Oststeinbek. Gaststätte am Fußballplatz ist schon seit eineinhalb Jahren geschlossen. Die Gemeinde ist Eigentürmerin, findet aber keinen Pächter.

Bei schönem Wetter von der Sonnenterrasse Fußballgucken mit einem Kaltgetränk in der Hand – oder mit heißem Tee bei Regen überdacht sitzen und durch große Fensterscheiben das Treiben auf dem Kunstrasenplatz beobachten: Beim Oststeinbeker SV geht das schon seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Das im Sportlerhaus am Barsbütteler Weg integrierte Restaurant hatte im März 2019 geschlossen.

Bürgermeister will Betreiberkonzept verändern

Seitdem versucht die Gemeinde, die Eigentümer der 1976 erbauten Immobilie ist, einen neuen Pächter zu finden. Es ist ein schwieriges Unterfangen. Mehrere Interessenten schauten sich die Räume an, zu einem Vertragsabschluss kam es aber nicht. Deswegen schlägt Bürgermeister Jürgen Hettwer vor, das Betreiber-Konzept zu verändern.

Wer den Zuschlag erhält und welche Freiräume interessierten Gastronomen eingeräumt werden, entscheiden die Politiker. „Bislang sollte es ein Lokal auf mittlerem Niveau wie vorher werden“, sagt Oststeinbeks Verwaltungschef. „Wir werden wohl mehr in Richtung Sportgaststätte mit einfachen Essen und günstigeren Preisen umstellen müssen.“ Insbesondere in Corona-Zeiten sieht Hettwer keine andere Möglichkeit, um einen noch längeren Leerstand zu vermeiden. Die derzeitige Phase sei für Gastronomen kritisch.

Früher war griechisches Restaurant dort angesiedelt

Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer schlägt vor, das Betreiberkonzept zu verändern.
Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer schlägt vor, das Betreiberkonzept zu verändern. © René Soukup

Trotz der Pandemie und den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auch hierzulande geht es Oststeinbek gut. Die Gemeinde kann den Ausfall der Miete am Barsbütteler Weg verschmerzen. Für dieses Jahr erwartet Hettwer rund 40 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen – das wäre Rekord. Allerdings gehen davon nur rund 25 Prozent in die Rathauskasse, unter anderem sind von der Summe Kreisumlage und kommunaler Finanzausgleich zu zahlen. Und ob es tatsächlich so viel wird, ist noch nicht sicher. Der Bürgermeister spricht bewusst von einer Prognose.

In dem rotgeklinkerten Gebäude mit zwei Geschossen und Keller, wo die Umkleidekabinen sind, war über mehr als zehn Jahre ein griechisches Restaurant beheimatet. Die Pächterin entschied aufgrund ihres Alters, den Mietvertrag nicht zu verlängern. Daraufhin schrieb die Gemeinde ein erstes Mal aus. Acht Interessenten meldeten sich, drei davon schauten sich das 270 Quadratmeter große Lokal 2019 an. Keiner gab ein Angebot ab. In diesem Jahr mühte sich die Verwaltung nach dem Lockdown erneut um einen Nachfolger. Zwei Personen machten sich im Juli ein Bild vor Ort. Die schriftliche Offerte inklusive Betriebskonzept musste bis 21. August im Rathaus abgegeben werden. Auch diesmal blieben die Bewerber aus.

Hauptausschuss entscheidet über Ausschreibungsdetails

Demnächst soll es eine dritte Ausschreibung geben. Über Details wird der Hauptausschuss entscheiden. „Womöglich müssen wir mit dem Preis runtergehen“, sagt Hettwer. Die Gemeinde bietet das Lokal ohne Inventar an. Der künftige Pächter hat die Option, auch zwei Wohnungen mit je drei Zimmern im Obergeschoss zu mieten. Sie haben 88 und 89 Quadratmeter. Noch sind beide Einheiten vermietet, demnächst aber frei. Auf der Etage des Restaurants hat auch der mehr als 1700 Mitglieder zählende Oststeinbeker SV seine Geschäftsstelle.

Dieter Loock ist stellvertretender Fußballobmann. Er sagt: „Der Leerstand stört mich schon länger.“ Insbesondere für Zuschauer sei es bedauerlich. „Bei uns leiden die Super-Senioren darunter, die sich dort teilweise an Spieltagen zum Frühstück getroffen haben.“

Gemeinde will 170.000 Euro in Gebäude investieren

Bei anderen Teams sei ein Zusammensitzen nach den Partien im Lokal eher die Ausnahme. „Die Jungs trinken meist ein Bier in der Kabine oder auf der Bank am Platz und fahren dann nach Hause.“ Als Kritik an der Gemeinde will Loock seine Aussagen allerdings nicht verstanden wissen. Die will 170.000 Euro in das Gebäude investieren. Das Geld ist zum Beispiel für Bodenbeläge, Malerarbeiten und die Elektrik im Lokal vorgesehen.

Dass sich eine Gaststätte auch in Corona-Zeiten vermieten lässt, hat der Tennisclub Siek bewiesen. Am Hansdorfer Weg übernahm Narinjan Singh im Juni das Vereinsheim und wagte damit den Schritt in die Selbstständigkeit. Der Ahrensburger ist gelernter Koch und arbeitete zuvor in vier Betrieben. Allerdings musste er für die neue Aufgabe nicht viel Geld investieren. Mobiliar oder sonstiges Equipment wie zum Beispiel einen Fernseher stellt der Club. Mit den ersten drei Monaten als Unternehmer sei er zufrieden, sagt Singh. Dabei fielen in diesem Jahr die Sieker Open Corona zum Opfer. Das mit 4000 Euro dotierte Turnier mit rund 160 Teilnehmern in zehn Altersklassen war für den 6. bis 12. Juli geplant. Während dieser Woche hätte der Gastronom viel Geld verdient.