Glinde. Politik soll Entwicklungskonzept im Januar absegnen. Stadtverwaltung will 2021 Gebührensatzung überarbeiten. Kunden müssen mehr zahlen

Mit einem Bündel von Aktionen will die Glinder Stadtverwaltung 2021 damit beginnen, den Friedhof am Willinghusener Weg attraktiver zu machen. Rathausmitarbeiter hatten im Auftrag der Politik einen Entwicklungsplan für die Ruhestätte erarbeitet. Der Entwurf wurde den Entscheidungsträgern im November vorgestellt. Einen darin enthaltenen Maßnahmenkatalog wollten sie jedoch mit genauen Daten versehen haben und stimmten seinerzeit auch deswegen nicht ab. Das hat das Team um Bürgermeister Rainhard Zug jetzt nachgeholt. Im Bauausschuss am Montag, 11. Januar, soll das Projekt beschlossen werden, damit die Modernisierung beginnen kann.

Bestattungen sollen teurer werden

29 Punkte sind auf einer DIN-A4-Seite gelistet und 28 davon Jahreszahlen zugeordnet. Ganz oben stehen die Überarbeitung der Friedhofssatzung sowie eine neue Gebührenkalkulation. Konkret bedeutet das: Bestattungen werden teurer. Das soll im August beschlossen werden. 2019 betrug das Defizit der städtischen Einrichtung 158.000 Euro, im Jahr davor rund die Hälfte dieser Summe. Per anno werden im Schnitt 170 Menschen auf dem 1958 eröffneten Friedhof beigesetzt.

Anteil der Urnenbeisetzungen wächst

Die Stadt muss vor allem aktiv werden, weil sich die Nachfrage bei den Bestattungsformen stark verändert hat. Inzwischen gibt es pro Jahr 80 Prozent Urnen- und nur noch 20 Prozent Sargbeisetzungen. Das Angebot muss angepasst werden, sonst sind die Urnenwahlgräber spätestens 2027 belegt. Eine entsprechende Stätte für 25 Jahre inklusive Beisetzung kostet in Glinde 1450 Euro, bei der Erdbestattung sind es 3500 Euro.

Glinder bemängeln Zustand der Wege

Mehr Einnahmen zu generieren, ist die eine Sache. Damit ist es aber längst nicht getan. Es geht auch um das Erscheinungsbild. Über den Zustand des Friedhofs klagen viele Glinder. Sie bemängeln zum Beispiel Sandwege, die bei Regen aufweichen und zu Schlammpfaden werden. Oder den Steinweg nahe der Kapelle. Dort sind die Platten nicht mehr auf einer Höhe. Es besteht erhöhte Sturzgefahr gerade für ältere Menschen, die sich mithilfe eines Rollators fortbewegen. Die Mitarbeiterzahl ist nicht ausreichend, um das Areal schön herzurichten. Der Friedhof hat vier Kräfte, die Baumpflege erledigen hauptsächlich der Baubetriebshof und externe Dienstleister.

Für 2021 ist eine Urnengemeinschaftsanlage geplant

Der Entwicklungsplan soll regelmäßig überarbeitet und angepasst werden. Er sieht als Attraktivitätssteigerung Urnengemeinschaftsanlagen vor. So können auf 33 Quadratmetern bis zu 66 Grabstätten entstehen. In der Mitte befindet sich dabei eine Stele, an der Namensschilder der Verstorbenen angebracht sind. Teile der Fläche werden bepflanzt. Eine solche Anlage für 30.000 Euro soll im kommenden Jahr entstehen. Geplant ist 2021 auch die Erweiterung und Sanierung der Urnengräber in Rasenlage für 80.000 Euro, zudem der Startschuss für einen Baumpark, Wildblumenwiesen sowie Erdgräber in Rasenlage. Angeschafft werden sollen ein Aufsitz-Rasenmäher für 12.000 Euro sowie ein Bewässerungstank für 5000 Euro. Die Internetseite des Friedhofs will die Stadtverwaltung verändern.

Friedhofsverwaltung bekommt schnelles Internet

Laut dem Konzept steht 2022 die Optimierung der Wegeverbindung an. Routen werden mit Naturstein gepflastert, ein Leitsystem mit Schildern und zeitgemäßen Übersichtskarten installiert. Die Friedhofsverwaltung soll schnelles Internet bekommen, also Glasfaserkabel verlegt werden. Hinzu sind weitere Urnenstelen vorgesehen und Stellplätze für Räder.

Parkplatzsituation muss verbessert werden

Für 2023 ist der Kapellenumbau angedacht. Der Lagerraum soll zum Büro werden mit Pausenzimmer samt Küchenzeile, zudem eine Sarggemeinschaftsanlage entstehen. Weitere Arbeiten mit dem Ziel der Umsetzung bis Ende 2024: Verbesserung der Parkplatzsituation am Willinghusener Weg inklusive Aufwertung des Bereichs durch sogenannte Ökopflaster aus Beton oder Rasengitter aus Kunststoff, Veränderung an Eingangsbereichen. Eine Kindergrabgemeinschaftsanlage ist mit den Jahreszahlen 2024 und 2025 gekennzeichnet. Der Friedhof soll ein Ort der Naherholung für alle Bürger werden.

Der SPD-Fraktionsvorsitzenden will Entwicklungsplan nicht zustimmen

Der stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke reicht das alles nicht. Sie sagt: "Es fehlt eine Vision." Die Sozialdemokratin wünscht sich zum Beispiel Alternativen zu Urnengräbern, die pflegeleicht sind, spricht dabei von "kleinen gemauerten Grabstätten und Pflanzen drumherum". Kröpke beschäftigt sich intensiv mit dem Thema, war früher Betriebsratsvorsitzende des Kirchenkreises Hamburg-Ost. Zustimmen will sie dem Friedhofsentwicklungsplan nicht. "Wahrscheinlich stehe ich mit meiner Haltung ziemlich allein da", sagt sie.

Glinde beschäftigt sich seit 2014 mit Entwicklungsperspektiven des fünf Hektar großen Areals. Die SPD hatte zwischenzeitlich beantragt, die letzte Ruhestätte samt aller Rechte und Pflichten in einem Treuhandverhältnis an die kirchliche Reinbeker Friedhofsverwaltung zu übergeben. Der Nachbar wollte diesen Schritt nicht machen. Die Politik entschloss sich schließlich, den Friedhof weiterhin in Eigenregie zu betreiben.