Trittau. Sondersitzung des Planungsausschusses in den Sommerferien. Vor Zustimmung forderte Politik von Konzern Überarbeitung der Pläne.

Wenn der Trittauer Planungsausschuss mitten in den Sommerferien tagt, gibt es dafür einen Grund. In diesem Fall war der Anlass das Neubauvorhaben von Lidl am jetzigen Standort Poststraße. Damit der Konzern wie geplant 2023 mit dem Bau beginnen kann, muss die Baugenehmigung zeitnah erfolgen. Voraussetzung ist, dass die Gemeinde ihr Einverständnis zu den Plänen signalisiert. Bei der nächsten regulären Sitzung wäre die Frist dafür jedoch bereits ausgelaufen.

Einige Tage vor der Sitzung hatte Lidl die geänderten Bauantragsunterlagen eingereicht. Sie wurden erforderlich, weil der Ausschuss signalisiert hatte, dass er erst dann über die sechs Befreiungsanträge entscheiden wolle, wenn der Konzern im Gegenzug die Änderungswünsche der Politik in das Konzept mit einfließen lasse. So zumindest lautete das Ergebnis aus der vorangegangenen Sitzung im Juni, als die beiden Lidl-Vertreterinnen, Portfolio-Managerin Sina Chris­tien Sauer und Dörte Reimers, Immobilienleiterin der Regionalgesellschaft Siek, den Ausschussmitgliedern die Planungen vorgestellt hatten.

Lidl will sich gegen lokale Konkurrenz behaupten

Wie schon bereits seine lokalen Mitbewerber Famila, Edeka, Markant und Penny will sich Lidl mit einer repräsentativen Filiale größer aufstellen. Im Gegensatz zum Discounter Aldi, der seinen Betrieb an der Vorburgstraße so lange aufrechterhält, bis die neue Filiale an der Schulstraße bezugsfertig ist, muss sich Lidl auf einen Einnahmeausfall durch die Schließung in der Zeit zwischen Abriss und Eröffnung des neuen Gebäudes einstellen.

Konzernseitig war also eine schnelle Entscheidung gewünscht. Trotzdem ließen es sich die politischen Vertreter nicht nehmen, ausgiebig über die einzelnen Punkte zu diskutieren. Erster Punkt auf ihrer Wunschliste: die Begrünung der Stützwände entlang des Fußwegs. Dazu stellte Sauer eine durchgängige und eine offene Variante mit einem Metallzaun zur Auswahl. Stephan Burmester (CDU) plädierte für die durchgängige Variante, da sie einen Sichtschutz gegen die Scheinwerfer der Fahrzeuge biete, was auf breite Zustimmung stieß. Sabine Paap (Grüne) merkte an, dass sie eine schnell wachsende Begrünung bevorzuge.

Weiße Flächen laden zum Sprayen von Graffiti ein

Beim Thema Fassadengestaltung monierte der Ausschussvorsitzende Peter Sierau (Bürgergemeinschaft Trittau), dass zu wenig Klinker vorgesehen sei. Burmester äußerte ebenfalls Bedenken: „Das viele Weiß lädt zum Besprayen ein.“ Auch Marius Orlowski (CDU) sagte: „Ich hätte mir mehr Verblendmauerwerk vorgestellt.“ Er gab zu bedenken, „dass so eine verputzte weiße Fassade spätestens nach sieben Jahren neu gestrichen werden muss“.

An diesem Punkt brachte CDU-Fraktionsvorsitzender Jens Hoffmann einen Kompromissvorschlag ins Spiel: Die vordere linke Seitenwand solle verklinkert werden, und „der Bereich dahinter wird begrünt“. Das schien auch Dörte Reimers ein gangbarer Weg. Sierau stellte jedoch den Antrag, dass die gesamte Nordseite verklinkert werden solle. Doch er fand nicht genügend Unterstützer, wohingegen Hoffmanns Vorschlag einstimmig angenommen wurde.

Auch die Lastenräder sollen im Trockenen stehen

Der Ausschuss hatte bei der Juni-Sitzung eine Überarbeitung der Radstellplätze angemahnt. Nun ging es um die Entscheidung für sechs weitere oder alternativ drei für Lastenräder. Detlef Ziemann (Grüne) fragte, warum an dieser Stelle keine Überdachung vorgesehen sei. Hoffmann regte an, zum einfacheren Rangieren mit den Lastenrädern auf einen Pkw-Stellplatz zu verzichten und zusätzlich die Überdachung weiter nach vorn zu ziehen. Dieser Vorschlag stieß auf breite Zustimmung bei allen Anwesenden.

Weniger einig war man sich hingegen beim Parkplatz. Die Politiker hatten angeregt, zwischen den Stellflächen Bäume zu pflanzen. Doch Sauer sagte: „Wir haben weiterhin keine Bäume auf dem Parkplatz geplant.“ Begründung: Die Durchwurzelung des Bodens sei problematisch, auch wegen der Leitungen der E-Ladesäule, die dort vorgesehen sei. Reimers führte an, dass mehr Bäume als gefordert an den Grundstücksgrenzen vorgesehen seien. Nicht ausreichend, befand Burmester, der die Gefahr einer „kargen und wüstenähnlichen Fläche mitten im Ort“ sah. Ziemann sagte, eine so große Fläche habe die Eigenschaft, sich aufzuheizen. „Das können wir uns mitten im Ort nicht erlauben. Da stellt man Dinge drauf, die Schatten spenden.“ Lösungen wie Solar- oder Gründach kamen zur Sprache, wurden wieder verworfen. Reimers betonte, dass jeder der 90 Stellplätze für Lidl wichtig sei. Sie plädiere dafür, die Zahl beizubehalten.

Beide Seiten müssen bereit für Kompromisse sein

Das veranlasste Sierau zu einer Klarstellung, wer am längeren Hebel sitzt. „Sie haben Anträge auf Befreiung gestellt“, sagte er an Reimers gerichtet. „Wenn Sie Ihr Einverständnis für mehr Grün geben, werden wir das andere bewerkstelligen.“ Nach längerer Diskussion gab sich Reimers geschlagen: „Wenn wir dafür die Befreiung bekommen, ja.“ Zwei Parkplätze weniger, zwei Bäume mehr, so lautete der Handel.

Die Befreiungsanträge beziehen sich unter anderem sich auf die vorgegebene Zahl der Parkplätze. Die Stellplatzsatzung der Gemeinde sieht im Fall von Lidl 94 vor. Außerdem hat der Konzern in Teilen die Abweichung von der Baugrenze um zwei Meter beantragt wegen der Errichtung von Stützwänden. Sie sollen die Aufschüttung des abschüssigen Geländes auffangen. Dazu wird das Abbruchmaterial vom Abriss des alten Gebäudes verwendet, das somit nicht abtransportiert werden muss. Die geforderte Zweigeschossigkeit soll optisch durch eine Erhöhung der Fassade hergestellt werden.

Beim Thema Gehweg setzte Lidl die Wünsche um: Er wird auf 2,50 Meter verbreitert und barrierefrei. Zum Schluss der Sitzung stimmte der Ausschuss allen Befreiungsanträgen zu und empfahl Bürgermeister Oliver Mesch, den Planungen in der vorliegenden Form zuzustimmen.

Die Präsentation von Lidl kann unter dem folgenden Link eingesehen werden:

https://www.trittau.sitzung-online.de/bi/___tmp/tmp/45081036219652007/219652007/00105181/81-Anlagen/01/VorstellungTrittau_20220726_V2_1_.pdf