Barsbüttel. Wählergemeinschaft BfB nennt Standorte für Wind- sowie Solarpark. Auch Christ- und Sozialdemokraten machen Vorschläge.
Sie will ihren Teil dazu beitragen, dass Deutschland klimaneutral wird – und zwar so schnell wie möglich. Die Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) fordert den Bau eines Wind- sowie Solarparks im Gemeindegebiet, macht konkrete Vorschläge, wo das geschehen soll und welche Akteure beteiligt werden. Die anderen Fraktionen möchten erneuerbare Energien ebenso, haben aber eigene Ideen, wie mit dem Thema umgegangen werden soll.
Karin Eickenrodt ist stellvertretende BfB-Fraktionsvorsitzende. Sie sagt: „Wir schlagen drei bis vier Windräder an der Autobahn 1 nahe Möbel Höffner Richtung Rahlstedt vor. Bürger sollen Anteile am Park erwerben können.“ Die Gruppe möchte das E-Werk Sachsenwald mit Sitz in Reinbek in die Überlegungen einbeziehen. Vorbedingung ist, dass die Gemeinde das Gebiet als Eignungsfläche vorschlägt und das Land dem Ansinnen zustimmt. Die Wählergemeinschaft hatte schon 2011 und 2019 Anläufe unternommen, fand aber in den Gremien keine Mehrheit.
BfB stellt Antrag für Planungsausschuss am 15. September
Jetzt versucht sie es ein drittes Mal und liefert auch dieses Argument neben zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen: Die Nähe zum kleinen Umspannwerk in der Barsbütteler Landstraße bietet laut BfB eine optimale Möglichkeit der Einspeisung in das Stromnetz des E-Werks ohne allzu große Investitionen für das Leitungsnetz. Schon vor mehr als zehn Jahren, so Eickenrodt, hätten Landwirte sich bereit erklärt, Flächen für einen Windpark zur Verfügung zu stellen. Die Verwaltung soll mit ihnen in Kontakt treten und ermitteln, ob die Zusage weiterhin steht. All das ist Bestandteil eines BfB-Antrags für den Planungsausschuss am Donnerstag, 15. September. Laut Eickenrodt können auch weniger hohe Windkraftanlagen einen wirtschaftlichen Stromertrag liefern. „Wir alle tragen Verantwortung für den Lebensraum und die Lebensqualität der nächsten Generationen. Darum sollten wir diesen Schritt auch gehen“, sagt die 63-Jährige.
Außerdem unterstützt die Wählergemeinschaft den Landwirt Jens Wagner, einen Freiflächensolarpark in der Feldmark oberhalb des Rähnwischredders zu bauen. Dieser war schon im September 2021 an Politik und Verwaltung herangetreten, scheiterte. Nun hat ihn die BfB ermuntert, wieder vorstellig zu werden. Wagner hat inzwischen ein Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden verfasst inklusive Lageplan und Kennziffern. Das Flurstück ist rund 23.000 Quadratmeter groß. „Hier könnte ein Solarpark mit einer verbauten Leistung von circa zwei Megawatt entstehen“, heißt es in der E-Mail. Es würden jährlich rund 1,8 Millionen Kilowatt Strom erzeugt.
Christdemokraten wollen Vertreter des Umweltministeriums einladen
Wagner beabsichtigt, beim Kreis eine Bauvoranfrage zu stellen und steht schon mit dem E-Werk Sachsenwald in Kontakt. Er will mit der Anlage seinen Betrieb und auch die Öffentlichkeit versorgen. „Sie wäre die bessere Alternative zu einem Schweinestall für 1000 Mastschweine und könnte ein wertvoller Beitrag zur Umsetzung der Energiewende sein, den wir alle als Gesellschaft schaffen und ermöglichen müssen“, steht in dem Dokument an die Parteienvertreter. Einen Antrag für den Planungsausschuss hat die BfB bewusst nicht gestellt, obwohl sie Initiator ist. Die Gruppe hofft auf breiten Konsens im Vorfeld der Sitzung und will sich die Sache nicht auf die Fahnen schreiben. Im kommenden Mai sind Kommunalwahlen. Die Wählergemeinschaft fürchtet eine Ablehnung des Projekts von anderen Fraktionen für den Fall, dass sie sich als Macher des Solarparks verkauft.
Einen solchen hätte auch Glinde gern. Wie berichtet, will die dortige Politik eine grenzübergreifende Anlage mit Oststeinbek im Außenbereich. Die Verwaltung wurde vor eineinhalb Wochen beauftragt, eine Kooperation herbeizuführen. Vorausgegangen war ein Beschluss des Oststeinbeker Umweltausschusses im Mai, wonach das Glinder Interesse an einer Zusammenarbeit abgeklopft werden sollte. Weiter ist da schon Großhansdorf. Ein 2012 fertiggestellter Solarpark befindet sich auf der Grenzeckkoppel an der Autobahn 1. Er ist verpachtet an eine Firma aus Baden-Württemberg, 25.000 Euro fließen dafür jedes Jahr in die Gemeindekasse. In der Waldgemeinde sollen in absehbarer Zeit zwei weitere Solarparks an der A 1 entstehen. Zusammen messen beide Gebiete rund zehn Hektar.
Angela Tsagkalidis, Fraktionsvorsitzende der Barsbütteler Grünen, sagt zu den BfB-Vorschlägen: „Meiner Meinung nach muss das Thema Energie und Klima konstruktiver und vor allen Dingen übergreifender gedacht werden. Wir sind alle keine Fachleute und müssen uns externe Expertise einholen, um gut beraten die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Dahingehend zielt auch ein Antrag der CDU für den kommenden Planungsausschuss, wonach ein Vertreter des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur in Barsbüttel vorstellig werden und Fragen unter anderem zu Flächen und Förderprogrammen beantworten soll. „Wir stehen Vorhaben mit erneuerbaren Energien positiv gegenüber. Nun ist es wichtig, ein ganzheitliches Konzept zu verfolgen und Stückwerk zu vermeiden“, sagt Fraktionschef Henri Schmidt.
Auch die Sozialdemokraten haben Anträge für den Planungsausschuss gestellt. Sie möchten ein gesamträumliches Konzept für Wind- und Solaranlagen unter Einbeziehung von Plänen der Nachbarkommunen sowie des E-Werks Sachsenwald. Außerdem soll die Verwaltung Grundeigner ermitteln, die Interesse an der Errichtung von Energieparks haben und klären, welche gemeindeeigenen Gebäude mit Solarmodulen bestückt werden können. „Barsbüttel soll einen Beitrag leisten, um die Abhängigkeit von fossilen Energiequellen zu reduzieren“, sagt SPD-Fraktionschef Hermann Hanser.