Ahrensburg. Umgestürzte Bäume, gelöste Dachziegel und mehr: Das Abendblatt hat die Feuerwehr Ahrensburg bei ihren Sturm-Einsätzen begleitet.
Die Stimmung ist ausgelassen. Wer am Donnerstagvormittag die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Ahrensburg betritt, der merkt nicht, dass die Kameraden seit 4 Uhr morgens, teilweise seit 23 Uhr des Vortages, im Einsatz sind. Genauso ist es aber.
Denn Sturmtief „Ylenia“ fegte über Deutschland. Die Integrierte Regionalleitstelle Süd meldete in Stormarn 201 wetterbedingte Einsätze. Meist waren Bäume umgestürzt. In Ahrensburg wurde eine Person leicht verletzt. Zwischen Großensee und Siek ist in der Nacht ein Lkw vom Orkan in eine Böschung gedrückt worden. Der Fahrer blieb unverletzt. Die U1 war mehrere Stunden gesperrt, da Bäume auf die Gleise gefallen waren. Die Hagener Allee in Ahrensburg ist zwischen den Straßen Meisenweg und Forsthof Hagen bis Montag, 21. Februar, 16 Uhr, für Fahrzeuge und Fußgänger voll gesperrt.
Eine Birke drohte umzustürzen
Die Freiwillige Feuerwehr Ahrensburg ist nicht nur zur Stelle, wenn es um Feuer geht, sondern hilft auch bei umgestürzten Bäumen, gelösten Dachziegeln oder anderen Gefahren. „Wir fahren jetzt weiter zum nächsten Einsatz“, sagt Tim Moormann, stellvertretender Ortswehrführer. Die Kollegen in Delingsdorf haben Hilfe angefordert. Bei der Straße Huskoppel steht eine Birke, die umzustürzen droht. Bei der nächsten Windböe könnte sie auf die Straße stürzen und Menschen verletzen. Um den Baum zu beschneiden, ist eine Drehleiter notwendig. Die haben die Kameraden in Delingsdorf nicht, die Ahrensburger kommen zur Hilfe.
Tim Moormann und Florian Stephani, ebenfalls stellvertretender Ortswehrführer, machen sich mit Kameraden und Drehleiter auf den Weg in die Nachbargemeinde. Mit Blaulicht geht es vorbei an Autos und Ampeln zum Ort des Geschehens. Der Arbeitsbereich wird abgesperrt, um niemanden in Gefahr zu bringen. Feuerwehrmann Joshua Stahmer, übrigens Sohn des kürzlich abgetretenen Gemeindewehrführers Jürgen Stahmer, schneidet auf der Drehleiter den Baum zurecht, bis die Gefahr gebannt ist.
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Der nächste Einsatz folgt direkt
Aus dem Plan der Kameraden, sich nach diesem Einsatz in der Wache aufzuwärmen, wird nichts. Gerade, als Moormann und Stephani wieder in die Straße einbiegen wollen, sehen sie ein anderes Fahrzeug ausrücken. Per Funk nachgefragt, was da los ist, erfahren sie: Auch in der Moltkeallee ist durch den Sturm ein großer Ast eines Baumes abgebrochen. Momentan liegt er in der Baumkrone und droht auf die Straße zu fallen.
Als Moormann und Stephani eintreffen, fordern sie die Drehleiter an. Die Straße wird gesperrt. Zwei Autos von Anwohnern stehen noch gefährlich nahe am Baum. „In solchen Fällen klingle ich an den Häusern und versuche herauszufinden, wem die Häuser gehören“, sagt Moormann. Das ist heute nicht nötig, die Anwohner parken ihre Autos um, die Einsatzkräfte legen los. Dieses Mal bleiben Moormann und Stephani nicht am Ort des Geschehens – denn es geht bereits weiter zum nächsten.
84 Jahre alte Frau braucht Hilfe
Über Funk haben sie von einer 84 Jahre alten Frau erfahren, die über einen gelösten Blechwinkel an ihrem Dach klagt. Sie ist alleine, hat Angst, dass er sie oder andere verletzen könnte. „In solchen Situationen muss man besonders viel Empathie zeigen“, sagt Tim Moormann. „Für uns sind das alltägliche Situationen, aber für die Bürger ist das meistens etwas ganz Besonderes.“ So auch für Renate Meier. Sie kann das Blech auf ihrem Dach nicht selbst beseitigen. „Jetzt sind wir da, wir helfen Ihnen“ beruhigt Stephani sie. In wenigen Handgriffen ist die Leiter ausgeklappt, Moormann heraufgeklettert und der Blechwinkel vom Dach geholt, wo er keinen Schaden mehr anrichten kann. Die Ahrensburgerin ist sichtlich erleichtert. „Die Dankbarkeit in den Augen der Leute ist einer der wichtigsten Gründe, warum wir das machen“, sagt Moormann.
Feuerwehr ist komplett freiwillig
Denn die Feuerwehr Ahrensburg ist komplett freiwillig. Die etwa 120 aktiven Mitglieder sind ehrenamtlich im Einsatz, haben einen Vollzeitjob, teilweise eine Familie. „Eigentlich haben wir alle zwei Jobs“, sagt Moormann. Bei der Professionalität, mit der die Feuerwehr arbeitet, ist kaum vorstellbar, dass alles ehrenamtlich funktioniert. „Viele Bürger denken, dass wir eine Berufsfeuerwehr sind“, sagt Ortswehrführer Jan Haarländer. Aber: Damit alles klappt, ist die Feuerwehr auf Nachwuchs angewiesen. An allen Standorten, aber vor allem im Hagen, in Ahrensfelde und Wulfsdorf sucht die Feuerwehr Mitglieder, Interessenten können sich unter mitmachen@feuerwehr-ahrensburg.de melden.
Übrigens: Die Pause gab es für Moormann, Stephani und seine Kollegen dann doch noch. Gegen 13.30 Uhr, nach insgesamt 30 Einsätzen, kehrt Ruhe ein. Doch das wird nicht von Dauer sein. Das nächste Sturmtief „Zeynep“ steht bereits in den Startlöchern. Das gerade ist buchstäblich die Ruhe vor dem nächsten Sturm. Entsprechend lautet die Verabschiedung zwischen den Kameraden: „Bis morgen.“