Oststeinbek. Oststeinbek will mit einer Million Euro beim Sportlerheimneubau auskommen. Beauftragter Architekt präsentiert Bürgermeister Zahlen.

Die Mehrheit der Kommunalpolitiker ist sich einig, dass der Oststeinbeker SV ein neues Sportlerheim am Barsbütteler Weg bekommen soll. Mit zwei Ebenen, unten Duschen und Umkleideräume, darüber die Geschäftsstelle des Sportvereins und dazu ein Gemeinschaftsraum, der nach Fußballspielen zum Verweilen einlädt und wo die Kicker plaudern können.

Als Kostenrahmen sind eine Millionen Euro vorgegeben. Ein Architekt hat jetzt eine sogenannte Realisierungsskizze angefertigt und das Ergebnis Bürgermeister Jürgen Hettwer präsentiert: Laut dem Verwaltungschef ist das Projekt in der angedachten Form 30 bis 40 Prozent teurer. Er sagt: „Es müsste wohl an der Kubatur abspeckt werden, um das Ziel zu erreichen. Wir werden gewiss eine Lösung finden.“

Wohlgemerkt handelt es sich bei der Summe um eine Schätzung, im Detail ist die Sache noch nicht ausgearbeitet. Der Bürgermeister wird den Ball jetzt wieder der Politik zuspielen und Gespräche mit den OSV-Verantwortlichen führen.

Das Lokal ist 270 Quadratmeter groß

Das jetzige Sportlerheim mit seinen zwei Geschossen sowie einem Keller wurde 1976 erbaut und ist sanierungsbedürftig. In der obersten Etage gibt es zwei Wohnungen, die 88 und 89 Quadratmeter groß und inzwischen nicht mehr vermietet sind. Darunter hat der rund 1700 Mitglieder zählende OSV seine Geschäftsstelle. Auf dieser Ebene befindet sich auch ein 270 Quadratmeter großes Lokal. Es steht seit März 2019 leer. Zuletzt war dort ein griechisches Restaurant mit Terrasse, von wo aus Gäste die Partien auf dem Kunstrasenplatz sehen konnten. Die Betreiberin beendete ihr Engagement aus Altersgründen, die Gemeinde als Eigentümer der Immobilie suchte lange einen Nachfolger. Erfolg hatte sie nicht.

Mehrmals wurde ausgeschrieben. Zwar schauten sich Interessenten das Lokal an, keiner reichte jedoch Unterlagen inklusive Betriebskonzept ein. Die letzte Frist für Bewerber endete im Oktober 2020. Dabei hatte Oststeinbek seine Preisforderungen für die Pacht heruntergeschraubt, was in Corona-Zeiten auch nicht verwundert.

Daraufhin nahmen die Kommunalpolitiker von einer Sanierung des Gastronomiebereichs Abstand. Die war eigentlich im vergangenen Jahr geplant. 170.000 Euro bewilligten die Entscheidungsträger dafür, darüber hinaus waren 30.000 Euro für eine neue Heizung veranschlagt.

Die Politik orientierte sich um, beschäftigte sich mit einem Abriss. Sie wollte von Hettwer einen grob geschätzten Kostenvergleich zwischen Neubau und Komplettsanierung des rotgeklinkerten Gebäudes. Die Verwaltung bezifferte die erste Variante auf rund eine Million Euro. Um das aktuelle Sportlerheim auf Vordermann zu bringen, wären 1,5 Millionen Euro fällig gewesen. Die Zahlen eruierten Rathausmitarbeiter selbst. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es auf ein neues Sportlerheim hinausläuft. Vor allem die CDU forcierte das Thema und stellte in der Gemeindevertretung im Februar einen Antrag mit sieben Punkten, damit das Projekt Fahrt aufnimmt.

Gemeinde will mehrere teure Bauprojekte umsetzen

Vier davon wurden beschlossen mit Stimmen der örtlichen Wählergemeinschaft OWG sowie des Nachbarschaftsvereins Ostbek.net. Die SPD enthielt sich. Unter anderem wurde Hettwer beauftragt, ein auf Sportstättenbau spezialisiertes Architekturbüro auszuwählen zur Erarbeitung eines Lastenheftes im Zusammenwirken mit dem OSV. Auf diese Weise legt der Sportverein seine Bedarfe fest – zum Beispiel, wie viele Räume er benötigt.

Die Dienste des Architekturbüros haben rund 10.000 Euro gekostet. Das Geld wurde aus dem Topf für die Sanierung der Gaststätte entnommen. Daraus kann die Gemeinde auch bei der weiteren Planung schöpfen. Für die Immobilie sind im Haushalt 2021 keine finanziellen Mittel verankert.

Den CDU-Fraktionsvorsitzenden Patrick Klose überraschen die Zahlen des Architekturbüros nicht. Er verweist auf Lieferengpässe bei Rohstoffen und damit steigenden Kosten auf Baustellen. „Nicht nur Holz ist derzeit knapp und teurer, sondern alles, was man braucht, um ein Haus zu bauen oder zu renovieren und vieles mehr“, sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer jüngst der Deutschen Presse-Agentur. Klose wird sich mit seiner Fraktion beraten, möchte beim neuen Sportlerheim aber nicht wirklich Abstriche machen: „Ich gehe davon aus, dass wir die Kostensteigerung anteilig mittragen. Einsparungen bei der Qualität wären unsinnig. Wir wollen ja 25 bis 30 Jahre Ruhe haben.“

Sein Pendant von Ostbek.net, Carsten Bendig, sieht ebenfalls keine Alternative zu einem Neubau: „Lieber vernünftig und teurer als ein fauler Kompromiss.“ Wobei er betont, die Gemeinde könne auch kein Geld verpulvern. Bendig will in dem Haus ein einfaches gastronomisches Angebot. „Es sollte zumindest Pommes, Frikadellen und Würstchen geben.“

OWG-Fraktionschef Rudi Hametner mahnt, Oststeinbek müsse aufpassen, sich nicht zu übernehmen. Er nennt mehrere Projekte, die demnächst anstehen und kostenintensiv sind. Zum Beispiel der Neubau der Grundschule mit rund 25 Millionen Euro. Im Ortsteil Havighorst soll zudem der Bauhof verlegt werden und die Feuerwehr ein neues Gerätehaus bekommen. Zur Diskussion steht auch ein Dorfgemeinschaftshaus. Als Absage an ein neues Sportlerheim will Hametner seine Äußerungen aber nicht verstanden wissen: „Es soll schon etwas Sinnvolles für den Sport weiterentwickelt werden.“ Er wolle zunächst einmal genau wissen, was der Architekt gezeichnet habe.