Ahrensburg. Politiker wollen günstigere Alternativen wie Anmietung oder Kauf vorhandener Büroräume prüfen. Sarach warnt vor „fatalem Signal“.

Steht der geplante Anbau für das Rathaus in Ahrensburg vor dem Aus? Nach der Sitzung des Finanzausschusses am Montag ist ein Stopp für das Projekt nicht mehr ausgeschlossen. Die Politiker votierten dafür, dass die Verwaltung zunächst Alternativen wie die langfristige Anmietung oder den Kauf vorhandener Büroräume prüfen soll, bevor die Planungen für den Neubau weiter vorangetrieben werden.

Bürgermeister kritisierte Abrücken der Politiker von Rathausanbau

Der Ausschuss folgte damit einem Vorstoß von CDU und FDP. Die Fraktionen wollen angesichts der angespannten Haushaltslage in der Schlossstadt möglichst auf den Neubau verzichten. „Wir müssen Abstriche machen, und da halten wir andere Projekte wie die Sanierung der Schulen und der Feuerwachen für wichtiger“, begründete CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen den Vorstoß.

Kosten waren um 700.000 Euro auf 6,5 Millionen Euro gestiegen

Ahrensburg hat Verbindlichkeiten in Höhe von 15,1 Millionen Euro. In naher Zukunft stehen mehrere Großprojekte an, darunter die Sanierung des Schulzentrums Am Heimgarten und der Neubau des Badlantic. Zuletzt war zudem bekannt geworden, dass der Rathausanbau mit Kosten von 6,5 Millionen Euro rund 700.000 Euro teurer wird als geplant. Grund ist das Aus für die Tiefgarage unter dem Stormarnplatz, das die Politiker im September beschlossen haben. Hier sollten auch Stellplätze für die Verwaltungsmitarbeiter reserviert werden. Da diese Option nun wegfällt, müsste unter dem Rathausanbau eine Garage eigens für die Mitarbeiter gebaut werden.

CDU und FDP wollen Interimsstandort im Gewerbegebiet aus dauerhafte Lösung

Der Antrag von CDU und FDP zielt dabei vor allem auf die Frage, ob der Interimsstandort der Verwaltung im Gewerbegebiet Nord dauerhaft erhalten bleiben kann. Seit 2018 sind 65 Mitarbeiter in Büroräume an der Straße An der Strusbek ausgelagert. Der Mietvertrag läuft noch bis Mitte 2023. Bei Bürgermeister Michael Sarach sorgt die Debatte für Entsetzen. Als Ende Oktober bekannt geworden war, dass CDU und FDP einen entsprechenden Antrag planen, hatte der Verwaltungschef sich noch zurückhaltend geäußert. Im Finanzausschuss ließ Sarach seinem Unmut nun freien Lauf.

Bürgermeister spricht von „fatalem Signal“ gegenüber Verwaltungsmitarbeitern

„Sie vermitteln in der Verwaltung das Gefühl, dass Sie die Mitarbeiter links liegen lassen“, kritisierte der Bürgermeister und sprach von einem „fatalen Signal“, sollten die Politiker von dem Anbau abrücken. Es gehe um die Wertschätzung der Arbeit, die die Verwaltungsmitarbeiter für die Stadt leisteten. „Sie sind Ihre wichtigste Ressource, weil sie umsetzen, was Sie beschließen“, sagte er in Richtung der Politiker.

Verwaltungschef erinnert an Zusage, dass es sich um Provisorium handeln soll

Die Nachricht von dem Vorstoß habe im Rathaus für „einen riesigen Aufschrei und große Unruhe“ gesorgt. Mit Blick auf einen dauerhaften Standort im Gewerbegebiet wurde Sarach deutlich. „Sie können nicht glauben, dass die betroffenen Mitarbeiter fröhlich pfeifend umgezogen sind“, so Sarach. Es habe ihn intensive Gespräche gekostet, die Mitarbeiter auf den Umzug einzustimmen. Maßgabe sei gewesen, dass die Auslagerung vorübergehend sei. Dies wolle die Politik nun revidieren.

Aufteilung auf zwei Standorte belastet die Arbeit im Rathaus

Die Aufteilung auf zwei Standorte belaste zudem die Arbeit im Rathaus. „Es ist oft nicht mehr möglich, Dinge auf dem schnellen Dienstweg zu erledigen“, so Sarach. Zudem arbeite die Verwaltung noch zu einem großen Teil mit Papier. „Dokumente müssen unterschrieben werden, das geht nicht per Videokonferenz“, sagte der Bürgermeister. Der Verwaltungschef widersprach der Darstellung einer dramatischen Haushaltslage. „Auch wenn Sie in den vergangenen Jahren Haushalte mit einem Defizit aufgestellt haben, haben wir stets mit einem Überschuss abgeschlossen“, so Sarach. Seit 2011 seien die Verbindlichkeiten von 27 auf jetzt 15 Millionen Euro gesunken.

Politiker weisen Kritik des Bürgermeisters zurück

Bei den Politikern erntete der Bürgermeister für seine Aussagen heftige Kritik. „Ich möchte scharf zurückweisen, dass wir die Verwaltungsmitarbeiter nicht berücksichtigen“, sagte Wolfgang Schäfer (FDP). Die Haushaltslage sei schwieriger als vom Bürgermeister dargestellt. Dem pflichtete Bernd Röper (CDU) bei. „Allein gegenüber dem Vorjahr sind unsere Rücklagen von 16 auf fünf Millionen Euro gesunken“, sagte er. „Und die Prognose zeigt, dass wir die kommenden Jahre nicht mehr im Geld schwimmen werden.“

Grünen-Vertreter äußert Verständnis für Unmut im Rathaus

Die SPD äußerte Unterstützung, plädierte aber für einen Alternativstandort in der Innenstadt. „Eine fußläufige Erreichbarkeit wäre ideal“, so Stephan Lamprecht. CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen kritisierte Sarach. „Viele Unternehmen arbeiten auch mit mehreren Standorten“, sagte er. Grünen-Vertreter Lasse Thieme signalisierte hingegen Verständnis. „Ich glaube gern, dass die Mitarbeiter lieber im Zentrum arbeiten würden“, sagte er. Irgendwo müsse die Stadt jedoch sparen. „Es ist eine Wahl zwischen Pest und Cholera“, so Thieme. „Wir können nicht überall Glückseligkeit verbreiten.“

WAB ist überzeugt, dass Neubau wirtschaftlicher ist als Alternativen

Der Grünen-Vertreter machte zugleich deutlich, dass seine Fraktion einen Verzicht auf den Anbau skeptisch sehe. „Wenn man alles einrechnet, wird eine langfristige Anmietung für uns ein Minusgeschäft“, warnte er. Ähnlich äußerte sich der Ausschussvorsitzende Peter Egan. „Wir zahlen pro Jahr 330.000 Euro Miete, langfristig wird sich die einmalige Ausgabe von 6,5 Millionen für einen Neubau rechnen“, sagte der Politiker von der Wählergemeinschaft WAB. Beide zeigten sich überzeugt, dass bei einer Prüfung der Anbau als wirtschaftlichste Alternative Bestand haben werde.

Politiker beschließen „neutralen Prüfauftrag“ für die Verwaltung

„Insofern unterstützen wir einen neutralen Prüfauftrag“, so Thieme. Auch CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen betonte noch einmal, dass es zunächst um eine Bestandsaufnahme gehe. „Wenn es keine bessere Möglichkeit gibt, stehen wir hinter dem Neubau“, sagte er. Am Ende votierten die Ausschussmitglieder einstimmig für die Prüfung. Nur SPD-Vertreter Eckart Boege, der jüngst zum nächsten Ahrensburger Bürgermeister gewählt wurde, enthielt sich wegen Befangenheit.