Glinde. Auf die Ausschreibung der Arbeiten am Großen Glinder Berg geht nur ein Angebot ein – und das sprengt den Kostenrahmen.

Die Anlieger sind informiert durch ein Schreiben der Stadtverwaltung: Mit der Grundsanierung der Straße Großer Glinder Berg wird es nichts in diesem Jahr. Die zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel reichen nicht aus, jetzt soll die Politik nachsteuern und weiteres Geld bewilligen. Bürgermeister Rainhard Zug beabsichtigt eine erneute Ausschreibung des Projekts. Eingebunden ist zudem der Zweckverband Südstormarn, der für die Schmutz- und Regenwasserentsorgung von rund 13.000 Haushalten im Süden des Kreises zuständig ist. Er investiert ebenfalls.

Glinde hatte 1,4 Millionen Euro eingeplant für den 375 Meter langen Abschnitt inklusive Entsorgung von belasteten Straßenabfällen, 360.000 Euro wollte der Zweckverband für Kanalbauarbeiten zahlen. Das Ingenieurbüro Wasser- und Verkehrs-Kontor (WVK) aus Neumünster erstellte die Ausschreibungsunterlagen. Man hatte die Hoffnung, dass sich zahlreiche Tiefbaufirmen beteiligen. Es gab aber nur ein Angebot. Und das war happig: Der Stadt fehlen rund 250.000 Euro. Noch schlimmer gestaltet sich die Lage für den Zweckverband, dessen Mitglieder und damit eine Art Gesellschafter Glinde, Oststeinbek, Reinbek sowie Barsbüttel sind. Für seinen Bereich wurden rund 990.000 Euro aufgerufen.

Straßenentwässerung in dem Gebiet ist laut Verwaltung desolat

„Die Kanalbauarbeiten sind generell um das Dreifache zu teuer angeboten, was seinen Ursprung nicht nur in der Verteuerung der Baumaterialien und der Betriebsstoffe haben kann“, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung für den Bauausschuss am Donnerstag, 2. Juni. Das Angebot sei unverhältnismäßig. Die Politiker sollen nun für eine Aufhebung der Ausschreibung aus schwerwiegenden Gründen stimmen, damit das Rathaus im Herbst dieses Jahres ein neues Dokument verfassen kann zwecks Rekrutierung von Unternehmen – mit der Aussicht auf eine höhere Bieterbeteiligung und günstigere Preise.

Außerdem bittet Zug die Parteienvertreter, für eine überplanmäßige Auszahlung in Höhe von 250.000 Euro zu votieren. Sollte es so kommen, bedarf es einer Bestätigung der Stadtvertretung. Die Verwaltung will auf Nummer sicher gehen für den Fall, dass es nicht billiger wird. Denn die Zeit drängt, die Rede ist von einer desolaten Straßenentwässerung in dem Gebiet. Außerdem stehen in unmittelbarer Nähe weitere Bauprojekte an mit Auswirkungen auf den Verkehr. Die Verwaltung nennt den Ausbau des Papendieker Redders sowie die Erweiterung der Grundschule Tannenweg. Es ist von Vorteil, wenn der Große Glinder Berg 2023 auf Vordermann gebracht wird.

Kommunen entscheiden seit 2018 selbst, ob sie Anliegerbeiträge nehmen

Das Projekt ist die zweite Grunderneuerung ohne finanzielle Beteiligung der Anlieger. Im Mai 2021 wurde die angrenzende Blockhorner Allee fertiggestellt. Die Sanierung des 320 Meter langen und 17 Meter breiten abschüssigen Bereichs zwischen Tannenweg und Papendieker Redder kostete rund 900.000 Euro, 200.000 Euro davon entfielen auf Kanalarbeiten durch den Zweckverband. Neben der Fahrbahn wurden auch die Parkflächen ertüchtigt, Zufahrten angefasst und Gehwege mit Betonsteinpflaster bestückt. Neue Beleuchtungsmaste sorgen im Dunkeln für mehr Sicherheit.

Kommunen in Schleswig-Holstein waren lange verpflichtet, Geld von Grundeignern für Straßensanierungen zu nehmen. Fünfstellige Beträge für einen Haushalt waren keine Seltenheit. Inzwischen können sie selbst entscheiden. Ein entsprechendes Gesetz war im Januar 2018 in Kraft getreten. Glinde bestimmte genauso wie die Nachbarn Reinbek und Oststeinbek, neue Straßen aus der Stadtkasse zu bezahlen. In Barsbüttel halten die Politiker hingegen an den Gebühren fest. Jüngst hatte dort eine Bürgerinitiative eine Petition gestartet mit dem Ziel, die Straßenausbaubeiträge zu kippen. 380 Einwohner der Gemeinde unterschrieben. Jetzt müssen sich die Parteienvertreter wieder mit dem Thema beschäftigen.