Bargteheide. Wie die Grünen die Mobilitätswende in Bargteheide beschleunigen wollen. Ziel ist, die Verkehrsflächen gerechter aufzuteilen.

Die Grünen fordern mehr Tempo für eine echte Mobilitätswende in Bargteheide. „Um Klimaneutralität im Sektor Mobilität bis spätestens 2050 zu erreichen, sind aufwendige Maßnahmen notwendig. Die kann Bargteheide aber weder allein noch mit unkoordinierten Einzelmaßnahmen stemmen“, sagt die Fraktionsvorsitzende Ruth Kastner. Daher brauche es Konzepte mit klaren Zielvorgaben. Nur so könnten Fördermittel beantragt werden, um die Mobilitätswende zu forcieren.

Einen ersten wesentlichen Schritt sehen die Grünen in der umgehenden Erstellung eines Radkonzepts. „Ähnliche Bestrebungen gibt es ja auch bei der Wählergemeinschaft, die wir an dieser Stelle ausdrücklich unterstützen“, so Kastner. Dazu hätten beide Fraktionen bereits im September 2019 ein 16-Punkte-Programm vorgelegt. Mit Maßnahmen, die bereits jetzt machbar seien und deshalb zügig umgesetzt werden sollten.

Bürger sollen beim Einkaufen auf Auto verzichten

Lange habe man ein „politisch geeintes“ Mobilitätskonzept mit Bürgerbeteiligung als prioritär angesehen. Doch das werde aller Voraussicht nach wohl erst im Rahmen der Städtebauförderung erarbeitet. So lange wolle man aber nicht warten.

Der Anteil des Radverkehrs in Bargteheide müsse sukzessive zunehmen, um die Ziele der Radstrategie 2030 des Landes Schleswig-Holstein umzusetzen. Laut Grünen soll das Rad zum dominierenden Verkehrsmittel werden, auch beim Einkaufen. Dazu müsse der Anteil des (Einkauf-)Autoverkehrs in der Stadt aber in der laufenden Dekade von heute 44 auf 37 Prozent gesenkt werden.

Ausbau von Fahrradzonen soll beschleunigt werden

Das funktioniere aber nur, wenn der Ausbau von Radwegen und Fahrradzonen, wie etwa am Traberstieg, beschleunigt werde. Zudem müssten die vorhandenen Wege gepflegt und konsequent miteinander verbunden werden. Fuß -und Radwegachsen sollen die Stadt künftig von Nord nach Süd und von Ost nach West erschließen.

Um ein gemeinsames Vorgehen von Kommunalpolitik und Verwaltung beim Ausbau der Fuß- und Radinfrastruktur zu forcieren, plädieren die Grünen für einen Fahrradgipfel im Spätsommer 2021. „Wir brauchen die Verständigung auf einen von möglichst allen getragenen Masterplan, die Priorisierung von Maßnahmen und die Bereitstellung von Finanzmitteln“, sagt Kastner.

Rathaus hat seit 1. April Radfahrbeauftragten

Überhaupt müsse die Verbesserung des Fuß- und Radverkehrs zur „Chefsache“ im Rathaus werden. Ein erster wichtiger Schritt sei die Berufung des Radfahrbeauftragten Jan Henrik Stöcker, der am 1. April seine Tätigkeit aufgenommen habe. Überdies bedürfe es der Einbindung „externen Sachverstands“, um erfolgreiche Förderanträge stellen zu können. Dabei helfe die Mitgliedschaft der Stadt bei Rad.SH und beim Deutschen Institut für Urbanistik.

Besonderes Augenmerk wollen die Grünen auf das Thema Verkehrssicherheit legen. „Es hat für viele Bargteheider große Bedeutung, wie unsere Mobilitätsbefragung im Vorjahr gezeigt hat“, berichtet Kastner. Viele Menschen würden nur ungern und teilweise ängstlich mit dem Rad durch die Innenstadt fahren und wünschen sich etwa, dass die Rathausstraße beruhigt wird.

Hier gebe es bereits viele Vorschläge, wie das umgesetzt werden könne. Vom Rückbau der Parkplätze über eine Einbahnstraßenregelung bis zur Umwandlung des gesamten Bereichs in eine Fußgängerzone. Auch die Neuausweisung von Tempo-30-Zonen sei immer wieder als probates Mittel der Verkehrsberuhigung genannt worden.

Mit E-Kleinbussen vom Stadtrand ins Zentrum

„Wir treten auf jeden Fall für eine neue, gerechtere Aufteilung der vorhandenen Verkehrsflächen ein, um so mehr Platz für Fußgänger und Radfahrende zu schaffen“, erklärt Kastner. In diesem Zusammenhang sollte, gemeinsam mit dem Ring Bargteheider Kaufleute, auch über die Verteilung der Parkplätze nachgedacht werden. „Müssen sie zwingend vor den Geschäften angesiedelt sein, oder wären zentrale Parkplätze in Form einer Parkpalette am Kreisel und einer Tiefgarage am Utspann vielleicht die bessere Lösung“, fragt Kastner.

Um den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver zu machen, sollen künftig E-Kleinbusse die Wohnquartiere am Bargteheider Stadtrand mit der Innenstadt und dem Bahnhof verbinden. Die Gewerbebuslinie müsse erhalten bleiben und bis nach Hammoor und den neu geplanten Arbeitsstätten dort verlängert werden. Außerdem arbeite man in Kooperation mit dem Kreis daran, die Schulbusse zu regelmäßig verkehrenden Grundlinien umzuwandeln, um besonders Bargfeld-Stegen und Tremsbüttel besser anbinden zu können.

On-Demand-Angebote wie Moia und Ioki im Blick

Nicht zuletzt wollen die Grünen den Bahnhof als Mobilitätsdrehscheibe ausbauen. „Menschen sollen dort unterschiedliche Verkehrsmittel nutzen und teilen sowie problemlos umsteigen können“, erläutert Ruth Kastner. Dazu gehörten ausreichende Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Autos ebenso wie der Umstieg auf bezahlbare innerstädtische Buslinien und flexible On-Demand-Angebote wie Moia und Ioki. Oder Carsharing-Fahrzeuge, die sich auch in Bargteheide durchsetzen würden. „Unseren Informationen zufolge gibt es bereits etliche Investoren, die Mobilitätsstationen mit Auto- und Fahrradverleih sowie Ladesäulen anbieten wollen“, sagt Kastner.