Glinde. Der TSV Glinde will umziehen. Auf dem Gelände ist früher Methan entwichen. Die Stadt ließ Bodengutachten eines Investors prüfen.

Der Wunsch ist formuliert und allen Fraktionen bekannt: Der TSV Glinde möchte rund 200 Meter in Richtung Norden umziehen. Ein Investor will dem Verein neue Sportanlagen finanzieren, auf den jetzigen Fußball- und Tennisplätzen dafür Wohnungen bauen. Dort, wo künftig die Filzballakrobaten Asse schlagen sollen, war früher eine Kiesgrube, die mit Bauschutt verfüllt wurde. Es kam zu Ausgasung von Methan. Die Politik wird sich erst intensiv mit einem Grundstückstausch beschäftigen, wenn der Nachweis erbracht ist, dass keine Gesundheitsgefahr besteht. Und genau die Klärung dieser Angelegenheit zieht sich hin.

Das Projekt hatte die Erste Gut Glinde GmbH & Co KG angeschoben. Sie beabsichtigt bis zu 600 Wohnungen zu bauen, darunter auch öffentlich geförderte. Die städtische Fläche umfasst rund 40.000 Quadratmeter plus 1,4 Hektar, die der Entwicklungsgesellschaft gehören. Sie will als Gegenleistung eigenen Grund an Glinde abgeben. 4,5 Hektar sind für den TSV vorgesehen. Die neue Sportstätte soll sich zusammensetzen aus zwei großen und einem kleinen Kunstrasenplatz, zehn Tenniscourts, zwei Kleinfeldern und zwei Beachvolleyballplätzen. Ein zweigeschossiger Bau ist als Ersatz für das alte Sportlerheim beim Tennisclub geplant. Und es soll ausreichend Parkplätze geben. Geschätzte Kosten: rund vier Millionen Euro.

Sportverein hat rund 2600 Mitglieder

Für den TSV wäre die Umsetzung des Vorhabens ein Segen. Der Verein hatte sich vor mehr als 20 Jahren mit einem Hotelbau samt Tanzsportzentrum übernommen, stand kurz vor der Pleite. Er hat noch rund 900.000 Euro Schulden. Mittelfristig muss er eine siebenstellige Summe investieren in die bestehenden Gebäude und Plätze. Die Sorgen wären also weggewischt.

Um die Parteien zu überzeugen, hatte die Entwicklungsgesellschaft ein Bodengutachten vom renommierten Sachverständigenbüro Dr. Skowronek anfertigen lassen. Bei der Untersuchung wurden Messstellen gesetzt. Laut den Experten liegt kein relevantes Gasbildungspotenzial mehr vor. Für den Bau der Sportanlage haben sie ein Sicherungskonzept entworfen. So soll eine 3,50 Meter tiefe Sperre ausreichend Schutz bieten. Die Genehmigungsbehörde bei diesem Projekt ist der Kreis. Er beurteilte das Gutachten positiv.

Glinde ließ das Dokument jedoch von einem eigens beauftragten Fachmann prüfen. Das Schriftstück liegt Bürgermeister Rainhard Zug seit September vor. Er sagt: „Es gibt keinerlei Zweifel an den Fähigkeiten des Büros Skowronek.“ Soll heißen: Die angewandte Untersuchungsmethode war in Ordnung. Jetzt liegt der Spielball wieder beim Kreis. Er überprüft laut dem Verwaltungschef immer noch die Ergebnisse des Zweitgutachtens. Wenn die Behörde bei der Analyse der Zahlen zum Schluss kommt, dass alles stimmig ist, wird das Thema konkreter. Wann es eine Rückmeldung geben soll, ist Zug nicht bekannt.

Das erste Signal der Kreisbehörde hat Joachim Lehmann, hauptamtlicher Vorsitzender des rund 2600 Mitglieder zählenden Sportvereins, gefreut. Er sagt: „Uns ist klar, dass es mindestens noch fünf Jahre dauert, bis etwas passieren kann.“ Unter anderem müssen Bebauungs- und Flächennutzungsplan geändert werden. Lehmann: „Natürlich würden wir uns wünschen, dass es schneller geht.“ Doch selbst wenn alle Bedenken ob der Gesundheitsgefahr ausgeräumt sind, gibt es keinen Freifahrtsschein für den Umzug. In Glinde sind mehrere Wohnungsprojekte angedacht. Im Fokus liegt unter anderem die Neugestaltung des Zentrums mit 300 Einheiten, davon 100 Sozialwohnungen. Politiker wollen vor allem Investoren unterstützen, die bis zu 100 Prozent öffentlich geförderte Bleiben erstellen. Sie werden das Wachstum auch wegen der damit verbundenen Infrastrukturkosten für zum Bespiel Kita und Schulen sowie unter dem Aspekt der Flächenversiegelung jedoch in Grenzen halten, müssen deshalb selektieren.