Barsbüttel. Bürgerverein im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen organisiert nach Umzug wieder Treffs. Konzerte soll es ab April geben.
Stühle und Tische sind an diesem Freitagmorgen schon wieder abgebaut. Den Platz benötigen jetzt Mütter, die sich zu einem Babykursus in der Rhabarberkate im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen zusammenfinden. Am Abend zuvor war dort der erste Treff des Bürgervereins in seiner neuen Heimat, eine Premiere nach drei Monaten Pause. An das Hin- und Herschleppen des Mobiliars muss sich Andreas Hamdorf, der zweite Vorsitzende, allerdings erst einmal gewöhnen. Zuvor hatten er und seine Mitstreiter eigene Räume in der ehemaligen Kneipe „Willinghus“ in der Dorfmitte. Nun müssen sie teilen und haben feste Nutzungszeiten. Der Ehrenamtler sagt: „Wir sind trotzdem froh, hier zu sein. Das ist die beste Lösung, die wir im Moment haben.“
Der im Februar 2016 gegründete Verein Gemeinsam für Willinghusen hat eine wichtige Funktion im Ort, in dem es weder ein Restaurant noch eine Gaststätte gibt. Er bietet Menschen die Möglichkeit von Zusammenkünften in geselliger Runde. Auch Nicht-Mitglieder sind willkommen. 150 Männer, Frauen und Kinder sind in ihm organisiert. Bei rund 2300 Einwohnern ist das eine Hausnummer. Klaus-Peter Leiste ist Mitbegründer. Der 76-Jährige wurde 2021 mit dem Ehrenpreis der Gemeinde für sein Engagement im Ort ausgezeichnet. Er sagt mit Blick auf den Umzug: „Da ist schon Wehmut im Spiel. Wir haben uns im Willinghus sehr wohl gefühlt, sind aber alle motiviert und werden das Beste aus der Situation machen.“
Mehrzweckraum bietet Platz für 40 Personen
Die Immobilie hatte Barsbüttel gemietet, den Vertrag aber auslaufen lassen. Die Kosten waren zu hoch. Das alte Bauernhaus soll abgerissen werden. Eine Baugenehmigung für Reihenhäuser liegt laut Bürgermeister Thomas Schreitmüller vor. Der Bürgerverein hatte die Ex-Kneipe über Monate in Eigenregie renoviert, unter anderem durch Nikotin dunkelgelb verfärbte Decken gestrichen. Es war gemütlich und von der Aufteilung ideal mit drei Räumen: einer mit Theke, ein anderer mit Sesseln sowie ein weiterer mit einem großen Tisch.
Mit der Wiederaufnahme von Aktivitäten ist auch ein Umdenken bezüglich der Angebote notwendig. „Rockkonzerte mit Verstärker können wir wegen der Lage der Rhabarberkate im Wohngebiet nun nicht mehr veranstalten“, sagt Leiste. Und die Kapazität ist auch eine andere. Maximal 40 Personen fasst der 75 Quadratmeter große Mehrzweckraum. Ins „Willinghus“ kamen bei musikalischen Darbietungen bis zu 60 Menschen. Immerhin wird der Eigentümer der Kate, der ebenfalls Mitglied im Bürgerverein ist, demnächst einen Schuppen bauen, wo Getränke gelagert werden können. Biertische und anderes Inventar sind in der ehemaligen Hausmeisterwohnung bei der Feuerwehrwache gelagert.
Die Gemeinde hat das Erdgeschoss des Gebäudes, in dem es neben einer Wohnung ein Coworking-Büro gibt, für neun Stunden pro Woche gemietet. Das Zeitkontingent ist nicht für den Bürgerverein allein. Ortsbeiratssitzungen und der Jugendclub sind inbegriffen. Hamdorf und seine Vorstandskollegen haben mehrere Plakate im Ort aufgehängt mit dem Verweis auf die Klönschnacktreffen. Man will sichtbar sein, neue Mitglieder gewinnen.
Dorfgemeinschaftshaus-Projekt ist zurückgestellt
Beim Start am vergangenen Donnerstag kamen mehr als 20 Personen, eine davon ist dem Verein gleich beigetreten. Derzeit überlegen sich die Verantwortlichen, welches Programm den Bürgern geboten werden soll. „Wir werden auf jeden Fall unsere Wohnzimmerkonzerte weiterführen, Künstlern im Ort eine Bühne schaffen“, sagt Hamdorf. Vorstellbar seien auch Lesungen. Außerdem will Gemeinsam für Willinghusen einen Yoga-Kursus offerieren. Im April soll es mit den musikalischen Veranstaltungen losgehen.
Ob der Bürgerverein dauerhaft in der Rhabarberkate bleibt, ist ungewiss. Er würde gerne in einem Dorfgemeinschaftshaus unterkommen. Planungen hat es bereits gegeben. In Workshops wurde ein Gebäude mit Satteldach und einer 850-Quadratmeter-Fläche entwickelt. Die Rede war von einem Baubeginn in 2019. Wegen der hohen Schuldenlast der Gemeinde konnte sich die Politik aber nicht durchringen und hat das Projekt bis 2024 zurückgestellt.