Grosshansdorf. Junge Großhansdorfer verwandeln Gebäude an der Alten Landstraße zu Halloween in Gruselerlebnis. Besucher können Geheimlabor entdecken.
Spinnenweben, bewohnt von katzengroßen Exemplaren der achtbeinigen Krabbeltiere, säumen den Weg vom Gartenzaun zur Garage. Knochen aus Plastik hängen an der Hauswand. Orgelmusik ertönt, dazu gespenstisches Lachen. Das Licht flackert wild, als würde es Blitzen und Donnern. Über allem thronen auf dem Balkon die beiden gruseligen Vogelscheuchen, deren grün und rot leuchtende Augen die Besucher verfolgen, während diese sich ihren Weg zu dem geheimnisvollen Labor voller Reagenzgläser mit eigenartigen Flüssigkeiten in der Garage bahnen.
Großhansdorfer laden am 31. Oktober ins Halloweenhaus Schmalenbeck ein
Im Halloweenhaus von Schmalenbeck erwartet kleine und große Gäste das kalte Grauen. Einmal im Jahr, am 31. Oktober, verwandeln Valentin Muchow und seine Mitstreiter das unscheinbare Einfamilienhaus an der Alten Landstraße 40 a in Großhansdorf in ein Spukkabinett. Kosten und Mühen scheuen sie für das perfekte Gruselerlebnis nicht.
Die Vorbereitungen laufen bereits seit einem Jahr
Seit einem Jahr laufen bereits die Vorbereitungen für diesen Sonntag. „In den vergangenen Wochen, während der heißen Phase, saßen einige von uns jeden Tag bis halb zwei nachts hier, um die Lichteffekte zu programmieren“, sagt der 22-Jährige und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Aber das Wichtigste ist ja, dass es uns Spaß macht.“
Vor neun Jahren packte das Halloween-Fieber Muchow bei USA-Reise
Und die Freude und Leidenschaft, die die Gruppe junger Großhansdorfer in ihr Gruselhaus steckt, ist dem Ergebnis anzumerken. „Zuerst habe ich allein angefangen“, sagt Muchow. Neun Jahre ist das mittlerweile her. „Ich habe schon immer gern dekoriert und ich liebe Freizeitparks“, erzählt der 22-Jährige. Bei einem Besuch bei Verwandten in den USA infiziert das Halloween-Fieber den Großhansdorfer. „Drüben ist Halloween ein ganz großes Ding, zu dem die Menschen unendlich viel Aufwand treiben“, erzählt der 22-Jährige. Und so sei dann alles zusammen gekommen.
Großmutter findet Projekt ihres Enkels „cool“
Als Spukkabinett herhalten muss das Haus der Großmutter. „Ich selbst wohne auf dem Land, da kommen kaum Leute vorbei“, sagt Muchow. Auch wenn die Oma inzwischen als „die mit dem Gruselhaus“ ortsweit bekannt sei, finde sie das Projekt ihres Enkels „cool“, so Muchow. Angefangen habe er klein. „Ich habe die Deko, die ich noch hatte, hier her gebracht“, sagt er.
Die Gruppe ergänzt sich mit ihren Fähigkeiten gegenseitig
Mit den Jahren wurde der Aufwand immer größer, das Team wuchs und die Inszenierung wurde professioneller. „Es ist extrem hilfreich, dass jeder von uns bestimmte Fähigkeiten mit einbringt“, sagt Bennet Martins. Der 20-Jährige ist bereits seit mehreren Jahren dabei. Kennengelernt hat er Muchow durch die gemeinsame Zeit in der Film-AG der Stormarnschule in Ahrensburg, an der beide 2018 Abitur gemacht haben.
Schulkamerad programmiert die Lichteffekte
Kumpel Steffen Kahl (22) beispielsweise, der ebenfalls schon länger Teil des Teams ist, beschäftige sich in seiner Freizeit mit Beleuchtungstechnik und habe seine Scheinwerferausrüstung zur Verfügung gestellt und die Lichteffekte programmiert. In ihrem ehemaligen Schulkameraden Hannes Herklotz (21), der eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert, hat die Gruppe einen Experten für Gestaltung und Design gefunden. Inzwischen verfügt das Spukhaus über einen Instagram-Auftritt, ein Logo und einen eigenen Soundtrack.
Die Musik haben die Gruppenmitglieder selbst eingespielt
Die musikalische Untermalung hat Valentin Muchow selbst komponiert und gemeinsam mit Schwester Rosalie (15) und Schulfreundin Marie-Sophie Reichel (17) eingespielt. Alle drei spielen seit Jahren im Jugendsymphonieorchester Ahrensburg, Valentin Muchow Fagott, die beiden Mädchen Geige. „Ich habe mir ein musikalisches Leitmotiv ausgedacht, dass ich abgewandelt jedes Jahr wieder für den Soundtrack verwende“, sagt der 22-Jährige. Die Orgelklänge durfte die Gruppe in der Großhansdorfer Auferstehungskirche aufnehmen.
Muchow hat mehrere Grusel-Roboter konstruiert und programmiert
Der Großhansdorfer hat außerdem selbst mehrere sogenannte Animatronics konstruiert, Roboter, die sich bewegen und teilweise auch sprechen können. Dafür hat Muchow sich umfangreiche Kenntnisse beim Programmieren angeeignet. „Ich studiere Medieninformatik, das kommt mir da zugute“, erzählt er.Aus einem Notenständer entstand etwa eine Vogelscheuche, die den Kopf bewegen kann. Die aufwendigste der Figuren ist das Holzwesen „Otto Woodman“. Das etwa einen halben Meter hohe Männchen mit Fratze und grünen Augen ist das Maskottchen des Halloweenhauses. Muchow hat es aus Dutzenden Stöcken mit Heißkleber konstruiert.
„Otto Woodman“ kann dank Motoren und Gelenken Arme und Mund bewegen
Darin befindet sich komplexe Technik. „Otto kann die Arme, den Kopf und den Mund bewegen“, sagt der Großhansdorfer stolz. Dazu hat der 22-Jährige mehrere Motoren und Gelenke verbaut. „Ich habe etwa 1000 Zeilen Code geschrieben“, damit Otto sich so bewegt“, sagt Muchow. Gesteuert wird Otto über einen alten Computer. Monate hat Muchow daran gearbeitet.
Spukhaus ist in eine Hintergrundgeschichte eingebettet
Auch eine Hintergrundgeschichte hat sich die Gruppe für die Figur ausgedacht. „Otto wurde aus dem Holz eines verfluchten Baumes gebaut und ist dazu verdammt, Unheil zu stiften“, sagt Muchow. Jedes Jahr denkt sich die Gruppe eine Handlung aus, in die das Szenario im Spukhaus eingebettet wird. „Es ist immer so, dass Otto irgendetwas angestellt hat“, sagt Muchow.
Die Vorgeschichte gibt es als Video auf Youtube
Dieses Jahr hat die Figur das Experiment in einem geheimnisvollen Labor sabotiert, in dem mit Magie geforscht wird, um seine Dämonenfreunde zu befreien, die im nahen Beimoorwald durch einen Bann gefangen gehalten werden. Die Vorgeschichte hat die Gruppe sogar verfilmt. Das 23 Minuten lange Video ist auf dem Youtube-Kanal des Halloweenhauses zu sehen. Was dann passiert, möchte die Gruppe noch nicht verraten.
Das Erlebnis ist auch für kleinere Kinder geeignet
Muchow versichert aber: „Es wird nicht zu gruselig, wir wollen niemanden erschrecken, sondern auch Kindern eine Freude machen.“ Dass das gelingt, haben die vergangenen Jahre gezeigt. „Wenn das Wetter gut ist, kommen schon mal so um die 100 Gruppen vorbei“, sagt Muchow. Besucher sollten also Wartezeit mitbringen, denn der Gang durch die Erlebniswelt dauert etwa fünf Minuten.
Inzwischen kommen auch Besucher aus Hamburg
Auch über die Großhansdorfer Gemeindegrenzen hinaus hat sich das Halloweenhaus inzwischen einen Namen gemacht. „Wir hatten auch schon Gruppen aus Ahrensburg und sogar Leute, die extra aus Hamburg hierher gekommen sind, weil sie uns im Internet gesehen haben“, erzählt der 22-Jährige. Von 18 bis 21 Uhr hat das Spukhaus geöffnet, der Eintritt ist frei. Süßes gibt es natürlich auch. „Wir haben mehr als drei Kilo Naschen eingekauft“, sagt Muchow. Genug für alle kleinen Besucher sollte also da sein.
Schon bald beginnen die Vorbereitungen für das nächste Jahr
Das Team um Valentin Muchow hofft nun auf gutes Wetter. Die letzten Vorbereitungen laufen. „Wir üben zurzeit unseren Text für die Rollen, die wir spielen“, sagt der 22-Jährige. Bereits am Montag beginnen dann die Aufräumarbeiten und das Spukhaus verwandelt sich nach all dem Trubel zurück in ein unscheinbares Einfamilienhaus. Kurz darauf beginnt das Team bereits mit den Planungen für das nächste Jahr. „Nach Halloween ist vor Halloween“, sagt Muchow und grinst.
Halloweenhaus Schmalenbeck So 31.10, 18.00-21.00, Alte Landstraße 40 a Großhansdorf, Eintritt frei, Maskenpflicht