Glinde. Kreis bewertet Bodenluftgutachten positiv. TSV Glinde will umziehen. Auf seinem jetzigen Gelände möchte ein Investor Wohnungen bauen.
Die Zusammenfassung des Gutachtens umfasst neun Seiten inklusive Skizzen und Deckblatt. Das Schriftstück hat das Sachverständigenbüro Dr. Skowronek angefertigt. Es ist Grundlage für eine Verlegung der Sportanlage des TSV Glinde. Der Verein möchte umziehen auf ein angrenzendes Areal, wo früher eine Kiesgrube war, die unter anderem mit Bauschutt verfüllt wurde. Die Folge: Es kam zum Entweichen von Methan. Sollte das Projekt angegangen werden, muss der Kreis als zuständige Behörde zustimmen. Dem Fachdienst für Abfall, Boden und Grundwasserschutz liegen die Untersuchungsergebnisse vor. Er beurteilt das Vorhaben des Sportvereins positiv.
Die Idee einer Umsiedlung rund 200 Meter in Richtung Norden hatte die Erste Gut Glinde GmbH & Co KG. Sie möchte auf dem jetzigen TSV-Gelände mit Fußball- und Tennisplätzen bis zu 600 Wohnungen bauen. Die Fläche umfasst rund vier Hektar plus 1,4 Hektar, die der Entwicklungsgesellschaft gehören. Dafür will sie eigenen Grund mit der Stadt tauschen.
Entwicklungsgesellschaft will den Bau der Sportplätze zahlen
Vorgesehen für den TSV sind 4,5 Hektar. Die neue Sportstätte soll sich zusammensetzen aus zwei großen und einem kleinen Kunstrasenplatz, zehn Tenniscourts, zwei Kleinfeldern und zwei Beachvolleyballplätzen. Ein zweigeschossiger Bau ist als Ersatz für das alte Sportlerheim beim Tennisclub beabsichtigt. Außerdem kann dort das Parkplatzangebot ausgebaut werden. Die geschätzten Kosten in Höhe von vier Millionen Euro will die Erste Gut Glinde übernehmen. Sie hat mit Matthias Sacher, Hauke Asmussen, Andreas Wulf und Birgit Lebender vier Gesellschafter.
Zwischen ihnen und dem TSV besteht Einigkeit. Das Vereinsgelände gehört jedoch der Stadt. Ohne die Zustimmung der Politik geht nichts. Die machte ein aktuelles Gutachten zur Bedingung, um sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. In Auftrag haben es die Investoren gegeben und dafür einen hohen fünfstelligen Betrag gezahlt.
Gutachten: Verbreitung der Deponiegase gering
In der Kurzversion ist von bis zu 1,42 Millionen Kubikmetern Ablagerungsvolume die Rede. Bei der Untersuchung wurden Bodenluftmessstellen neu gesetzt. Es gab schon vorherige Inspektionen. Die Experten schreiben in der Zusammenfassung: „Die Absaugversuche zeigen eine schlechte Gasdurchlässigkeit des oberflächennahen Untergrunds. Dies dürfte auch einer der wesentlichen Gründe dafür sein, dass nach so langer Zeit überhaupt noch Deponiegase in dem beobachteten Umfeld festgestellt werden.“ Laut Gutachten ist deren Verbreitung als gering einzuschätzen. „In Verbindung mit den Ergebnissen der vorlaufenden Bodenluftuntersuchung Anfang Oktober bestätigt sich auch hier die frühere Einschätzung, dass in diesem Areal kein relevantes Gasbildungspotenzial mehr vorliegt“, heißt es.
TSV Glinde verliert in einem Jahr 15,2 Prozent der Mitglieder
Für den Bau der Sportanlage ist ein Gassicherungskonzept in dem Dokument aufgeführt. So soll eine 3,50 Meter tiefe Sperre ausreichend Schutz bieten. Genannt werden mögliche Ausführungen, zum Beispiel geböschte Gräben mit Flankendichtungen über Kunststoffdichtungsbahnen, Bentonitbahnen, Lehmauskleidungen sowie vertikale Spund- und Bentonitwände. Eine weitere Sicherungsebene betrifft die Bauwerke selbst. Zur Entlüftung an Sportplätzen werden eine Drainage- und umlaufende Gasentlastungsschichten vorgeschlagen.
Die Kreisbehörde hat alles aufmerksam gelesen und die Sache bewertet. In einer E-Mail an das Sachverständigenbüro schreibt ein Mitarbeiter: „Das vorgestellte Konzept sehe ich als eine geeignete Basis an, der vom Grundsatz her zugestimmt werden kann.“
Matthias Sacher und Andreas Wulf haben das Gutachten im Beisein von TSV-Schatzmeister Peter Thomsen jetzt Glindes Bürgermeister Rainhard Zug übergeben. Die Stadt wird es von einem Experten überprüfen lassen. „Bei dem Thema ist eine hohe Sensibilität erforderlich. Mehrere neutrale Augen sind wichtig“, sagt der Rathauschef. Joachim Lehmann, hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender des TSV Glinde, spricht von einer Erleichterung ob der Ergebnisse der jüngsten Untersuchung: „Ich bin zuversichtlich, dass das Projekt klappt.“ Für den TSV sei es die Chance, sich weiterzuentwickeln. Der Sportverein hat derzeit 2540 Mitglieder, allerdings 15,2 Prozent binnen eines Jahres verloren. Wie berichtet, verzeichnet der TSV während der Pandemie kreisweit den höchsten Verlust. Mit einer neuen Sportstätte hofft Lehmann, auf Sicht mindestens zu alter Stärke zurückzufinden.
Offerte an Glinde für Einstieg in Wohnungsgesellschaft
Matthias Sacher sagt über den Grundstückstausch: „Die Vorteile sprechen für sich, denn Glinde braucht Wohnraum.“ Die Entwicklungsgesellschaft möchte zu je einem Drittel Eigentums-, frei finanzierte und Sozialwohnungen schaffen. Sie bietet der Stadt den Einstieg in eine Gesellschaft an. In diese müssten nach ihren Berechnungen 200 öffentlich geförderte und 100 frei finanzierte Einheiten einfließen. „Die Volksbank Stormarn will sich ebenfalls beteiligen“, sagt Sacher. Politiker finden diese Idee offenbar reizvoll. Die Grünen haben für den Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz am 22. April einen Antrag gestellt mit einem Prüfauftrag an die Verwaltung, Partner aus der Wirtschaft für eine gemeinsame Wohnungsgesellschaft zu gewinnen.