Bargteheide. Birte Kruse-Gobrecht oder Gabriele Hettwer: Wer siegt bei der Bürgermeisterwahl in Bargteheide? Beide sprachen jetzt vor Einwohnern.
Zwei Frauen, ein Amt: 16 Tage vor der Bürgermeisterwahl in Bargteheide haben sich die beiden Kandidatinnen Birte Kruse-Gobrecht und Gabriele Hettwer den Bürgern und den Fragen des Reinbeker Verwaltungschefs Björn Warmer gestellt. „Wahlduell“ wollte er es nicht nennen, eher eine „informative Vorstellung mit Show-Charakter“. Wohl auch aus dem Wissen heraus, dass das Aufeinandertreffen der beiden Kontrahentinnen durchaus Potenzial für einen bissigen Showdown gehabt hätte. Denn Amtsinhaberin Kruse-Gobrecht sieht sich immer lauter werdender Kritik ausgesetzt.
Das Verhältnis zwischen Rathaus und weiten Teilen der Stadtvertretung ist, diplomatisch ausgedrückt, angespannt. Herausforderin Hettwer tritt mit Unterstützung fast aller politischen Fraktionen an. Mit dem erklärten Ziel, den Frieden wiederherzustellen. „Ich möchte Bürgermeisterin werden, weil ich hier zu Hause bin und in Bargteheide gerade einiges nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle. Ich stehe für Veränderung“, stellte Hettwer gleich zu Anfang in ihrer neunminütigen Vorstellungsrede klar und erntete für diese Ankündigung langen Applaus.
Amtsinhaberin Kruse-Gobrecht kam bei Wahl 2016 auf 63 Prozent der Stimmen
Die 57-Jährige ist in Bargteheide aufgewachsen und später mit ihren Eltern und zwei Brüdern nach Großhansdorf gezogen. Dort machte sie Karriere in der Gemeindeverwaltung. Im Alter von 27 Jahren leitete sie das Ordnungs- und Umweltamt und war später Büroleiterin. „Das Ehrenamt mit der Freiwilligen Feuerwehr und auch der Umweltschutz lagen mir dabei immer am Herzen“, sagte die Mutter einer erwachsenen Tochter (21). Als Bürgermeisterin will sie die Schnittstelle zwischen Bürgern, Verwaltung und Stadtvertretung sein.
Amtsinhaberin Kruse-Gobrecht stellte sich nach Hettwer vor. So hatte es ein Münzwurf entschieden. Die 53-Jährige lebt seit 2017 in Bargteheide, „700 Meter vom Rathaus entfernt“, betonte sie. Als parteilose Kandidatin kam die Mutter zweier Kinder, die beruflich seit 2009 mit Bargteheide verbunden ist, bei der Wahl im September 2016 auf 63 Prozent der Stimmen. „Ich bringe neben viel Praxiserfahrung auch reichlich Lebenserfahrung mit“, so Kruse-Gobrecht. In ihrer Zeit als Bürgermeisterin sei in Bargteheide einiges auf den Weg gebracht worden.
„Uns alle eint sicherlich der Anspruch an ein offenes Rathaus und zuverlässige Strukturen, nach reibungslosen Abläufen und einem guten Service für Bürger“, sagte die Amtsinhaberin und sorgte damit für ein deutlich hörbares Raunen und Räuspern von Menschen, die das bisher offenbar anders wahrgenommen haben, im sonst so stillen Saal. Sie wolle sich für eine gut aufgestellte und krisenfeste Verwaltung einsetzen. „Wir haben in den vergangenen Jahren viele Abläufe und Prozesse regeln und neu regeln müssen. Und ich glaube, dass wir trotz aller Widrigkeiten auf einem guten Weg sind“, so Kruse-Gobrecht.
Veranstaltung war von Sachlichkeit geprägt
Ihr Ziel sei es, künftig auch mit digitalen Möglichkeiten schneller und effizienter zu arbeiten „und aus Fehlern zu lernen“. Um den Bürgerservice zu verbessern, will sie den Blick nach Dänemark richten. Einige Aufgaben im Bürgerbüro könnten Computer-Terminals übernehmen. Persönliche Ansprechpartner solle es aber weiterhin geben. Außerdem geht es ihr darum, die Innenstadt lebendig zu halten, neue Mobilitätskonzepte und den Klimaschutz voranzubringen. Zu offener Kritik oder verbalen Angriffen kam es während des Wahlduells nicht. Es blieb sachlich und respektvoll.
Kruse-Gobrecht zeigte sich kritikfähig, menschlich und als Bürgermeisterin, an der die politischen Kämpfe nicht spurlos vorbeigegangen sind: „Das Thema der Zusammenarbeit zwischen Selbst- und Hauptverwaltung ist eines, unter dem wir gemeinsam sehr gelitten haben. Das heißt, es hat auch mich sehr betroffen gemacht.“ Kontrahentin Hettwer vermied es, die Amtsinhaberin direkt anzugreifen und ließ den Zuhörern stattdessen Raum für eigene Interpretationen. „Ich will die Arbeit der Bürgermeisterin nicht bewerten“, sagte Hettwer auf die Frage, was sie im Falle ihrer Wahl anders machen wolle.
Sie wies jedoch darauf hin, dass die Verwaltung in Großhansdorf anders als Bargteheide während der Pandemie nicht einen Tag geschlossen hatte. „Wer zum Rathaus kommt, muss auch einen Service bekommen, und das ist uns wichtig“, so die 57-Jährige. Sie träume davon, in sechs Jahren eine digitale Verwaltung in Bargteheide zu haben mit einer guten Personalbindung: „Und wenn man nicht vorlebt und nicht emotional dabei ist, dann verliert man auf dem Weg Mitarbeiter, die woanders hingehen.“
Nach der moderierten Fragerunde hatten Bürger die Möglichkeit, Kritik zu äußern und Fragen zu stellen. Den Anfang machte Henning Rein von der Freiwilligen Feuerwehr, die seit sechs Jahren auf eine neue Wache wartet: „Hat die Stadt mittlerweile alle Grundstücke zusammen?“ Kruse-Gobrecht musste das verneinen: „Zu 80 Prozent und am Rest arbeiten wir.“
Eine Bürgerin fragte beide Kandidatinnen, warum ihr Sohn, ein Erstwähler, sie wählen sollte. „Für die Jugendlichen ist glaube ich ganz entscheidend, dass es uns gelungen ist, den Kinder- und Jugendbeirat ins Leben zu rufen“, sagte Kruse-Gobrecht. Das sei ein wichtiges Organ, die Interessen der jüngeren Bargteheider zu vertreten. Als Bürgermeisterin wolle sie sich für Orte der Begegnung einsetzen: „Ich könnte mir durchaus vorstellen, gemeinsam mit der Kommunalpolitik den Gedanken weiterdenken, die Villa Wacka als Standort auszubauen, aber auch weitere Stellen im Stadtgebiet ins Auge zu fassen.“
Hettwer war eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Wochen selbst mit Jugendlichen ins Gespräch gekommen: „Ich war unter anderem beim autonomen Jugendzentrum. Dort wurde mir gesagt, dass die seit fünf Jahren auf Räume in der Innenstadt warten. Sollte ich gewählt werden, möchte ich die als erstes bei mir sehen.“ Sie sei außerdem im Stadtpark gewesen und an den Schulen, habe direkten Kontakt gesucht. Auch zu denen, die eben keine feste Anlaufstelle haben. Hettwer: „Ich möchte auch die einbeziehen, die in einem Kinder- und Jugendbeirat nicht so präsent sind.“ Ihre wichtigsten Ziele: Bürgerservice, Zusammenarbeit zwischen Politik und Verwaltung verbessern, Vereine und Ehrenamt einbeziehen. Die Prioritäten von Kruse-Gobrecht für eine zweite Amtszeit wären: Orte der Begegnung für alle Generationen schaffen, die Digitalisierung und der Klimaschutz.