Lütjensee. Der Lütjenseer Förster ärgert sich über die Rücksichtslosigkeit. Auch Grünschnitt aus dem Garten kann fatale Folgen haben.

Glaswolle und Dämmmaterial in Plastiksäcken im Wald: Das hat Fritz Ole Wolter, Förster der Försterei Lütjensee der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, vor gut einem Monat erlebt. „Das ist leider kein Einzelfall“, sagt Wolter. Immer wieder entdecken seine Kollegen und er in den Stormarner Wäldern Müll aller Art, den Umweltsünder dort illegal entsorgt haben. „Von ganzen Sofagarnituren und Matratzen bis hin zu Kühlschränken und Dämmmaterial habe ich alles schon gefunden“, sagt der Förster.

„Alles, was man auf einen Anhänger laden kann, hinterlassen die Leute im Wald.“ Meist fahren sie an Orte, zu denen man schnell hin- und wieder wegkommt. Besonders um Hamburg herum sei das Problem groß.

Recyclinghöfe nehmen viele Dinge wie Elektrogeräte kostenlos an

Verständnis für die Gedankenlosigkeit der Menschen hat der Förster nicht. „Ich verstehe aber den Hintergrund: Es geht ums Geld.“ Denn wer seinen Müll korrekt entsorgt, muss je nach Art des Mülls teilweise dafür bezahlen. In den vergangenen Jahren sind die Preise in einigen Bereichen gestiegen. Viel Abfall kann allerdings auch kostenlos abgegeben werden. Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) betreibt in Stormarn sieben Recyclinghöfe: in Ahrensburg, Bargteheide, Bad Oldesloe, Trittau, Stapelfeld, Reinbek und Reinfeld. Alle Höfe nehmen zum Beispiel Elektrogeräte, Kühlschränke, Kabelreste, sämtliche Batterien, Pappe, Kartons, Leuchtstoffröhren, Schrott und Metalle kostenfrei an. Autoreifen können für drei Euro pro Stück, Grünabfall für zwei Euro pro 100 Liter abgegeben werden. Eine genaue Übersicht über Preise und Annahmestellen gibt es unter www.awsh.de.

„Am häufigsten kommt die Entsorgung von Grünschnitt vor“, sagt Fritz Ole Wolter. „Heckenschnitt, Rasenschnitt und Laub im Herbst.“ Das im Wald zu entsorgen ist genauso wenig erlaubt wie bei anderem Müll. Dabei könnten sich Bürger eine größere oder zusätzliche Biotonne anschaffen, die nur wenig Geld kostet. „Deshalb ärgere ich mich über Leute, die ihren Grünschnitt im Wald entsorgen, am meisten“, sagt Wolter.

Denn wenn im Wald Müll hinterlassen wird, kann das fatale Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt haben. Das gesamte Ökosystem werde in Mitleidenschaft gezogen.

Im ersten Halbjahr zahlte der Kreis schon 30.000 Euro für Entsorgung

„Bestimmte Pflanzenarten aus dem Garten neigen dazu, sich schnell zu verwurzeln. Paradebeispiel dafür ist der Japanische Staudenknöterich. Wenn der abgeschnitten und irgendwo liegengelassen wird, verbreitet er sich wahnsinnig schnell“, sagt der Förster. Die invasive Art verdränge an Wegen und Gewässerlinien die eigentlich heimische Pflanzenwelt. Auch Gras- und Laubschnitt stören das Ökosystem. Wo das abgeladen wurde, wachse oft nichts anderes mehr.

Das ist aber längst nicht alles. „Ich habe auf einem Parkplatz mal große grüne Pfützen entdeckt. Dabei handelte es sich um illegal entsorgten Flüssigdünger, der im Wald auch absolut nichts zu suchen hat“, so Wolter. Die Erde musste entsprechend entsorgt werden – inklusive Absaugung, Granulatstreuung und mehr. Tausende Euro kostete das damals.

„Im letzten Jahr hat die Entsorgung der wilden Müllablagerungen in der freien Landschaft im Kreis Stormarn Kosten von etwa 53.000 Euro verursacht“, sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke. Die Tendenz ist steigend. „Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind es bereits gut 30.000 Euro.“

Ausgekippte Farbeimer, Glaswolle – das und mehr kann für Tiere zum großen Problem werden. „Die Vögel bauen Nester daraus, verheddern und verletzen sich“, sagt Wolter.

Wer erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe rechnen

Wer Müll illegal am Straßenrand, auf Parkflächen oder im Wald entsorgt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße geahndet wird. Deren Höhe kann je nach Verstoß bei mehreren Tausend Euro liegen. Doch die Täter sind sich offensichtlich sehr sicher. „So wie ich das mitbekomme, werden die Leute in den seltensten Fällen erwischt“, sagt der Förster. Bei Altreifen war die Fahndung einmal erfolgreich. „Auf denen klebte noch ein entsprechender Aufkleber, sodass wir den Verursacher sehr leicht finden konnten. Das ist allerdings die Ausnahme.“

In Normalfall finden Spaziergänger oder Jäger den Müll und geben dem Förster Bescheid. Der wiederum meldet den Fund der betroffenen Gemeinde, und die gibt es an den Kreis Stormarn weiter, der für die Entsorgung zuständig ist.

Nicht nur, weil der Kreis das Geld sicher sinnvoller investieren könnte, sondern auch weil der Müll fatale Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt hat, bittet der Förster Bürger dringend, ihren Müll ordentlich zu entsorgen. Wolter: „Der Wald ist ein Naturraum. Auf diesen müssen wir alle Rücksicht nehmen. Wälder sind jedem als Erholungsraum zugänglich, und das soll auch so bleiben. Es kann nicht sein, dass wir die Wälder irgendwann zusperren müssen, um solche Vergehen zu verhindern. Deshalb bitte ich eindringlich um Respekt vor der Natur.“