Bargteheide. Die Stadt ist in Stormarn Vorreiter beim Einsatz von Unterflursystemen. Kreisweit wurden inzwischen mehr als 80 verbaut.
Fleckige Matratzen, altes Mobiliar, Kartons voller Unrat – nicht selten verkommen zentrale Container-Plätze für Papier, Pappe und Altglas zu unansehnlichen Müllhalden. Diese Beobachtung hat Stormarns Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) mehrfach auch in seiner Heimatstadt Bargteheide gemacht. „Am Friedhof und am Utspann-Parkplatz herrschen des Öfteren geradezu chaotische Zustände, das hat mich schon immer geärgert“, so Harmuth. Doch damit soll bald Schluss sein: Die Bargteheider CDU-Fraktion hat jüngst beantragt, im Haushalt 2022 insgesamt 100.000 Euro für die Anschaffung unterirdischer Abfallsammelsysteme, so genannter Unterflurcontainer, einzustellen.
Systeme vor allem in neuen Wohnquartieren zu finden
„Unser Vorstoß ist im Bauausschuss auf viel Zustimmung gestoßen und dort einstimmig befürwortet worden“, sagt CDU-Fraktionschef Mathias Steinbuck. Als mögliche Standorte wurden in dem Antrag das Schulzentrum sowie die Parkplätze am Kreisel, am Utspann und am Volkspark benannt. Dafür sollen Fördermittel der Aktivregion Alsterland eingeworben und Geld aus dem Baubudget der Parkpalette östlich der Bahn genutzt werden.
Mit diesem Schritt festigt die Stadt Bargteheide ihre Vorreiterrolle bei der Müllsammlung in Unterflursystemen im Kreis Stormarn. Dort wurden die unterirdischen Behälter bislang allerdings vor allem bei Wohnungsbauprojekten berücksichtigt. So hat die Firma Semmelhaack für das inklusive Quartier am Bornberg insgesamt 14 Container aufgestellt, der Investor Sternberg für seine 30 Wohneinheiten am Voßkuhlenweg vier. Und weitere acht sind für das Projekt der Raiffeisenbank Am Krögen vorgesehen.
Baugenossenschaft orderte erste Container 2017
Als Pionier bei der Nutzung von Unterflursystemen im Kreis gilt unterdessen die Baugenossenschaft Sachsenwald mit Sitz in Reinbek. Sie hat bereits 2017 die ersten unterirdischen Container für ihre Geschosswohnungen am Baumschulenweg geordert hat. Neun an zwei verschiedenen Standorten gibt es seit zwei Jahren auch in Barsbüttel, weitere finden sich unter anderem in Oststeinbek, Ahrensburg und Bad Oldesloe.
Der Einsatz im öffentlichen Raum ist bislang allerdings noch eher die Ausnahme. Das bestätigt Lars Gottschalk, Experte für Unterflursysteme bei der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH). „Die überwiegende Mehrzahl der inzwischen mehr als 80 in Stormarn verbauten Einheiten findet sich in neuen Wohnquartieren. Wirtschaftlich sind die Systeme erst ab 13 Wohneinheiten, obwohl die Abfuhrgebühren im Vergleich zu klassischen Müllcontainern nur geringfügig höher liegen“, so Gottschalk.
Schachtanlage muss gewisse Prämissen erfüllen
Dafür bedarf die Bereitstellung aber eines höheren Aufwands. Für die Container müssen zuvor nämlich Betonschächte gebaut werden, in denen die Spezialcontainer mit einem Fassungsvermögen zwischen drei und fünf Kubikmeter später eingelassen werden. Sie haben an der Oberseite eine Einwurfsäule aus verzinktem Stahl mit niedriger Einwurfhöhe. So können auch Rollstuhlfahrer ihren Müll problemlos einwerfen. Die schmaleren Einwurfschlitze sorgen zudem für eine effektivere Befüllung der Behälter. Betrug das Fassungsvermögen bei klassischen Tonnen bislang pro Wohneinheit und Woche rein rechnerisch rund 40 Liter, so sind es jetzt zehn Liter mehr.
Da die Leerung der Container durch ein Sammelfahrzeug mit einem Ausleger erfolgt, muss die angrenzende Straße eine Traglast von mindestens 26 Tonnen aufweisen. Die Betonschächte dürfen von der Grundstücksgrenze nicht weiter als acht Meter entfernt liegen und der „Luftraum“ muss in einer lichten Höhe von acht Metern frei von jeglichen Hindernissen wie Bäumen oder Oberleitungen sein. „Zudem dürfen sich im Boden in einer Tiefe von drei Metern keine Kabel jeglicher Art, andere Versorgungsleitungen und großes Wurzelwerk befinden“, ergänzt Lars Gottschalk.
Attraktivität des Stadtbilds kann erhöht werden
„Die Unterflurcontainer haben fraglos Vorteile, die sie auch für den Einsatz im öffentlichen Raum prädestinieren“, sagt CDU-Fraktionsmitglied Sven Meding. Die Behälter seien durch die optimale Raumnutzung platzsparend, durch den niedrigen Einfüllstutzen barrierefrei zugänglich und böten deutlich weniger Angriffsfläche für Vandalismus.
„Weil es sich bei den Containern um ein geschlossenes System handelt, sind sie zudem natürlich erheblich hygienischer. Zum einen, weil es zu einer geringeren Geruchsbelästigung kommt, zum anderen Ungeziefer wie Ratten und Mäuse ferngehalten werden“, so Meding. Vor allem aber könne mit dem Einsatz der Unterflursysteme viel für ein attraktiveres Stadtbild getan werden. „Der Vermüllung der zentralen Containerplätze kann auf dieses Weise wirksam Einhalt geboten werden. Deshalb kommt die Investition in diese Systeme letztlich allen Bürgern der Stadt und ihren Gästen zugute“, ist Sven Meding überzeugt.
Herzogtum Lauenburg ist Stormarn noch voraus
Aus den genannten Gründen ist die Nachfrage nach den Unterflursystemen von Jahr zu Jahr gestiegen. Noch ist das Herzogtum Lauenburg mit mehr 120 Einheiten dem Kreis Stormarn hinsichtlich der Verbreitung der unterirdischen Container ein Stück voraus. Als Spitzenreiter gelten Geesthacht und Lauenburg, wo inzwischen jeweils mehr als 20 der Behälter versenkt worden sind. „Doch Stormarn holt immer weiter auf“, so AWSH-Experte Lars Gottschalk.