Glinde. Glinder Kulturdenkmal verkommt. Hauseigentümer ignoriert Anordnung der Behörde. Er wird erneut ein Zwangsgeld zahlen müssen.

Die untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Stormarn macht ernst. Sie wird den Eigentümer der Suck’schen Kate in Glinde bestrafen und ein sogenanntes Zwangsgeld verhängen. Das reetgedeckte Fachwerkhaus an der Dorfstraße ist ein Kulturdenkmal und verkommt zusehends. Es gehört einem Geschäftsmann aus Hamburg-Bergedorf, der Anordnungen aus Bad Oldesloe nicht nachgekommen war. Wie berichtet, sollte er die Notsicherung des Daches sowie einer zerstörten Tür vornehmen. Entsprechende Fristen sind abgelaufen.

Der Eigner wurde bereits 2019 zur Kasse gebeten. Auch damals ignorierte er Nachbesserungsforderungen des Kreises. Wie viel er zahlen musste, darüber will Claudia Riemer von der Denkmalschutzbehörde keine Auskunft geben. Bis wann der Mann diesmal eine Überweisung tätigen muss, kann sie nicht sagen und begründet das so: „Dies ist ein Verwaltungsakt mit einzuhaltenden Fristen, solch ein Vorgang zieht sich über einen längeren Zeitraum hin.“ Außerdem berichtet Riemer, das Gebäude sei zuletzt Anfang Februar und auch sonst regelmäßig kontrolliert worden.

Baugenehmigung für Sanierung ist im Juni 2020 abgelaufen

Die Scheiben der Seitentür in Richtung Markt sind zerstört.
Die Scheiben der Seitentür in Richtung Markt sind zerstört. © René Soukup | René Soukup

In Glinde sind viele Menschen verärgert über den Hamburger Bauunternehmer, auch die Lokalpolitiker. Er verspricht seit Jahren eine gründliche Sanierung der Kate mit dem Hinweis, dort selbst einziehen zu wollen. Die dafür nötigen Taten folgten nicht. Stattdessen installierte er 2016 unter anderem Stützbalken an der Außenwand, damit das Gebäude nicht zusammenbricht. Aber nur, weil es die Behörde gefordert hatte. 2017 stellte der Eigner tatsächlich einen Bauantrag für die Sanierung. Es war wieder nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Die Genehmigung lief im Juni 2020 ab. Um die Erteilung einer weiteren hat der Geschäftsmann bislang nicht gebeten. Er war für eine Stellungnahme übrigens nicht zu erreichen.

Zwingen, die Immobilie in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, kann ihn ohnehin keiner. Der Eigentümer muss nur dafür sorgen, das Gebäude vor Gefährdung zu schützen und Standsicherheit zu gewährleisten. Die Optik von außen spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Die Politik hatte einiges versucht, um die Situation zu ändern, unter anderem den Gang vor ein Gericht für ein Enteignungsverfahren erwogen. Eine Wissenschaftlerin wurde mit der Anfertigung eines Gutachtens beauftragt, um Glindes Erfolgsaussichten auszuloten. Sie sind gering. Eine Enteignung hat es in Schleswig-Holstein in der Nachkriegsgeschichte auf diesem Gebiet noch nicht gegeben. Deshalb sahen die Entscheidungsträger von diesem Schritt ab.

Bürgerinitiative will eine Lösung mit dem Eigner finden

Auch wurde Bürgermeister Rainhard Zug in die Spur geschickt, um einen Kauf zu erwirken. Die Gespräche mit dem Eigner zogen sich hin. Zu einem Abschluss kam es nicht. Der Verwaltungschef wollte sich auf Anfrage dieser Redaktion nicht zu dem Thema äußern. Darüber hinaus initiierten die Grünen Aktionen: Eine Unterschriftensammlung sowie Demonstrationen ließen den Geschäftsmann aber kalt.

Im vergangenen Jahr gründete sich schließlich eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Rettung der Suck’schen Kate“, zu dessen Köpfen der Grünen-Politiker Jan Schwartz gehört und die parteiunabhängig agiert. Die Gruppe setzt auf eine diplomatische Herangehensweise und schlägt moderate Töne an. Schwartz sagt: „Wir suchen das Gespräch mit dem Eigner. Gemeinsam können wir vielleicht eine Lösung finden, die allen Interessen entgegenkommt.“

Jan Schwartz ist Mitbegründer der Bürgerinitiative.
Jan Schwartz ist Mitbegründer der Bürgerinitiative. © HA

An seiner Haltung ändere sich jedoch nichts. Wie der Geschäftsmann mit dem Haus verfährt, bezeichnet Schwartz als „Skandal“. Die Tage der Kate seien gezählt, wenn jetzt nicht dringend etwas unternommen werde. Die Initiative ermuntert Glinder, eine E-Mail an den Bürgermeister zu schreiben und ihren Unmut zu äußern. Sie will einen Schulterschluss zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern.

Neben der Suck’schen Kate gibt es drei weitere eingetragene Kulturdenkmale in Glinde: die ehemalige Kupfermühle samt Wehr, die jetzt als Museum dient, das Gutshaus an der Möllner Landstraße sowie die Strohdachsiedlung „Oher Weg“. Der Fachwerkbau an der Dorfstraße wurde 1855 erstellt und ist damit das älteste Wohngebäude der Stadt. Darin lebte einst der Schuhmacher Johannes-Hinrich Suck, der 28 Jahre lang Gemeindevorsteher war. Als seine Enkelin starb, verkauften die Erben das Haus.

Unternehmer kaufte die Immobilie 2012

Glinde hatte die Kosten für die Feuerversicherung des Reetdachs übernommen und sich ein Vorkaufsrecht gesichert, griff aber nicht zu. Im September 2012 erwarb der Geschäftsmann die Immobilie. Experten schätzen die Kosten der Sanierung auf mehr als 600.000 Euro. Sollte sich die Stadt doch noch mit dem Eigner einigen und das Objekt in ihr Eigentum übergehen, müsste sie wohl einen siebenstelligen Betrag investieren, um es nutzbar zu machen.