Reinbek. Beim Hauskauf müssen sich Käufer und Verkäufer die Provision teilen. ARD-Recherche in Reinbek zeigt, wie Makler das Gesetz umgehen.
Makler tricksen offenbar bei der Provision im großen Stil und können sich dabei auch recht sicher fühlen. Denn obwohl sie laut Juristen gegen das Maklergesetz verstoßen, ermittelt die Polizei nicht gegen sie. Das hat eine Anfrage des Abendblatts bei der zuständigen Polizeidirektion in Ratzeburg ergeben.
Eine Recherche des ARD-Magazins „plusminus“ war zuvor zu dem Ergebnis gekommen, dass Makler mit Verkäufern illegale Vereinbarungen bei der Provision getroffen haben. Ein Reporter hatte sich als verkaufswilliger Besitzer eines Einfamilienhauses in Reinbek ausgegeben und Angebote von acht Maklern aus der Umgebung eingeholt.
Immobilien: Käufer und Verkäufer müssen sich Provision teilen
Im Verlauf der Verhandlungen beklagte sich der Reporter über die hohen Provisionskosten, woraufhin fast alle der kontaktierten Makler anboten, auf Kosten des künftigen Käufers der Immobilie zu tricksen. Hintergrund ist das vor zwei Jahren auf den Weg gebrachte Maklergesetz. Es sollte eigentlich für mehr Wettbewerb sorgen und so die Kosten insbesondere für Käufer senken. Am 23. Dezember 2020 trat es in Kraft. Seitdem müssen sich Käufer und Verkäufer die Provision gleichmäßig teilen.
Die Politik erhoffte sich von dem Gesetz , dass der Verkäufer einer Immobilie mit dem Makler bessere Konditionen aushandelt. In Deutschland ist die Höhe der Maklerprovision nicht gesetzlich geregelt. In dem ARD-Bericht wurden zwischen sechs Prozent und 7,1 Prozent Provision verlangt. Bei einer Verkaufssumme von 700.000 Euro wären dies zwischen 42.000 Euro und knapp 50.000 Euro.
Makler bieten Erstattung eines Teils der Provision an
Im europäischen Vergleich sind das horrende Summen. Laut ARD-Bericht werden dort in den Städten zwei oder weniger Prozent verlangt. In Stockholm oder Kopenhagen würde die Maklercourtage sogar nur ein Prozent betragen.
Davon ist Deutschland noch weit entfernt. Zudem haben Makler ein Schlupfloch gefunden, wie sie weiter hohe Provisionen kassieren können: Sie bieten Verkäufern eine Erstattung eines Teils der Provision an. Auf Nachfrage erklärten sich alle Makler dazu bereit.
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Während einige direkt eine Erstattung der Courtage anboten, wollten andere es über die sogenannte Tippgeber-Provision abwickeln. Entweder bekam der Verkäufer die Provision oder dieser sollte eine vertrauenswürdige Person nennen. Diese tritt in dem Vertrag als Tippgeber auf, bekommt einen Teil der Provision ausgezahlt und überweist diese anschließend an den Verkäufer zurück. Angefragt hatte das Rechercheteam bei den Büros von Engel & Völkers, Kriech Immobilien, Christian Loock Immobilien und Trommer Immobilien in Reinbek, bei Springfeld & Oelkers und Sachsenwald Immobilien in Hamburg sowie bei Naterski Immobilien in Barsbüttel.
Polizei: Käufer einer Immobilie müsste Anzeige erstatten
Laut einem Notar sind beide Varianten rechtswidrig – zumal der Verkäufer nicht als Tippgeber fungieren könne. Strafrechtliche Ermittlungen hat die ARD-Recherche bislang dennoch nicht nach sich gezogen, wie Jacqueline Fischer, Sprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg, auf Anfrage unserer Redaktion sagt. „Seit der Veröffentlichung des Beitrags sind keine Strafanzeigen in dieser Sache eingegangen“, sagt sie. Dies sei aber Voraussetzung, damit die Kriminalpolizei Ermittlungen einleite.
Das Problem sei jedoch, dass Käufer von Immobilien oft gar nicht mitbekämen, dass sie betrogen wurden. Denn ob der Verkäufer einen Teil der Provision zurückerstattet bekommt, erfahren die Käufer in der Regel nicht. Somit stellt auch niemand Strafanzeige und die Makler können offenbar ungehindert weiter tricksen.