Bad Oldesloe. Inzidenzwert wieder gestiegen. Ausbruch in einer Kita in Hamberge. Test- und Impfkapazitäten sollen ausgeweitet werden.
„Das Corona-Infektionsgeschehen stagniert in Stormarn auf hohem Niveau.“ Für Edith Ulferts, Leiterin des Fachbereichs Soziales und Gesundheit in der Oldesloer Kreisverwaltung, ist die vierte Welle längst noch nicht gebrochen. „Spätestens nach Weihnachten ist sogar noch mit einer weiteren Erhöhung der Infektionszahlen zu rechnen“, so Ulferts. Deshalb gelte es jetzt, Infizierte durch verstärktes Testen schneller von der Straße zu holen.
107 Neuinfektionen binnen 24 Stunden
Wie wichtig schnelles und entschlossenes Handeln jetzt ist, zeigen die aktuellen Zahlen. Das Gesundheitsamt registrierte bis Dienstag, 15 Uhr, 107 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Damit wurden innerhalb der vergangenen sieben Tage insgesamt 432 Neuinfektionen festgestellt. Nachdem der Inzidenzwert Ende vergangener Woche bis auf 138,4 Infektionen pro 100.000 Einwohner gefallen war, ist er nun wieder auf 176,9 angestiegen. Und damit so hoch, wie seit Ende November nicht mehr.
Große Sorge bereitet derzeit ein Corona-Ausbruch in der Kita „Regenbogen“ in Hamberge. Dort gibt es sieben bestätigte Coronafälle, weitere 21 Kinder in fünf verschiedenen Gruppen hatten einen positiven Schnelltest. Die Gesamtzahl der klinisch bestätigten und erfassten Covid-19-Fälle beträgt für Stormarn nunmehr 10.758. Aktuell sind 577 Personen infiziert, 9853 gelten als genesen, 328 sind an oder in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben.
Nachverfolgungsteam ist stark dezimiert
Eine Entspannung der Infektionslage ist nach Ansicht der Fachleute vorerst nicht in Sicht. Das erschwert mehr denn je auch die Nachverfolgung der Infektionsketten. „Momentan sind wir vor allem mit der Registrierung der uns gemeldeten Fälle und der telefonischen Betreuung der Infizierten beschäftigt“, sagt Cornelia Espig vom Corona-Krisenstab des Kreises. Durch krankheitsbedingte Ausfälle und Urlaub stehe aktuell zudem nur die Hälfte des 20-köpfigen Nachverfolgungsteams zu Verfügung.
„Deshalb sind wir in hohem Maße auf die Mitarbeit der Infizierten angewiesen. Um schnellstmöglich jene Kontaktpersonen zu ermitteln, die weder geimpft noch genesen sind“, so Espig. Definitiv seien derzeit deutlich weniger Personen in Quarantäne, als noch vor einem Jahr. „Das liegt aber auch daran, dass sich die Impfquote und die Zahl der Genesenen in den vergangenen Monaten deutlich erhöht hat“, erklärt Espig.
Erster Omikron-Infizierter in Schleswig-Holstein
Vor allem vermeintlich Grippekranke würden derzeit allerdings leicht durchs Raster fallen. Deshalb sei es wichtig, dass sich Personen mit den bekannten Symptomen wenigstens einem Corona-Schnelltest unterziehen. Bei einem positiven Ergebnis sollte dann umgehend ein professioneller PCR-Test folgen, um eine Corona-Infektion sicher ausschließen zu können.
Das umso mehr, als die neue Omikron-Variante nun auch Schleswig-Holstein erreicht hat. „Kürzlich wurde sie erstmals bei einer Person in Flensburg nachgewiesen und wird früher oder später auch den Kreis Stormarn erreichen“, ist Edith Ulferts überzeugt. Bislang seien zwar überwiegend milde Verläufe bekannt. „Die Omikron-Variante ist aber hochansteckend und verbreitet sich schnell. „Deshalb müssen zwingend auch Kontaktpersonen von Infizierten sofort in Quarantäne“, so Ulferts.
Zahl der Teststationen hat sich auf 30 erhöht
Kreisweit sind die Testkapazitäten wieder deutlich erhöht worden. Mit fünf die meisten der insgesamt 30 Stormarner Teststationen gibt es aktuell in Ahrensburg. Je vier sind es in Reinbek und Reinfeld, je drei in Bad Oldesloe, Bargteheide und Trittau, je zwei in Oststeinbek und Glinde. Die vollständige Liste findet sich auf der Homepage des Kreises Stormarn.
Verstärken will der Kreis die Kontrollen in Geschäften und Gaststätten. „Hierbei gibt es eine enge Kooperation mit den Ordnungsämtern der Kommunen und der Polizei“, sagt Landrat Henning Görtz. Obwohl es aus Kapazitätsgründen bislang nur stichprobenartige Kontrollen gegeben habe, seien Verstöße gegen die Auflagen seit Januar dieses Jahres bereits in 450 Fällen mit teils drastischen Geldstrafen geahndet worden. Der Betreiber eines Restaurants, in dem es keinerlei Einlasskontrollen gab, wurde etwa mit 2500 Euro zu Kasse gebeten.
Alle Stormarner Impfzentren sind in Betrieb
„Allen muss jedoch klar sein, dass Kontrollen die Verantwortung jedes Einzelnen nicht ersetzen können“, mahnt Görtz. Für die Einhaltung der Corona-Regeln seien in erster Linie die Bürger selbst zuständig, erst in zweiter Linie die Geschäftsleute. Städte und Gemeinden dürfen für die Kontrollen zusätzliche Ordnungsdienste verpflichten. Die zusätzlichen Kosten werden vom Kreis übernommen.
Um die Impfquote in Stormarn weiter zu erhöhen, sind inzwischen alle drei Impfzentren des Kreises mit momentan insgesamt vier Impflinien in Betrieb. „In Zusammenarbeit mit dem DRK und der Kassenärztlichen Vereinigung arbeiten wir aber daran, die Kapazitäten auszuweiten“, berichtet Andreas Rehberg, Leiter des Fachbereichs öffentliche Sicherheit und Gefahrenabwehr.
Glinde erhält kommende Woche zweite Impflinie
Das Zentrum in Glinde soll durch Umbauten schon in der kommenden Woche eine zweite Impflinie erhalten, in Bad Oldesloe ist zeitnah sogar eine dritte vorgesehen. Im Gegensatz zur ersten großen Impfphase funktioniert die Terminvergabe unter www.impfen-sh.de derzeit zumeist problemlos. „Zum Boostern kann man in der Regel tagesgenau einen Termin ordern“, so Rehberg. Dabei sollten aber möglichst sechs Monate seit der Zweitimpfung vergangen sein, mindestens aber fünf.