Glinde. Besucher können rund 1000 Werke aus den Sparten Bildhauerei, Grafik, Malerei, Objektkunst, Fotografie und Mixed Media bestaunen.

Kirsten D. Milke, Vorsitzende des Kunstvereins Glinde, steckt mitten in den Vorbereitungen für die internationale Kunstausstellung Form-Art Glinde. Am Dienstag ist sie in der Stadt unterwegs, um Flyer zu verteilen. So zieht die Neuigkeit, dass die beliebte Veranstaltung nach zwei Jahren aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ist und sich das Marcellin-Verbe-Haus von Freitag, 22. April, bis Sonntag, 24. April, in eine große Galerie der Gegenwartskunst verwandelt, immer weitere Kreise.

38 Künstler aus elf Nationen sind mit dabei

Der 1976 gegründete Kunstverein setzt sich für die Förderung von Kunst und Kultur ein und verwirklicht dieses Ziel insbesondere durch die Organisation von Kunstausstellungen. Im Vorfeld zur Veranstaltung hat eine fünfköpfige Jury aus Kunstveranstaltern und Künstlern die Bewerbungen gesichtet und 38 bildende Künstler aus elf Nationen ausgewählt. Sie stammen aus Dänemark, China, Frankreich, Großbritannien, Iran, Israel/Russland, Mexiko, der Schweiz, Südkorea, Venezuela und Deutschland.

Milke war nicht Teil der Jury, sie sieht ihre Aufgabe vielmehr in der Organisation. Die Vereinsvorsitzende sagt: „Ich koordiniere das Ganze.“ Wer sich bewerbe, brauche kein abgeschlossenes künstlerisches Fachstudium, der Verein gebe keine Themen vor. „Es sind alle Formen der bildenden Kunst zugelassen – wie Malerei, Fotografie, Grafik, Bildhauerei, Objektkunst und Mischformen, nicht zugelassen ist Kunsthandwerk.“ Alle rund 1000 ausgestellten Arbeiten seien käuflich. „Manchmal haben die Künstler kleinere Ausgaben ihrer Werke dabei, die um einiges günstiger sind.“

28. Form-Art wird mit Vernissage eröffnet

Ohne Corona hätte der Kunstverein in diesem Jahr den 30. Geburtstag der Ausstellung feiern können. „Aufgrund der Pandemie-Pause wird es stattdessen die 28. Form-Art in Folge“, sagt Milke. Die Vorfreude im Kunstverein sei groß. „Wir sind schon ganz aufgeregt und freuen uns sehr, dass wir die Ausstellung zeigen können.“ Es gelte, die zeitgenössische bildende Kunst zu feiern. Außerdem sei es den Mitgliedern wichtig, dass das Kunstfestival weiterhin einen Platz im Gedächtnis von Kunstschaffenden und künstlerisch interessierten Menschen habe.

Die Form-Art wird am Freitag, 22. April, um 19.30 Uhr mit einer Vernissage eröffnet. Kirsten D. Milke begrüßt die Gäste im Festsaal des Bürgerhauses, die Festrede hält der Schirmherr der Veranstaltung, Glindes Bürgermeister Rainhard Zug. Die Band Second Tuesday begleitet die Redebeiträge musikalisch. Die Besucher werden mittels eines Leitsystems – es ist den Hygieneauflagen geschuldet – durch die drei Etagen umfassende Kunstausstellung geführt.

Beliebtester Aussteller wird ausgezeichnet

Das Bild von Nassim Aslani trägt den Titel „Imagine“.
Das Bild von Nassim Aslani trägt den Titel „Imagine“. © Unbekannt | Nassim Aslani

Unter allen Gästen, die sich an der Wahl des beliebtesten Künstlers beteiligen, wird ein Restaurantgutschein verlost. Derjenige Aussteller, dem es gelingt, mit seinem kreativen Schaffen die meisten Besucher zu überzeugen, darf bei der Verleihung am Sonntag, 24. April, um 17 Uhr im Festsaal den Künstlerpreis „ARThur“ entgegennehmen: Die kleine Skulptur wird individuell zu jeder Form-Art gestaltet – in diesem Jahr von der Bremer Künstlerin Viola Kristina Milke. Im Anschluss geht es um die Verlosung des Publikumsgewinns.

Eine der beiden aus dem Iran stammenden Künstlerinnen, die ihre Arbeiten auf der Form-Art präsentieren, ist Nassim Aslani. Sie malt mit intensiv leuchtenden Farben, was ihren Bildern eine positive Ausstrahlung verleiht. Auf einem porträtiert sie den Musiker John Lennon, dessen Song „Imagine“ Kultstatus als Friedenshymne erlangt hat. Wer genauer hinschaut, entdeckt, dass die Künstlerin für ihr Motiv Zigarettenpackungen verarbeitet hat. Ebenso bei einem anderen, das formatfüllend Reggae-Ikone Bob Marley abbildet.

Löwen und dahinter „eine Art Darth Vader“

Kirsten D. Milke nennt weitere Künstler wie Tobias Nerger. „Er malt mit Öl auf Leinwand, seine Werke gestaltet er sehr klar und kräftig bunt.“ Eines hat der Künstler „Justice and Illusion“ betitelt. Darauf sind zwei Löwen abgebildet, die einander den Rücken zukehren und deren Schwänze verknüpft sind. Im Hintergrund ist eine Gestalt mit roten Augen zu sehen, die Milke als „eine Art Darth Vader“ beschreibt.

„Sehr schön arbeitet auch Wolfgang Scheuer“, sagt die Kunstkennerin. Dessen Aquarelle wiesen Ähnlichkeit mit denen des Berliner Andreas Mattern auf, der ebenfalls schon in Glinde ausgestellt habe. Viele hätten einen Bezug zu ganz bestimmten Orten, so zeige eines eine New Yorker Straßenansicht, ein anderes die London Bridge und wiederum ein anderes die Gedächtniskirche in Berlin.

Porträts wechseln mit abstrakten Werken ab

Die Künstlerin Angela Wichmann gestaltet ungewöhnliche Porträts mit Silber/Gold und Öl auf Leinwand oder Cotton. Fast organisch und von Eigenleben erfüllt muten die fluffigen Kopfhörer der „Nachtträumerin“ an, die ganz versunken zu sein scheint in die Musik und den Anblick des sternenübersäten Nachthimmels. Witzig hingegen „Red Turtleneck“, bei dem ein roter Rollkragen, bis zur Nase hochgezogen, einen Teil des Gesichts verhüllt.

Auf den abstrakt anmutenden Arbeiten von Katinka Schulter können Betrachter Objekte im Weltall entdecken wie Sternennebel oder eine Nova. Die hervorragenden Grafiken von Alica Khaets, die Milke als „großes Talent“ lobt, zeigen Szenen aus Israel: Menschen mit geringem sozialen Status bei der Arbeit.

Initiatoren aus Verein starten Kunstauktion

Die Initiatoren und der Landesvorstand Hamburg des ASB präsentieren das Banner zur Auktion (v. l.): Vereinsvorsitzende Kirsten D. Milke, Gerd Prüfer (ASB) sowie Ines Asser, Martin Waurick und Claus Fohlmeister vom Kunstverein.
Die Initiatoren und der Landesvorstand Hamburg des ASB präsentieren das Banner zur Auktion (v. l.): Vereinsvorsitzende Kirsten D. Milke, Gerd Prüfer (ASB) sowie Ines Asser, Martin Waurick und Claus Fohlmeister vom Kunstverein. © Unbekannt | KV Glinde

Kirsten D. Milke sagt: „Wir sind unseren Sponsoren sehr dankbar. Wir hätten nicht damit gerechnet, dass so viele bereit sind, der Kunst auf die Beine zu helfen.“ Der Verein will wiederum den ukrainischen Kriegsflüchtlingen auf die Beine helfen: mit der Bieterauktion „Make Art Not War – Kunst gegen Not“ zugunsten der Ukraine-Nothilfe des Arbeiter-Samariter-Bundes.

Mit einem Mindestgebotspreis versehene gespendete Werke aus den Reihen der Aussteller und Vereinsmitglieder werden in einem gesonderten Bereich der Ausstellung präsentiert. Wer bis Sonntag, 16 Uhr, das jeweils höchste schriftliche Gebot für ein Kunstobjekt abgibt, erhält den Zuschlag.

Form-Art Vernissage Fr 22.4., 19.30, Ausstellung Sa/So, 23./24.4., 11.00–18.00, Kunstauktion So 16.00, Verleihung Künstlerpreis und Auslosung Publikumspreis So 17.00, Marcellin-Verbe-Haus (Bürgerhaus, barrierefrei), Markt 2, Eintritt frei