Bad Oldesloe. Stormarner legen sich angesichts hoher Energiepreise Vorräte für den Winter an. Monatelange Wartezeit auf Kamine.

Mitten im Sommer ist Brennholz in Stormarn zum Verkaufsschlager geworden. Auf der Suche nach Alternativen zum teuren Gas und Öl legen sich viele Hausbesitzer große Vorräte für ihre Öfen an. Im Holzhof Stormarn in Bad Oldesloe ist Kaminholz schon seit Mitte Juli ausverkauft, sagt Geschäftsführer Steffen Burkhardt. Üblicherweise nehme die Nachfrage ab, sobald es wärmer werde – etwa ab März oder April. Die Zeit nutzen die Verkäufer dann, um ein Lager mit Vorräten anzulegen.

Doch dieses Jahr sei die Nachfrage ungebremst gewesen. Teilweise habe es 60 bis 70 Anrufe pro Tag gegeben. Eine Reserve konnte nicht aufgebaut werden. „Alles, was getrocknet wurde, wurde auch gleich ausgeliefert“, sagt Burkhardt.

Einige Kunden verlieren die Nerven und werden beleidigend

Die heftigen Stürme im Februar hätten den Engpass verschärft. Dabei seien viele Bäume beschädigt worden, sodass in diesem Jahr insgesamt doppelt so viel Rohholz aufgearbeitet werden musste wie im vergangenen Jahr. Der sogenannte „Windwurf“ bestand hauptsächlich aus Nadelbäumen – im Holzhof wird allerdings nur Buche zu Kaminholz weiterverarbeitet. Der Buchenholzeinschlag sei somit in den Rückstand geraten, erläutert Burkhardt.

Der Geschäftsführer muss die potenziellen Kunden mittlerweile auf nächstes Jahr vertrösten. Einige Anrufer verlieren wegen der Lieferschwierigkeiten offensichtlich die Nerven. „Meine Mitarbeiterin ist am Telefon teilweise übel beleidigt worden“, sagt Burkhardt. Er habe sich schon überlegt, die Leitung auf den Anrufbeantworter umzustellen, um seine Mitarbeiter zu schützen.

Kunden fragen teilweise das dreifache der regulären Menge an

Auch in den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten läuft der Brennholzverkauf auf Hochtouren. „Die Nachfrage nach Brennholz ist deutlich, deutlich gestiegen. Das ist auf jede unserer 32 Förstereien wie eine Blaupause zu übertragen“, sagt Ionut Huma, Sprecher der Landesforsten. Von einzelnen Kunden werden inzwischen deutlich mehr Raummeter Holz angefragt als früher – teilweise das dreifache der regulären Menge, so Huma.

Auffällig sei außerdem, dass sich sogar Kunden aus anderen Bundesländern oder dem europäischen Ausland bei den Förstereien melden. Das sei sonst nicht der Fall gewesen. Auch seien die Kunden weniger wählerisch. Waren sonst die gängigen Baumarten Buche, Esche, Eiche und Ahorn sehr gefragt, so wird mittlerweile Interesse an jeglichen Hölzern geäußert.

Um Unfälle zu vermeiden, müssen Motorsägekurse belegt werden

Auch die Motorsägekurse der Landesforsten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Denn wer Brennholz im Wald aufarbeiten möchte, muss den 15-stündigen Lehrgang verpflichtend belegen. Die Kurse waren in diesem Jahr besonders schnell ausgebucht. Neue Termine veröffentlichen die Landesforsten ab September auf ihrer Website (forst-sh.de).

Huma resümiert: „Es ist klar, dass wir nicht die komplette Nachfrage bedienen können – das ist leider so“. Denn schließlich bleibe Holz eine endliche Ressource. Und eine nachhaltige Bewirtschaftung sei den Landesforsten ein besonderes Anliegen. Dazu gehöre unter anderem, weniger Holz zu ernten als nachwächst.

Preise sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen

Zu den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten gehört auch die Försterei Lütjensee. Der dortige Förster Fritz Ole Wolter kann Ionut Humas Beobachtungen bestätigen. „Schon Mitte Juli gab es ungewöhnlich viele Anfragen nach Brennholz“, sagt Wolter, „Dabei sind wir noch gar nicht in der Saison.“ Diese beginne gegen September, wenn es kälter wird. Die Veränderungen bei der Nachfrage sieht Wolter allerdings positiv: „Dass die Leute vorher so wählerisch waren, ist Unsinn gewesen. Man kann auch mit anderen Baumarten als Buche und Eiche vernünftig heizen“.

Momentan könne der Holzbedarf noch gedeckt werden, so der Förster. Aber „irgendwann werden auch Anfragen kommen, die man nicht mehr bedienen kann“. Die Preise sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Wohl auch deshalb wurde vergangene Woche aus dem Wald in Lütjensee Holz gestohlen. Bislang beschränkten sich solche Vorkommnisse auf ein bis zwei Fälle pro Jahr. „Aber es ist zu erwarten, dass das möglicherweise mehr wird“, sagt Wolter.

„Jeder, der mal über einen Ofen nachgedacht hat, legt jetzt los“

Den Trend zum Ofen im Wohnzimmer erleben auch die Kaminbauer. Frau Nehry, zuständig für Marketing und Vertrieb bei den Vereinigten Ofen- und Kaminwerkstätten Hamburg mit Sitz in Braak, berichtet: „Die Nachfrage ist gigantisch gestiegen – wir können das teilweise gar nicht mehr dokumentieren.“

Direkt nach Beginn des Ukraine-Krieges seien etwa 20 bis 25 Kunden pro Tag in das Geschäft gekommen, um einen Kamin zu kaufen. „Jeder, der mal über einen Ofen nachgedacht hat, legt jetzt los“, meint Nehry. Um den Ansturm zu kanalisieren, arbeite man inzwischen nur noch mit Terminvereinbarungen. Wer jetzt einen Ofen bestelle, könne frühestens im November mit der Lieferung rechnen.