug möglich machen zu können. Ein definitives Okay von der LEG gab es dafür bis Montagabend noch nicht.

Wochenlang ohne Fahrstuhl – das wäre für Gardire Abassi eine Katastrophe

Die 74 Jahre alte Gardire Abassi ist schwer krank, hat Probleme mit den Beinen, mit dem Magen, mit dem Herzen, bekommt nur schwer Luft. Wochenlang in ihrer Wohnung leben zu müssen, ohne einen Fahrstuhl nutzen zu können, käme für sie einer Katastrophe gleich. „Sie macht sich große Sorgen und hat mich schon oft deshalb angerufen“, sagt ihr Pfleger.

Eine andere Bewohnerin des Hauses, die mit ihren drei Kindern im siebten Stock lebt, sagt: „Es wird schwer.“ Sie hat ein Fahrrad, das sie nicht draußen stehen lassen möchte und die kommenden Wochen die Treppen hochschleppen muss – von den Einkäufen ganz zu schweigen.

Wird die LEG die Hochhäuser wieder verkaufen?

Übrigens: Momentan steht noch die Frage im Raum, ob die LEG die Hölk-Hochhäuser sanieren oder verkaufen möchte. Bis zum Sommer wollte die LEG eine Entscheidung treffen. Einen finalen Sachstand gebe es laut Sprecher Nils Roschin noch nicht, man befinde sich aber aktuell auf der Zielgeraden der Entscheidungsfindung. Zum 1. Januar 2022 hatte das Unternehmen die Immobilien von der Firma Adler übernommen.

Das LEG-Votum ist für Maria Herrmann auch gar nicht mehr so wichtig: „Die Eigentümer kommen und gehen, aber die Menschen bleiben. Wir konzentrieren uns nicht auf die Eigentümer, sondern auf die Menschen, die hier leben.“