Grosshansdorf. Hamburger Entsorgungsunternehmen bemängelt fehlende Wendemöglichkeit für Müllfahrzeuge am Eilbergweg.
Die geplanten unterirdischen Abfallcontainer sollten ein Modellprojekt für die Zukunft sein, doch für Großhansdorf werden sie zum Debakel. Erst drohten sich die Baukosten zwischenzeitlich von den ursprünglich veranschlagten 19.000 Euro auf 52.000 Euro mehr als zu verdoppeln. Ein Bodengutachten für den geplanten Standort am Eilbergweg bescheinigte ein hohes Risiko, dass sich während des Baus Schichtenwasser in der Grube sammeln und eine Wasserenthaltung per Pumpe nötig werden könnte.
Container rückwärts anzufahren ist nicht möglich
Jetzt gibt es auch Kritik von dem Unternehmen, das für die Leerung der Altglasbehälter zuständig ist. Auf ihrer jüngsten Sitzung am Dienstag zogen die Mitglieder des Großhansdorfer Bau- und Umweltausschusses die Reißleine. Mit sieben Stimmen von CDU, Grünen und SPD votierten die Politiker dafür, das Vorhaben zu stoppen.
Die Entsorgungsfirma Karl Meyer aus Hamburg habe beanstandet, dass es an dem Standort auf dem Park-and-Ride-Parkplatz am U-Bahnhof Großhansdorf keine Wendemöglichkeit für die Müllfahrzeuge gebe, sagt Großhansdorfs Bauamtsleiter Stefan Kroll. „Die Container müssten über eine längere Strecke rückwärts angefahren werden und das, so hat es mir die Firma mitgeteilt, sei aufgrund des hohen Unfallrisikos nicht erlaubt“, so Kroll.
AWSH bemängelt die Anzahl der Sammelbehälter
Außerdem gebe es von der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) Bedenken bei der geplanten Anzahl der Behälter. Derzeit gibt es am Eilbergweg je zwei Papier- und Glascontainer mit je fünf Kubikmeter Entsorgungsvolumen. Die Planungen für das Unterflursystem sahen stattdessen neben zwei Sammelbehältern für Glas nur einen für Papier vor. Zu wenig, so die Experten der AWSH.
Großhansdorfs Bauamtschef Stefan Kroll reagiert verärgert auf die Einwände. „Die Kritik kam für mich vollkommen überraschend und reichlich spät“, sagt er. Bereits 2018 habe es eine gemeinsame Begehung des Standortes mit Experten der Abfallwirtschaft gegeben. „Damals gab es keine Bedenken“, so Kroll. Die Betonfassungen für die neuen Behälter seien geordert, könnten nicht storniert werden. „Wir werden sie jetzt verkaufen“, so Kroll. Abseits der Planungskosten von 1000 Euro entstehe Großhansdorf kein finanzieller Schaden. Interessenten gebe es mit Reinbek und Oststeinbek, die ähnliche Anlagen planten, bereits.
Unterflursystem sollte das Gelände aufwerten
Die sogenannten Unterflur-Container werden im Unterschied zu herkömmlichen Depotcontainern vollständig im Boden versenkt, haben an der Straße sichtbar nur einen kleinen Aufsatz, durch den der Abfall entsorgt werden kann. Im vergangenen Jahr hatten Großhansdorfs Gemeindevertreter beschlossen, die Behälter als Pilotprojekt am Eilbergweg zu errichten. „Das Unterflursystem war Teil des Gesamtkonzeptes zur Aufwertung des Bahnhofsumfeldes“, sagt Kroll. Dazu zählen auch der Bau einer Bike-and-Ride-Anlage und die optisch ansprechende Umgestaltung der Bushaltestelle. Gleichzeitig erhofften sich Politik und Verwaltung von den Unterflur-Containern eine abschreckende Wirkung auf Müllsünder, die der Waldgemeinde immer wieder zu schaffen machen. Bürgermeister Janhinnerk Voß warb für das Vorhaben, sagte: „Andere Kommunen haben die Erfahrung gemacht, dass weniger Abfall neben unterirdischen Containern abgeladen wird, weil sie besser einsehbar sind.“
Vor dem endgültigen Aus für das Projekt hatten die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses noch um Alternativstandorte gerungen. „Für jeden anderen Standort müssten wir ein neues Bodengutachten erstellen lassen“, gab Kroll zu Bedenken. Von den übrigen drei Containerstandorten in Großhansdorf am Waldreiterweg, am U-Bahnhof Schmalenbeck und am Neuen Postweg in der Nähe des Aldi-Marktes käme laut Kroll nur letzterer infrage.
CDU, Grüne und SPD votieren gegen Alternativstandort
„Am Waldreiterweg verlaufen Baumwurzeln, die nicht beschädigt werden dürfen“, so der Bauamtsleiter. In Schmalenbeck würden die Unterflur-Container den Planungsspielraum für den diskutierten Abriss und Neubau des Penny-Supermarktes einengen. Der Alternativstandort am Neuen Postweg fand jedoch keine Mehrheit im Ausschuss. „Wir sollten nicht auf Teufel komm raus ein Unterflursystem errichten, sondern das Projekt streichen“, plädierte Sabine Estorff (SPD) und erinnerte daran, dass die Sozialdemokraten das Vorhaben schon von Beginn an kritisch gesehen hätten. „Wir haben immer bezweifelt, ob unterirdische Container zielführend sind, wenn es darum geht, Müllsünder abzuschrecken“, so Estorff. Ähnlich äußerte sich Sabine Rautenberg (Grüne): „Wir wollten die Container unter der Erde verschwinden lassen, um das Bahnhofsumfeld aufzuwerten.“ Während der Eilbergweg viel frequentiert sei, liege der Standort am Neuen Postweg im Abseits. „Wir brauchen nicht so viel Geld für hübsche Container an einem Ort ausgeben, an dem sie kaum jemand sieht“, so Rautenberg.
Die Christdemokraten kritisierten die Informationspolitik der AWSH. „Es ist mehr als bedauerlich, dass die Abfallwirtschaft erst so spät solche entscheidenden Anmerkungen vorbringt“, sagte Torsten Köber (CDU). Nur die Liberalen wollten an dem Vorhaben festhalten und die Unterflur-Container am Neuen Postweg installieren. Carsten Pieck (FDP): „Uns geht es darum, eine Technologie der Zukunft zu testen.“