Barsbüttel. Wachen-Projekt am Dorfring vor dem Aus. Gemeinde prüft juristische Schritte, hat aber auch schon neues Grundstück ins Auge gefasst.
Die Zeichen für einen Kurswechsel beim Neubau der Feuerwehrwache im Barsbütteler Ortsteil Stemwarde verdichten sich. Höchstwahrscheinlich wird das Gebäude nicht wie geplant am jetzigen Standort der ehrenamtlichen Helfer an der Straße Dorfring errichtet. Grund ist eine Fehlplanung des Architekten. Er hat den Abstand zum Nachbargrundstück falsch berechnet. Die Immobilie müsste eineinhalb Meter nach vorn versetzt werden mit der Folge, dass die sogenannte Aufstellfläche für Fahrzeuge im Außenbereich in den öffentlichen Gehweg hineinreichen würde. Die Verwaltung prüft laut Bürgermeister Thomas Schreitmüller jetzt juristische Schritte gegen den Experten. Er sagt: „Wir sind überrascht und natürlich verstimmt. Der Fehler ist der Bauaufsicht aufgefallen.“ Der Rathauschef hat bereits ein alternatives Areal ins Auge gefasst.
Darüber informierte Schreitmüller die Politiker im nicht öffentlichen Teil des jüngsten Finanzausschusses. „Die Fläche ist in Privateigentum, ich bin in sehr positiven Gesprächen“, sagt der Bürgermeister. Dem Vernehmen nach bietet ein Landwirt einen rund 17.500 Quadratmeter großen Acker an und möchte dafür einen siebenstelligen Betrag haben. Barsbüttel könnte in dem Bereich neben einer Feuerwache zu einem späteren Zeitpunkt Grundstücke für Wohnbebauung entwickeln lassen, an einen Investor veräußern und das Gerätehaus-Projekt so refinanzieren. Außerdem würde Geld in die Gemeindekasse fließen bei einem Verkauf des Areals am Dorfring. Drumherum wurden zuletzt mehrere Häuser gebaut.
Neue Kostenschätzung lag bei 3,2 Millionen Euro plus Geld für Auslagerung
„Der Vorschlag ist bei uns sehr gut angekommen. Wir werden für einen Grundstückskauf stimmen“, sagt Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). Ansonsten würde man eine Wache erstellen, die rechtliche Mängel aufweise. Das mache keinen Sinn. „Und die Fahrzeuge der Feuerwehr werden auf Sicht immer länger, das würde die Probleme noch verschärfen.“ Sein Pendant von der CDU, Henri Schmidt, sagt: „Ich bin verärgert. Wir hatten bei der Standortfrage hochemotionale Gespräche zwischen Feuerwehr und Politik, hätten uns die auch sparen können.“
Sozialdemokrat Hermann Hanser findet, die Alternative höre sich vernünftig an. Der Fraktionsvorsitzende sagt: „Ich gehe davon aus, dass sich die Mehrheit der neuen Idee anschließt. Vielleicht gibt es auch einen einstimmigen Beschluss.“ Grünen-Fraktionschefin Angela Tsagkalidis hat sich gedanklich von einem Neubau am Dorfring schon verabschiedet: „In meiner Partei sind alle überzeugt, dass der Standort mit diesen Problemen nicht zu rechtfertigen ist.“ Als Entscheidungsträger müsse man verantwortungsvoll handeln.
Die Wehr in Stemwarde zählt derzeit 42 aktive Mitglieder, die bei Einsätzen ausrücken. Sie hatte sich seinerzeit für den Verbleib in der Ortsmitte ausgesprochen. Die Politik entsprach dem Ansinnen, obwohl der Platz auf dem 868 Quadratmeter großen Gelände begrenzt ist. Sie hatte sich auch mit anderen Grundstücken befasst. Im August 2018 startete die Vorplanung, drei Gebäude-Varianten wurden von einem Ingenieurbüro skizziert. Man einigte sich auf eine dreigeschossige Wache samt Keller. Damit sei der Ort für die Zukunft gerüstet, selbst wenn die Zahl der Einwohner steigen sollte, hieß es. Im Juni 2020 wurde der Neubau samt Abriss der jetzigen Immobilie dann von der Gemeindevertretung beschlossen. Er sollte rund 2,4 Millionen Euro kosten.
Angepeilt war ein Baustart im vergangenen Jahr. Doch daraus wurde nichts. Stattdessen gab es eine neue Kostenschätzung. Demnach lag die Summe bei 3,2 Millionen Euro plus 100.000 Euro für die Auslagerung. Der Quadratmeterpreis war mit 5300 Euro angegeben. Das ist teuer im Vergleich zu Wachen, die mehr in die Breite gebaut werden. Im Entwurf für ein Feuerwehrhaus im Ortsteil Willinghusen hatte eine Architektin rund 2900 Euro veranschlagt.
Im Hauptausschuss können die Weichen gestellt werden
Die BfB hätte die beiden Ortswehren am liebsten in einem Gebäude gesehen. Das ist politisch aber nicht durchsetzbar. Im vergangenen Dezember scheiterte die Wählergemeinschaft dann mit einem Antrag in der Gemeindevertretung, die Verwaltung mit Prüfung einer kostengünstigeren Standortalternative in Stemwarde zu beauftragen. Jetzt rückt ein neues Grundstück automatisch wieder in den Fokus.
Der Bau einer Wache in Stemwarde ist alternativlos, weil die aktuelle nicht mehr zeitgemäß ist. Die Mängel sind erheblich, unter anderem fehlt es an Umkleidekabinen. Auf die Missstände hatte die Hanseatische Feuerwehrunfallkasse (HFUK) schon vor vielen Jahren aufmerksam gemacht. Am 28. April beschäftigt sich der Hauptausschuss mit dem Thema. Dann könnte der Beschluss für das Gerätehaus am Dorfring aufgehoben werden. In diesem Fall gehen die Planungen wieder von vorn los. Sicher ist: Das Gebäude auf einem anderen Areal würde breiter sein.