Ahrensburg. Der Eigentümer, eine Hamburger Firma, vermietet 90 Parkplätze unter dem Rathausplatz nicht. Zwangsverfahren der Stadt läuft.
Dieses Jubiläum ist wirklich kein Anlass zum Feiern: Seit zehn Jahren ist die Tiefgarage unter dem Rathausplatz in der Ahrensburger Innenstadt fertig – und seit zehn Jahren steht sie leer. Der Eigentümer, die Hamburger Firma Miramar Luserke, kann es sich offenbar leisten, auf Mieteinnahmen von schätzungsweise 60.000 Euro jährlich zu verzichten. Auf der anderen Seite wundern und ärgern sich Autofahrer, dass 90 Parkplätze in bester Innenstadtlage nicht zur Verfügung stehen.
Fläche ist Stellplatznachweis für Wohnungen und Läsen
Die Zufahrt an der Klaus-Groth-Straße führt nicht nur zur Rathausplatz-Tiefgarage, sondern auch zu der vom City-Center Ahrensburg (CCA) und der vom Penny-Supermarkt. „Es ist schwierig, die Interessen von drei Besitzern unter einen Hut zu bringen“, sagt Jens-Jürgen Luserke, Geschäftsführer der Firma Miramar Luserke. Dem Unternehmen gehören auch die Wohn- und Geschäftshäuser am Rathausplatz, in denen unter anderem die Hamburger Sparkasse (Haspa) und der Budni-Drogeriemarkt Mieter sind.
Jens-Jürgen Luserke hatte immer wieder angekündigt, seine Stellplätze bald zu öffnen. Auf Abendblatt-Anfrage sagt er nun: „Jetzt möchte ich die Aufgabe am liebsten an eine Betreiberfirma übergeben.“ Die müsste wohl erst einmal eine Grundrenovierung in Auftrag geben: Die einst modernste Ahrensburger Tiefgarage hat sich in einen Schandfleck verwandelt. Die hellgrauen Pfeiler und Wände sind mit Graffiti beschmiert, auf dem Boden liegt Müll, Papier und Laub herum.
Tiefgarage wurde 2009 für eine halbe Million Euro saniert
Seit gut drei Jahren versucht die Stadtverwaltung, den Eigentümer mit einem Zwangsgeld zum Umdenken zu bringen. „Die Verfahren laufen noch“, sagt Ulrich Kewersun, Fachdienstleiter im Bauamt. „Die Parkflächen dienen fast ausschließlich als Stellplatznachweis für die darüber liegenden Wohnungen und Läden.“ Weil die Garage seit Fertigstellung gesperrt ist, blockieren Mieter, Mitarbeiter und Kunden andere Plätze in der City. „Wir haben nach wie vor die Hoffnung, dass eine Einigung noch möglich ist“, sagt Kewersun.
Die Firma Miramar Luserke hatte die Tiefgarage bis Ende 2009 für rund eine halbe Million Euro saniert. Auf dem Rathausplatz wurde eine überdachte Fußgängertreppe aus Metall als zweiter Zugang errichtet. Für Autofahrer erreichbar waren aber immer nur rund zwei Dutzend Stellplätze im vorderen Teil der Garage, die die Haspa und Budni gemietet haben. Es sind die einzigen Flächen unter dem CCA, die gebührenfrei sind.
Der Seniorenbeirat fordert schon seit 2014 die Freigabe
Für die Sperrung der anderen 90 Plätze in der Luserke-Tiefgarage wurden zunächst fehlende Absperrgitter über einem Notausgang zum Rathausplatz verantwortlich gemacht. Dieser war nötig, um den vorgeschriebenen Rettungsweg von maximal 30 Metern von überall einzuhalten. Doch auch als die Metallpoller zur Sicherung des Fluchtwegs Anfang 2016 aufgestellt wurden, tat sich nach der nächsten Vermietungsankündigung nichts. Im Dezember des Jahres folgte ein neuer Vorschlag. „Wir werden die Plätze jetzt ausschließlich fest an Dauermieter vergeben“, sagte Jens-Jürgen Luserke. Weil keine Taten folgten, leitete das Rathaus im Frühjahr 2017 schließlich das Zwangsverfahren ein.
Der Ahrensburger Seniorenbeirat prangert bereits seit 2014 an, dass so viele Parkplätze in bester Lage leer stehen. Ältere Menschen seien darauf angewiesen, nahe an die Geschäfte heranzufahren, da sie nicht mehr schwer tragen und weit laufen könnten. Seitdem hat sich die Situation sogar noch verschlechtert, da da frühere Lindenhofparkplatz mittlerweile auch bebaut wurde. Auf einen öffentlichen Vorstoß des Beirat hatte der Eigentümer damals auch geantwortet, dass er zuversichtlich sei, das Problem „in zwei, drei Monaten“ zu lösen.
„Das ist einfach verschenkter Raum“, sagt ein Ahrensburger
Dass es nun endlich so weit ist, hofft auch der Ahrensburger Felix Schlawin. Er ist Stammkunde im Einkaufszentrum, parkt sein Auto regelmäßig in der dortigen Tiefgarage. „Das ist einfach verschenkter Raum“, sagt er über die 90 freien Plätze. „Es ist meistens ziemlich voll hier unten, das wäre es schon toll, wenn der Vermieter die Parkplätze zur Verfügung stellen würde“, so der 33-Jährige. Einmal habe er selbst sein Auto an der Seite in der heruntergekommen wirkenden Rathausplatzgarage abgestellt, meint aber: „Meine Mutter würde ich dort nicht allein parken lassen.“