Ahrensburg. Festival verteilt sich auf 17 unterschiedliche Orte im Zentrum der Stadt. 22 Bands und Künstler stehen für kulturelle Vielfalt.

Der Countdown läuft: Auf der Website der Musiknacht Ahrensburg lässt sich genau nachverfolgen, wie viele Wochen, Tage, Stunden, Minuten und Sekunden es noch bis zur Eröffnung der 14. Auflage des Festivals dauert. Knapp fünf Wochen, bis Sonnabend, 14. Mai, müssen sich die Fans des ungewöhnlichen Formats noch gedulden, bis Livebands und Solokünstler das Zentrum der Schlossstadt in eine große Konzertarena verwandeln.

Veranstalterin machte sich die Entscheidung nicht leicht

Für Musiknacht-Veranstalterin Felizitas Schleifenbaum waren die letzten Monate eine regelrechte Zitterpartie, immer mit bangem Blick auf die Corona-Infektionszahlen. Sie habe sich die Entscheidung für die Musiknacht nicht leicht gemacht, sagt sie. „Ich habe lange geschwankt, mache ich das oder nicht. Erst Ende Februar war ich mir sicher, dass ich es wirklich will.“ Denn es gehe auch darum, die Kultur zu retten und deren kreative Vielfalt zu erhalten. „Wenn wir nicht jetzt damit anfangen, ist das Kulturleben irgendwann tot.“

Manche der Bands, die sie 2019 für 2020 gebucht habe, existierten nicht mehr, andere Künstler hätten sich aus dem Kulturbetrieb zurückgezogen, weil ihr Lebensunterhalt nicht mehr gesichert gewesen sei. Besonders hart habe es Berufsmusiker getroffen. Sie wisse von einem, der inzwischen im Einzelhandel tätig sei, ein anderer arbeite in einem Kindergarten.

Unter neuen Locations sind Gutshof und Schlosskirche

Folk auf Deutsch: Gitarrist und Sänger Tramper.
Folk auf Deutsch: Gitarrist und Sänger Tramper. © Carsten Neff

Ähnlich sei es mit den Veranstaltungsstätten, einige könnten nicht mehr dabei sein. Sie hätten inzwischen geschlossen wie das Park Hotel, Casa Rossa oder die Druckerei Hinkelmann, seien umgezogen oder es herrsche Personalmangel wie beim HolzLand Wulf. „Ich habe die ganzen Locations abtelefoniert“, sagt Schleifenbaum. Trotz aller Schwierigkeiten ist es der Veranstalterin gelungen, 17 Locations für das Vorhaben zu gewinnen. „Wir hatten auch schon mal 21, aber 17 finde ich völlig ausreichend“, sagt sie. Dabei sind auch einige Neuzugänge wie die Schlosskirche, der Gutshof mit vier Einzellocations, Fisch Schloh, Wein Ahrens, Physiotherapie Kraft und der Kfz-Dienstleister Christoph Kroschke in der Ladestraße. Das Unternehmen hatte sich schon 2019 als Location beworben.

Weil das HolzLand Wulf nicht mehr zur Verfügung steht, springt Kroschke sogar gleich für die Eröffnung ein. Dazu hat Schleifenbaum The Rattles eingeladen, die auf eine mehr als 60-jährige Bandgeschichte zurückblicken können. Schlagzeuger Dicky Tarrach ist auch schon ganz heiß auf den Auftritt. Er sagt: „Wir sind voller Tatendrang. Das ganze Aufgestaute aus zwei Jahren muss raus.“ Da sei auch Adrenalin mit im Spiel. „Das ist ja auch gut“, sagt er schmunzelnd, denn das trage zur Performance bei. Die Band wolle dem Publikum eine Zeitreise von damals bis heute bieten. Tarrach und Bassist Herbert Hildebrandt gehören zur Ursprungsbesetzung der Band.

„Gute Musik muss Wumms, Power und Ausdruck haben“

Black Patti mixen Blues mit Ragtime und Spirituals.
Black Patti mixen Blues mit Ragtime und Spirituals. © Christian Kaufmann

Musikalisch ist Tarrach breit aufgestellt, hört Hardrock, Funk, mag Die Ärzte, ist Rammstein-Fan und hat eine amerikanische Lieblingsband, die Oh Sees. Ebenso breit aufgestellt ist auch das Programm der Musiknacht. Es verzeichnet 22 Bands und Künstler von A wie Abi Wallenstein bis zu T wie Tramper. Mit dabei Sir Oliver Mally aus der Steiermark. „Ein Bluesmusiker, der amtlich gut spielt“, sagt Schleifenbaum. „Gute Musik muss Wumms, Power und Ausdruck haben, das hat er alles drauf.“

Hinter der Formation Strings and Songs from Downunder verbergen sich Jaimi Faulkner, Joel Havea und das Duo Belle Roscoe. „Die vier machen ein super Programm, das wird eines der Highlights“, verspricht die Veranstalterin. Und natürlich dürften Black Patti, Georg Schroeter & Marc Breitfelder sowie die Stimulators nicht fehlen. Bei der Band gerät die Veranstalterin ins Schwärmen: „Es gibt nichts, das sie ersetzen kann“, sagt sie. „Ich liebe die Musik.“ Sie kenne keine andere Band, die anderen Musikern so großzügig ihre Instrumente überlasse und noch dazu beim Umstöpseln behilflich sei.

Zur Aftershow gehört immer eine große Jam Session

Unbedingte Voraussetzung für eine Aftershow, zu der sich Musiker verschiedener Formationen auf der Bühne zusammenfinden und Party fürs Publikum machen. Früher im Park Hotel, in diesem Jahr erstmals bei M&S Antiquitäten. „Im Moment stehen da noch 200 Schränke drin“, sagt Schleifenbaum, doch die würden eigens für die Musiknacht abgebaut.

Organ Explosion stehen für einen spacigen, tanzbaren und ekstatischen Sound.
Organ Explosion stehen für einen spacigen, tanzbaren und ekstatischen Sound. © Organ Explosion

Bürgermeister Michael Sarach, der noch bis 30. April im Amt ist und in den Vorjahren die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen hatte, sagt: „Ich freue mich, dass das Kulturleben wieder losgeht.“ Die Musiknacht sei für ihn ein wichtiges Ereignis, zeichne sich durch besonderes Format, tolle Künstler, interessante Locations aus und sei ein Aushängeschild für die Stadt, das auch auswärtige Besucher anziehe.

Er danke Schleifenbaum für ihr Durchhaltevermögen während der Pandemie, so Sarach. Das Grußwort verfassen er und sein Nachfolger Eckart Boege gemeinsam. Wenn es nach Schleifenbaum geht, werden alter und neuer Bürgermeister die Veranstaltung auch gemeinsam eröffnen. „Das wäre ein schöner Übergang“, meint sie. Bei Boege stößt sie mit ihrem Anliegen auf offene Ohren. Er sagt: „Ich würde das sehr gern mit Herrn Sarach gemeinsam machen.“

Karten zu 33,– (Ki./Jugendl. in Begleitung Erw. frei) gibt’s ab Sonnabend bei allen Locations und unter www.musiknacht-ahrensburg.de.