Oststeinbek. Verein für Sicherheit in Oststeinbek existiert nicht mehr. Er hatte zuletzt 177 Mitglieder. Vorsitzende Britta Peth Semic ist traurig.

Es ist das Ende einer Ära: Die Bürgerinitiative mit dem Namen „Sicherheit für Oststeinbek“ existiert nicht mehr. 1998 hatte sich der Verein gegründet und war zuletzt auf 177 Mitglieder angewachsen – ein Höchststand. Männer und Frauen engagierten sich für den Schutz der Einwohner im Alltag, machten Kontrollgänge und meldeten Auffälligkeiten der Polizei oder dem Rathaus. Weil sich auf der jüngsten Jahreshauptversammlung keine Kandidaten fanden, um alle Vorstandsposten zu besetzen, wurde für die Auflösung gestimmt.

Britta Peth Semic steht an diesem Morgen vor der Feuerwehrwache an der Stormarnstraße und hat ein Schild dabei. „Wir sind wachsam!“, steht darauf samt SfO-Logo. Es war lange neben einem Stein vor dem Gebäude aufgestellt, in dessen Erdgeschoss bis Mitte 2016 eine Polizeistation gewesen ist. Die engagierte Frau stand zehn Jahre an der Spitze des Vereins, hat viel für das Projekt getrommelt, Überzeugungsarbeit geleistet, um mehr Mitglieder zu generieren. Das gelang ihr. Als sie begann, waren es 50, vor fünf Jahren schon 100. Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung machten mit – Handwerker, Juristen und sogar ein Polizist. Früher seien es Senioren gewesen, die mit wachsamen Augen durch die Umgebung spazierten. „Das hat sich geändert. Die Altersspanne ging bei uns von 30 bis 80 Jahren“, sagt Peth Semic. „Rentner sind mir am liebsten gewesen, weil sie zu Hause und mitunter mit ihren Hunden mehrmals am Tag auf Tour waren.“

Geld aus Vereinskasse fließt in Schulprojekt

Die 56-Jährige berichtet, sie habe Tränen vergossen, als das Aus besiegelt wurde. Dieser Schritt sei jedoch wegen des mangelnden Interesses, ein Amt zu übernehmen, unvermeidbar gewesen. Peth Semic hätte die Organisation theoretisch auch allein am Leben halten können. „Aber es ist nicht machbar, einen solch großen Verein mit einer Person zu führen.“ Der Posten des Kassenwarts war schon länger vakant. Ihr Stellvertreter wollte wegen des hohen Alters schon im vergangenen Jahr aufhören, ließ sich aber überreden, bis jetzt weiterzumachen: in der Hoffnung, einen Nachfolger zu finden. Die Vorsitzende hatte immer wieder auf die Situation aufmerksam gemacht. „Aber die Leute wollen einfach keine Posten.“ Sie bedauere die Entwicklung zutiefst.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Patrick Klose sagt: „Der Einsatz für die Polizeiwache war eine tolle gemeinsame Arbeit. Oststeinbek verliert etwas sehr Wichtiges im Bereich des gesellschaftlichen Engagements.“
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Patrick Klose sagt: „Der Einsatz für die Polizeiwache war eine tolle gemeinsame Arbeit. Oststeinbek verliert etwas sehr Wichtiges im Bereich des gesellschaftlichen Engagements.“ © BGZ | gabriele heine

Schließlich gab es auch ein Vereinsleben mit Grillfesten, das 20-jährige Bestehen wurde mit Live-Band gefeiert. „Sicherheit für Oststeinbek“ kam ohne finanzielle Unterstützung der Gemeinde aus, der Draht zum Bürgermeister ist gut gewesen. Peth Semic erzählt davon, wie sie mit Verwaltungschef Jürgen Hettwer in Kiel gewesen ist und sich für den Erhalt der Polizeiwache stark gemacht hatte. Die Einrichtung wurde im Zuge einer Strukturreform geschlossen. Das Thema schlug seinerzeit hohe Wellen. 832 Bürger unterzeichneten ein Petition, protestierten damit gegen die Entscheidung der für Stormarn zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg.

2022 gibt es wieder eine Polizeiwache in der Gemeinde

Die Aktion war in Zeiten, als die Landesregierung von der SPD geführt wurde, zwar nicht von Erfolg gekrönt. Doch die Bürgerinitiative blieb an dem Thema dran. Das Signal war aber eindeutig: Oststeinbeker möchten auf Sicht wieder Beamte vor Ort. Dafür setzte sich auch der CDU-Landtagsabgeordnete Lukas Kilian ein. Die Chancen stiegen mit der Änderung der politischen Machtverhältnisse. Seitdem die Christdemokraten an der Spitze des Dreier-Bündnisses mit Grünen und FDP stehen, machte Kilian immer wieder im Innenministerium auf den Wunsch der Oststeinbeker aufmerksam. Wie berichtet, handelte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) im Juni dieses Jahres und verkündete die Wiedereröffnung.

Spätestens im Mai 2022 soll es in der 9100-Einwohner-Gemeinde wieder eine Polizeiwache geben. Derzeit sucht die Direktion Ratzeburg eine passende Immobilie. Das alte Büro nutzt jetzt die Jugendfeuerwehr. „Wir haben viel bewegt, kriegen zumindest die Polizeistation zurück“, sagt Peth Semic, eine gelernte Krankenschwester, die jetzt bei der Hamburger Feuerwehr in der Verwaltung arbeitet.

Die Nachricht vom Ende des Vereins überrascht auch die Politik. „Wir sind sehr traurig. Der Einsatz für die Wache war eine tolle gemeinsame Arbeit. Oststeinbek verliert etwas sehr Wichtiges im Bereich des gesellschaftlichen Engagements“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Patrick Klose. Sein Pendant von der Oststeinbeker Wählergemeinschaft, Rudi Hametner, schlägt ähnliche Töne an: „Das ist sehr schade. Ich gehe davon aus, dass die Kontrollgänge der Vereinsmitglieder einen gewissen Wirkungseffekt hatten. Es liegt leider im Trend, dass immer weniger ehrenamtliche Verantwortung übernommen wird.“

Die Bürgerinitiative hat noch einen mittleren vierstelligen Betrag auf dem Konto. Die Summe geht an den Verein Orcas, mit dessen Hilfe ein Musikprojekt an der Grundschule umgesetzt wird.