Trittau. Konzept im Planungsausschuss vorgestellt. Es sieht vielfältige Maßnahmen wie Schutzstreifen, Fahrradstraßen und Tempo-30-Zonen vor.
Stefan Luft vom urbanus Planungsbüro aus Lübeck begleitet Trittau auf dem Weg in eine fahrradfreundliche Zukunft. Keine einfache Aufgabe, denn die Ausgangslage wird durch enge Straßen, fehlende Querungen und viel Durchgangsverkehr bestimmt. Aus diesem Grund hat die Gemeinde im März 2019 ein Radverkehrskonzept in Auftrag gegeben. Den in Zusammenarbeit mit der Planungsgemeinschaft Verkehr (PVFG) Dargel Hildebrandt aus Hannover erstellten Entwurf hat Luft jetzt in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses vorgestellt.
Die Hauptrouten sollen besser ausgerüstet werden
Im Ergebnis schlagen die Planer ein Paket aus 70 Maßnahmen, Projekten und langfristigen Aufgaben vor. Die Hauptrouten sollen so ausgerüstet werden, dass sie genau definierte Anforderungen erfüllen. Dazu zählen gut befahrbare Oberflächen, umwegarme Linienführung, radverkehrsfreundliche Überquerungshilfen wie beispielsweise Ampelanlagen, durchgängige Beleuchtung und eine lückenlose Wegbeschilderung.
Stefan Luft sagt: „Ein Grundproblem in Trittau sind die engen Straßenräume. Dort ist kein Platz, um üppige Radwege anzulegen.“ Er nennt Zahlen aus der Unfallstatistik der Jahre 2016 bis 2018: In diesem Zeitraum gab es innerorts 37 Unfälle mit Beteiligung von Fahrradfahrern. Schwerpunkte lagen in der Post-, Kirchen- und Hamburger Straße. In etwa einem Drittel der Fälle war das Fahren in falscher Richtung die Ursache.
Am Schulzentrum könnten Fahrradstraßen gebaut werden
„Wenn ich auf der Hamburger Straße fahre, ergreift selbst mich als passionierter Radfahrer ein gewisses Unsicherheitsgefühl“, sagt Luft. An der Poststraße seien Zweiräder sowohl auf Gehwegen in beiden Richtungen als auch auf der Fahrbahn zu finden. Auf den beiden genannten sowie sowie der Rausdorfer Straße sollen künftig Schutzstreifen und Piktogramme auf der Fahrbahn mehr Sicherheit für Radfahrer bieten. Gleiches gilt für die Kieler Straße, Bahnhof-, Otto-Hahn- und Bürgermeister-Hergenhan-Straße. Durch direkt vor den Ampeln markierten Aufstellflächen sollen die Radler mehr in den Fokus nachfolgender Autofahrer rücken.
Der Bereich Gartenstraße/Im Raum ist nach Ansicht der Planer geeignet als Fahrradstraße. Für solche gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h. Dort dürfen Radler auf der Fahrbahn nebeneinander fahren, haben Vorrang vor anderen Fahrzeugführern, die ihre Fahrweise anpassen müssen. Eine so erreichte Verkehrsberuhigung könnte zudem zu einer Entschärfung der Gefährdungssituationen beitragen, die immer wieder durch den Bring- und Holverkehr am Schulzentrum entstehen.
Fehlendes Ganzverkehrskonzept erschwert die Planungen
Die Radrouten abseits der Hauptverkehrsstraßen – wie Ziegelbergweg, Waldstraße/Bahndamm und die sogenannte Schulroute, die in Nord-Süd-Achse über das Schulzentrum führt – sollen ausgebaut werden. Auf die Schulroute geht Luft näher ein, sagt: „Das ist eigentlich ein Positivbeispiel, aber auch hier sieht man, dass die Breiten teilweise sehr eingeschränkt sind.“
Die Planung des Radverkehrs sei durch ein fehlendes Gesamtverkehrskonzept erschwert, so der Experte. Denn bei allen Vorschlägen müssten auch immer die Auswirkungen auf den Kfz- und Fußverkehr berücksichtigt werden. Daher schlage er der Politik vor, sich nach dem Ende des Radverkehrskonzepts mit einem Gesamtverkehrskonzept zu befassen. Aktuell gebe es eine „gefühlte Dominanz des Autoverkehrs“ in Trittau. Damit das nicht so bleibe, müssten die Bürger auch ihre Einstellung verändern. „Die Radverkehrsnutzung beginnt im Kopf“, sagt Luft.
Bürger konnten ihre Vorschläge und Wünsche einbringen
So sehen das offensichtlich auch die Bürger, die sich im vergangenen Jahr am offenen Arbeitskreis Radverkehr beteiligt haben. Bei drei Treffen konnten sie ihre Ideen und Vorstellungen einbringen und über Lösungen diskutieren. Diese Arbeitskreise und ein Bürgerforum sicherten eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit. Die Ergebnisse daraus flossen in das jetzt vorgestellte Konzept ein. „Es dient der Politik als Diskussionsgrundlage für ihre Entscheidungen. Jetzt geht es um Prioritätensetzung und Kostenschätzung“, sagt der Planer.
Nach einem interfraktionellen Workshop zum Thema wird der Planungsausschuss voraussichtlich im Herbst über das Konzept abstimmen. Zuvor soll es der Öffentlichkeit im September vorgestellt werden.