Bargteheide. Zwei Planungsbüros aus Lübeck und Hamburg sollen Masterplan entwickeln, um das Zufußgehen und Radeln attraktiver zu machen.
Die Stadtverwaltung hat kürzlich zwei Fachbüros aus Lübeck und Hamburg mit der Erarbeitung eines Gesamtkonzepts zur Fuß- und Radwegeplanung in Bargteheide beauftragt. „Die Förderung umwelt- und klimaschonender Mobilität ist eine wichtige Zielsetzung der Stadt“, sagt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Künftig sollen mehr Wege mit Verkehrsmitteln des Umweltverbunds, also mit Bus und Bahn, mit dem Fahrrad oder zu Fuß, zurückgelegt werden, um gleichzeitig Autofahrten zu reduzieren. Dies werde jedoch nur gelingen, wenn Radfahren und Zufußgehen künftig sicher und möglichst attraktiv seien, so Kruse-Gobrecht.
„Der Fahrradgipfel im letzten Jahr war erst der Anfang, jetzt geht es in die konkrete Planung und Umsetzung“, erklärt die Verwaltungschefin. Im Zuge der Erarbeitung des Gesamtkonzepts würden Erkenntnisse und Ideen aus der bisherigen Diskussion in Bargteheide überprüft und konkretisiert, sowie weitere Maßnahmenvorschläge entwickelt.
Keine Unterstützung durch die Verwaltung
Dass die, die sich um das Thema in den vergangenen Jahren maßgeblich verdient gemacht haben, über die neueste Entwicklung aus einer Pressemitteilung der Bürgermeisterin erfahren, stieß unterdessen auf Verwunderung und Unverständnis. „Ich finde dieses Vorgehen ziemlich merkwürdig, um es mal moderat zu sagen“, sagte der Sprecher der hiesigen Rad-AG, Walter Laskowski (SPD), dem Abendblatt.
Andererseits sei es so überraschend nun auch wieder nicht angesichts der Tatsache, dass sich die Stadtverwaltung seit Längerem außer Stande sehe, die Arbeitsgemeinschaft personell zu begleiten. Im Vorfeld des keineswegs einhellig beklatschten Fahrradgipfels waren vier von sechs Sitzungen der AG abgesagt worden. Die erste Zusammenkunft nach dem Gipfel Mitte August 2021 hatte ebenfalls nicht stattgefunden.
Muras: Rad-AG ist ausgebootet worden
„Respekt und Unterstützung des Ehrenamts sehen anders aus“, urteilte Norbert Muras, Fraktionschef der Wählergemeinschaft WfB. Hier gehe es offenbar mehr um das Ernten der Lorbeeren durch die Verwaltung für eine Arbeit, die vor allem von der Rad-AG und vom Ausschuss Planung und Verkehr geleistet worden sei. „Und das nicht selten gegen den massiven Widerstand der Verwaltung“, so Muras.
Seiner Ansicht nach sei es an der Zeit, dass der genannte Ausschuss über dieses „Ausbooten einer ganzen Arbeitsgruppe“ berate. Der Ausschussvorsitzende, Torsten Frehe (CDU), hatte dazu bereits angemerkt, dass der Radverkehr ja extra in eine AG ausgelagert worden war, um sich ihm in den Beratungen intensiver widmen zu können. „Nun muss man vielleicht darüber nachdenken, die AG-Themen wieder in den Ausschuss zurückzuholen“, so Frehe.
Die Online-Befragung startet am 4. März
Aus Sicht des SPD-Fraktionschefs Mehmet Dalkilinc ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass es bei dem Thema jetzt endlich vorangehe und auch der Kreis Stormarn viel Geld investiere, um die Radinfrastruktur nachhaltig zu verbessern. „Dass die Rad-AG von der neuesten Entwicklung aber nur auf Umwegen erfahren hat, halte ich für kontraproduktiv“, so Dalkilinc. Positiv bewertet er hingegen, dass es im Rahmen der Konzepterstellung nun wenigstens zu einer Bürgerbeteiligung kommt, die es beim Fahrradgipfel bekanntlich nicht gegeben hat.
Vom 4. bis 31. März sind alle Bargteheider aufgerufen, sich an einer Online-Befragung zum Fuß- und Radverkehr in der Stadt zu beteiligen und auf diese Weise die Planung aktiv mitzugestalten. „Das Planungsteam will etwa mehr darüber erfahren, wie die Bürger das Zufußgehen und Radfahren in Bargteheide erleben, wo das Gehen und Fahren angenehm ist, und wo sie Mängel und Handlungsbedarfe sehen“, erläutert Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Gefragt seien zudem erste Ideen und Lösungsvorschläge.
ADFC hat bereits mehr als 100 Mängel aufgelistet
Die Bargteheider Gruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ist schon mal mit gutem Beispiel vorangegangen. „Wir haben den Fachbüros unsere Analyse des Ist-Zustands in der Osthälfte der Stadt zukommen lassen“, sagt der Vorsitzende Ulrich Bien. In der Zuarbeit seien rund 100 Mängel aufgelistet, von unübersichtlichen Radwegeführungen über den Zustand der Radwege selbst bis zu verbesserungswürdigen Querungen und Übergängen.
„In den vergangenen Jahren ist da herzlich wenig passiert“, moniert Bien. Etliche Vorstöße des ADFC seien entweder am vermeintlichen Personalmangel im Rathaus gescheitert, oder an der übertrieben autofreundlichen Haltung des zuständigen Ressorts in der Oldesloer Kreisverwaltung.
Online-Zugang ist in Kürze verfügbar
Dabei bietet die Stadt Bargteheide wegen ihrer Größe und Struktur gute Voraussetzungen für einen hohen Anteil der Nahmobilität aus Fuß- und Radverkehr. Viele Alltagsziele wären auch ohne Auto problemlos erreichbar. Allerdings bestehen noch deutliche Verbesserungspotenziale für den Fuß- und Radverkehr.
„Deshalb hoffen die Stadtverwaltung und die involvierten Planungsteam jetzt auf eine rege Beteiligung“, so Birte Kruse-Gobrecht. Eine Anleitung zur Befragung und der Online-Zugang würden in Kürze auf der städtischen Internetseite eingestellt. Zudem startet im März eine weitere Online-Befragung des Kreises Stormarn zum kreisweiten Radverkehrskonzept.