Ahrensburg. Bürger können bei Veranstaltung am 13. November Vorschläge für das Gebäude am Marstall machen. Ziel ist ein Plan für die Nutzung

Seit vielen Jahren liegt er brach und ist weitgehend ungenutzt, der Alte Speicher auf dem Gutshofgelände am Ahrensburger Schloss. Als Teil des Ensembles mit Marstall, Reithalle und Verwalterhaus an der Lübecker Straße steht er unter Denkmalschutz. Der dreistöckige Backsteinbau ist baufällig, viele Fenster sind mit Brettern vernagelt. Seit 2016 gehört der Speicher der Stadt Ahrensburg, und seitdem wird immer wieder diskutiert, was mit ihm geschehen soll.

Sanierungskosten auf 3,6 Millionen Euro geschätzt

Nun unternimmt die Stadt einen neuen Anlauf, um Ideen und Interessenten für eine Nutzung nach einer Sanierung zu gewinnen. So lädt sie alle Bürger und Interessengruppen zu einer Ideenwerkstatt ein. Dort kann sich jeder über das Gebäude informieren und seine Vorstellungen für die künftige Nutzung einbringen. „Die Veranstaltung ist als eine Art Marktplatz gedacht mit verschiedenen Ständen und freiem Kommen und Gehen“, sagt Kay Renner, Stadtplaner in der Ahrensburger Bauverwaltung, der das Projekt im Rathaus betreut.

Sie wollen mit dem Verein Zukunftsspeicher den Alten Speicher in Ahrensburg zu einem lebendigen Ort machen: Rolf Griesenberg (v. l.), Matthias Stern, Detlef Steuer, Hella Eickenscheidt, Armin Diedrichsen, Peter Bollhardt, Wulf Köpke, Claudia Kalka und Jens Wilking.
Sie wollen mit dem Verein Zukunftsspeicher den Alten Speicher in Ahrensburg zu einem lebendigen Ort machen: Rolf Griesenberg (v. l.), Matthias Stern, Detlef Steuer, Hella Eickenscheidt, Armin Diedrichsen, Peter Bollhardt, Wulf Köpke, Claudia Kalka und Jens Wilking. © Verein Zukunftsspeicher | Hella Eickenscheidt

„Das Ziel ist, mit Hilfe der Ideen aus der Werkstatt ein Konzept für eine Nutzung zu entwickeln und der Kommunalpolitik zur Beschlussfassung vorzulegen“, sagt Kay Renner. Mit dem Konzept könnte dann auch Fördergeld für die nötige Sanierung des Baus beantragt werden. Die Kosten werden von der Stadt auf mindestens 3,6 Millionen Euro geschätzt. Dafür steht ein Zwei-Drittel-Zuschuss aus dem Förderprogramm „Lebendige Zentren“ (früher „Städtebaulicher Denkmalschutz“) von Bund und Land in Aussicht, in das die Stadt vor Jahren aufgenommen worden ist.

Früher beherbergte der Bau Jugendzentrum

Die Stadt hatte den 1895 gebauten ehemaligen Kornspeicher 1999 an das benachbarte Park Hotel verkauft. Weil das Hotel das Gebäude dann doch nicht für eine Vergrößerung nutzte, machte Ahrensburg 2015 von seinem Rückkaufsrecht Gebrauch. Mit den Stimmen von SPD, Grünen und Wählergemeinschaft WAB beschlossen die Stadtverordneten, den Bau für knapp 600.000 Euro wieder zu übernehmen. Durch Städtebauförderung vom Land lag der Eigenanteil damals allerdings nur bei 200.000 Euro.

In dem Gebäude mit rund 1600 Quadratmetern Nutzfläche war einst ein autonomes Jugendzentrum untergebracht. Dessen Nachfolger, das Juki 42 am Stormarnplatz, wird noch heute als „Speicher“ bezeichnet.

Nutzung als Museum und Erlebnisbrauerei denkbar

Derzeit nutzen zwei Mieter Räume im Speicher als Lagerstätten, darunter ein Antiquitätenhändler. Die Stadt erhält dadurch jährliche Mieteinnahmen von rund 1700 Euro. Dem stehen laut Kay Renner jährliche Fixkosten von rund 1200 Euro gegenüber, die sich aus Grundsteuer und Gebäudeversicherung zusammensetzen. Zudem werden im Budget der Stadt jährlich rund 10.000 Euro für Reparaturen und Sicherungsmaßnahmen vorgehalten, aber nicht immer ausgegeben.

Vorschläge zur künftigen Nutzung des Alten Speichers gab es in der Vergangenheit reihenweise: Theater, Kino, Jugendgästehaus, Musicalschule, Museum oder Erlebnisbrauerei. Dazu kamen Gastronomie, Künstlerateliers oder eine Gedenk- und Bildungsstätte.

Sanierung kann frühestens 2026 beginnen

Innenarchitektur-Studenten der Hochschule Hannover entwickelten Anfang 2020 Konzepte. Um eine Nutzung voranzubringen, beschlossen Ahrensburgs Stadtverordnete im März 2021, eine Art Interessenbekundungsverfahren zu starten. Dabei sollten potenzielle Nutzer ihre Pläne einreichen. Das Verfahren wurde allerdings später von der Verwaltung zurückgestellt mit der Begründung, dass das Bauamt bei angespannter Personalsituation durch wichtigere Projekte als den Speicher ausgelastet sei. Außerdem könne man nicht sagen, wann das Gebäude bezugsfertig werde.

Der Bauausschuss beschloss daraufhin im Februar dieses Jahres, die Instandsetzung so zu priorisieren, dass „möglichst im Jahr 2025“ mit dem Umbau begonnen werden kann. Das Interessenbekundungsverfahren sei voranzutreiben. Allerdings hat die Bauverwaltung immer wieder betont, dass dieser Zeitplan wenig realistisch sei. Die Speicher-Planung könne demnach erst 2025 beginnen, ein Baubeginn sei frühestens 2026 möglich.

Gebäude ist nicht einsturzgefährdet

Abgeschlossen wurden dagegen in diesen Tagen die Voruntersuchungen zur Bausubstanz durch einen Statiker und einen Holz-Fachgutachter. „Das Gebäude ist nicht einsturzgefährdet“, sagt Stadtplaner Renner über ein erstes Ergebnis. Die genauen Erkenntnisse der Gutachter sollen bei der Ideenwerkstatt vorliegen und vielleicht schon am 2. November im Bauausschuss mitgeteilt werden.

Ein weiterer Akt in der wechselvollen Geschichte des Speichers war im Juni dieses Jahres die Gründung des Vereins „Zukunftsspeicher“. Er hat das Ziel, die Entscheidung über die Nutzung des Gebäudes in Ahrensburg voranzutreiben. Ihm gehören interessierte Bürger, Kulturschaffende und einige Stadtverordnete an. Zur Ideenwerkstatt wurde der Verein ebenso eingeladen wie der Stadtjugendring, der Runde Tisch Ahrensburg für Zivilcourage und Menschenrechte und der Historische Arbeitskreis Ahrensburg.