Oststeinbek. Das Entschärfen einer Fliegerbombe am 26. November wird für Oststeinbek teuer. Gemeinde zahlt Krankentransporte in Notunterkunft.

250 Personen waren bei der Entschärfung einer Fliegerbombe am vorvergangenen Freitag in Oststeinbek im Einsatz, darunter Feuerwehrkräfte, Personal vom Technischem Hilfswerk (THW), des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) und Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Rund 5300 Bürger, davon 3000 im benachbarten Glinde, mussten vorübergehend ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Betroffen waren alle, die in einem 1000-Meter-Radius um den Fundort leben. Die Evakuierung kostet Geld. Die Kosten muss die Gemeinde Oststeinbek tragen. Sie belaufen sich auf bis zu 100.000 Euro.

„Bis wir alle Abrechnungen bekommen haben, dauert es ein bis zwei Monate“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Er rechnet damit, dass die Gemeinde mindestens 40.000 Euro zahlen muss. Der Verwaltungschef hatte per Eilentscheidung bestimmt, wie an diesem Tag vorzugehen ist. So wurden Gitter für die Straßensperrungen gemietet, weil der Bauhof nur über eine begrenzte Zahl verfügt. Eine Reinigungsfirma war in der Notunterkunft in der Walter-Ruckert-Sporthalle im Einsatz. Auch für die Verpflegung der Hilfskräfte muss die Gemeinde aufkommen.

250-Kilo-Koloss lag 20 Zentimeter tief in der Erde

„Der größte Posten sind die Krankentransporte“, so Hettwer. Bettlägerige Senioren wurden in die Sporthalle gebracht und dort betreut. Außerdem laufen sogenannte Dienstausfallentschädigungen auf für Kräfte der freiwilligen Feuerwehr, die ihren eigentlichen Beruf nicht ausüben konnten. Auch Leistungen, die auf Glinder Stadtgebiet erbracht wurden, finanziert Oststeinbek. Hettwer wird noch ein Gespräch mit seinem Kollegen Rainhard Zug führen, um Kosten der Kommune zu minimieren. Glindes Bürgermeister könnte nämlich eine Nutzungsgebühr für die Sporthalle Tannenweg verlangen, wo ebenfalls eine Notunterkunft eingerichtet war.

Die Bombenentschärfung steht auf der Agenda der Gemeindevertretersitzung am Montag, 13. Dezember (19.30 Uhr, Bürgersaal, Möllner Landstraße 22). Dann sollen die Politiker 100.000 Euro für außerplanmäßige Ausgaben bewilligen. Es ist ein formaler Akt.

Wie berichtet, hatten zwei Hobby-Metallsucher aus Glinde mit ihren Sonden die Bombe auf einem Acker an der Straße Heidstücken unweit des Hofes Posewang ausfindig gemacht. Der 250-Kilo-Koloss lag 20 Zentimeter tief in der Erde. Der Landwirt ist über all die Jahre mit seinen Geräten beim Pflügen nur eine Fingerbreite am Zünder vorbeigeschrammt. In dem Bereich waren früher Wehrmachtsbaracken, auf der anderen Straßenseite befand sich eine Suchscheinwerferstellung, die den Himmel für Flugabwehrkanonen ausleuchtete. Diese waren in Nachbargemeinden aufgestellt.

Am Freitag, 26. November, entschärfte der Kampfmittelräumdienst aus Kiel die Fliegerbombe, benötigte etwas mehr als eine Stunde und meldete um 12.25 Uhr Vollzug. Der Einsatz von Hilfskräften begann schon am Morgen in der Dunkelheit. Ab 7.30 Uhr sperrten Polizisten mit Feuerwehrkräften Straßen ab, machten Lautsprecherdurchsagen und klingelten an Türen, um zu schauen, ob sich noch Personen in Gebäuden innerhalb des Sperrgebiets aufhalten. Sie wurden fündig, als längst alle die Häuser hätten verlassen müssen. Unter anderem wurden Kinder entdeckt, die allein waren. Die Ordnungshüter erreichten den Vater auf der Arbeit in Reinbek, verlangten von ihm, den Nachwuchs abzuholen. Auch deshalb kam es zu Verzögerungen. Eigentlich sollte der Blindgänger gegen 11 Uhr entschärft sein.

Noch 45.000 Tonnen unentdeckte Bomben im Land

Gerade im Süden Oststeinbeks könnten noch weitere Fliegerbomben unter der Erde liegen. Dort hat es laut Kampfmittelräumdienst im Zweiten Weltkrieg womöglich Flächenbombardements gegeben. Die Hinweise verdichten sich zumindest. Die Experten beziehen ihr Wissen aus Kriegsluftbildern der Alliierten, die vor und nach Bombenabwürfen gemacht wurden. Sie haben zwar nicht das komplette Material von Angriffsschwerpunkten, bekommen aber immer mehr historische Daten. Allein in Schleswig-Holstein werden 45.000 Tonnen Bomben vermutet, die unentdeckt in der Erde oder auf dem Grund von Gewässern liegen.