Barsbüttel. Wenn die Haupteinfallstraße auf Hamburger Gebiet schmaler wird, drohen lange Staus. Politiker schreiben Brandbrief.

Es regt sich Widerstand in Barsbüttel gegen den geplanten Umbau der Rodigallee im Hamburger Bezirk Wandsbek. Kommunalpolitiker bemängeln, dass die Stormarner Kommune sowie umliegende Städte und Gemeinden nicht beteiligt wurden. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt hat in Abstimmung mit seinen Parteikollegen jetzt einen Brandbrief an Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister der Hansestadt, sowie Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) geschickt. Er hält das Projekt in seiner angedachten Form für unsinnig.

„Bisher haben wir verstanden, dass auch der Hamburger Senat ein echtes Interesse an einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hat und die Metropolregion ernsthaft gestalten möchte. Ihr Vorgehen in Sachen der Rodigallee zeigt leider das Gegenteil“, heißt es in dem Schreiben. Schmidt fordert zudem eine Einbindung bei den weiteren Beratungen. Die Hauptstraße im Ort geht an der Landesgrenze in die Barsbütteler Straße und diese wiederum in die Rodigallee über. „Der Weg ist eine Hauptstrecke für Schleswig-Holsteiner in die Stadt, morgens ist es da jetzt schon voll. Ich fürchte ein Stau-Chaos auch bei uns“, so der Christdemokrat.

Baubeginn soll Mitte 2023 sein

Schon heute ein stark belasteter Knotenpunkt: die Kreuzung Rodigallee/Jenfelder Allee. Von hier aus geht es nach Barsbüttel.
Schon heute ein stark belasteter Knotenpunkt: die Kreuzung Rodigallee/Jenfelder Allee. Von hier aus geht es nach Barsbüttel. © Kaja Weber (FMG)

Schmidt stößt sich vor allem an der Verengung von vier auf zwei Spuren für den motorisierten Individualverkehr. Zwischen Bovestraße und Öjendorfer Damm soll es auf beiden Seiten einen Radfahrstreifen und auf einem kurzen Abschnitt einen Radweg geben. Zudem wird in Richtung Hamburg eine Spur nur für Busse eingerichtet. An den wichtigen Kreuzungen sind außerdem zusätzliche Abbiegestreifen vorgesehen. Baubeginn soll Mitte 2023 sein.

Der Senat beziffert die Baukosten auf 51,5 Millionen Euro. Er antwortet auf eine schriftliche kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering und Ralf Niedmers so: „Damit die Mobilitätswende gelingen kann, ist es unumgänglich, den umweltfreundlichen Verkehrsträgern, also dem Umweltverbund aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr, eine besondere Priorität einzuräumen. Die Infrastruktur, die heute geplant wird, muss zukunftsorientiert und nachhaltig sein.“

Laut Senat ist es ein wichtiges Ziel, Straßenbäume zu erhalten. 310 gibt es davon derzeit auf dem Abschnitt zwischen Bovestraße und Öjendorfer Damm, 30 müssen gefällt werden. Als Ersatz werden 56 entlang der Jüthornstraße und der Rodigallee neu gepflanzt. Für die Planung des Umbaus ist der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) zuständig. In einem Erläuterungsbericht schreibt dieser über den Zustand des Streckenzuges: „Die Auswertungen ergaben, dass die Tragfähigkeit für die vorhandene Verkehrsbelastung über längere Dauer nicht gegeben ist, sodass eine Sanierung notwendig ist.“ Nach Angaben der Hamburger CDU-Fraktion verkehren auf der Rodigallee, die parallel zur Autobahn 24 verläuft, werktäglich bis zu 32.000 Kraftfahrzeuge.

Barsbüttels CDU-Fraktionschef Henri Schmidt hat in Absprache mit seinen Parteikollegen einen Brandbrief an Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher geschrieben.
Barsbüttels CDU-Fraktionschef Henri Schmidt hat in Absprache mit seinen Parteikollegen einen Brandbrief an Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher geschrieben. © Privat

Unterstützung erhält Henri Schmidt auch von Politikern anderer Parteien in Barsbüttel. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hermann Hanser sagt: „Das Hamburger Vorgehen ist nicht in Ordnung. Man hätte Barsbüttel allemal einbinden müssen. Ich erwarte, dass unser Bürgermeister Thomas Schreitmüller jetzt eine klare Position bezieht.“ Rainer Eickenrodt von der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB) ist ebenfalls verstimmt: „Die ganze Sache ist nicht richtig überlegt. Ein- und Ausfallstraßen müssen leistungsfähig gehalten werden.“ Wie Hamburg die Mobilitätswende vorantreibe, sei ideologisch und nicht pragmatisch geprägt. Angela Tsagkalidis von den Grünen sagt: „Ich sorge mich, bereits jetzt staut es sich zu bestimmten Uhrzeiten.“ Die Politikerin hat eine Petition unterschrieben, die von Hamburg aus gestartet wurde. Beginn war am 21. Juni. Mehr als 500 Personen haben inzwischen signiert.

Auch in Jenfeld regt sich Widerstand gegen das Projekt

Es gibt reichlich Gegenwind für den Senat. So hat sich eine Anwohnerinitiative mit dem Namen „Rettet die Rodigallee“ gegründet. Sie befürchtet wie Barsbütteler Politiker mehr Staus und eine erhöhte Abgasbelastung, geht davon aus, dass die angrenzenden Wohngebiete durch ausweichenden Verkehr belastet werden könnten. Kritik gibt es auch von der Stadtteilkonferenz Jenfeld, die zunächst eine probeweise Verengung der Rodigallee, beispielsweise mit Hütchen, vorschlägt, um mögliche Folgen zu testen. Die CDU-Bezirksfraktion Wandsbek unterstützt die Forderung nach einem öffentlichen Beteiligungsverfahren. Mit ihr ist Schmidt im regelmäßigen Austausch.

Barsbüttels Bürgermeister hat das Wandsbeker Bezirksamt um einen Termin gebeten und wird demnächst vorstellig werden. Die Fraktionsspitzen sind ebenfalls geladen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Stormarner Gemeinde von Hamburg auf den Schlips getreten fühlt. Vor vier Jahren gab es heftigen Streit wegen der Sanierung der Barsbütteler Straße auf dem Gebiet der Hansestadt. Konkret ging es um eine einseitige Sperrung. Auch damals waren die Parteien aktiv, initiierten eine Protestkartenaktion an Tschentscher. Gebracht hat das alles nichts.