Barsbüttel. Bürgerverein muss aus Immobilie in Willinghusens Ortsmitte Ende 2021 ausziehen. Gemeinde will Mietvertrag mit Eigner beenden.
In dem kleinen Raum stehen ein Tresen sowie ein Tischkicker, im größeren nebenan ist ein brauner Ledersessel in einem gemütlichen Umfeld mit hellem Mobiliar eingebettet, das zum Verweilen einlädt. Die ehemalige Kneipe „Willinghus“ im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen dient seit 2017 als Bürgertreff. Ende dieses Jahres wird die Einrichtung in dem früheren Bauernhaus geschlossen.
Mieter der Immobilie ist die Gemeinde. Sie will in wenigen Monaten aus dem Vertrag aussteigen, weil die Kosten zu hoch sind. Bürgermeister Thomas Schreitmüller und auch Kommunalpolitiker haben bereits einen Ersatz für den Veranstaltungsort ins Auge gefasst.
Dabei handelt es sich um die Rhabarberkate, ein 1840 erbautes Bauernhaus, das nur wenige Meter von der früheren Gaststätte entfernt liegt. In dem Gebäude gibt es eine Wohnung, Büros sowie einen 70 Quadratmeter großen Mehrzweckraum. Eigner ist Klaus Maak, Vorstandsmitglied des rund 150 Mitglieder zählenden Bürgervereins „Gemeinsam für Willinghusen“. Die Aktivregion Sieker Land Sachsenwald unterstützte die Umgestaltung der Immobilie für unter anderem gemeinschaftliche Aktivitäten mit 54.000 Euro. Dort ist im August zum Beispiel eine Fotoausstellung mit dem Thema Jugend in der Pandemie geplant.
Bau eines Dorfgemeinschaftshauses ist bis 2024 zurückgestellt
„Wir sind in Gesprächen mit dem Eigentümer“, sagt Verwaltungschef Schreitmüller. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Henri Schmidt spricht sich „für eine Mietlösung in der Rhabarberkate“ aus. Die SPD wird sich noch beraten. Der stellvertretende Fraktionschef Klaus-Jürgen Krüger lehnt ein solches Projekt prinzipiell nicht ab: „Als Übergang für wenige Jahre halte ich das für möglich. Besser so, als wenn wir gar kein Gebäude für einen Bürgertreff haben.“ Entscheidend seien die Konditionen, so Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). „Damit meine ich nicht nur das Finanzielle, sondern auch, wie oft und zu welchen Zeiten der Raum genutzt werden kann.“
Eigentlich sollte der Ortsteil ein Dorfgemeinschaftshaus neben dem Kunstrasenplatz des Willinghusener SC bekommen. In Workshops hatten der Ortsbeirat, der Sport- und der Bürgerverein ein Konzept samt Raumgrößen erarbeitet. Sie einigten sich auf ein Gebäude mit Satteldach und einer 850-Quadratmeter-Fläche. Die Hoffnung, im Frühjahr 2019 mit dem Bau beginnen zu können, zerschlug sich. Weil Barsbüttel 22 Millionen Euro Schulden hat und sich diese Summe in den kommenden drei Jahren laut Prognose nahezu verdoppelt, ist das Vorhaben bis 2024 zurückgestellt.
Der Bürgerverein ist vom bevorstehenden Auszug aus dem „Willinghus“ nicht überrascht, sagt Maak. Er und ehrenamtliche Mitstreiter hatten bei der Renovierung der insgesamt 80 Quadratmeter Hand angelegt, Decken gestrichen und auch Leitungen verlegt. Was auf dem Areal passiert, ist ungewiss. Nachdem den Pächtern der Kneipe der Vertrag zum 31. Dezember 2015 gekündigt wurde, wollte der Eigner das Gebäude abreißen und Reihenhäuser bauen. Eine Baugenehmigung wurde erteilt. Dann mietete die Gemeinde das Objekt mit seinen sieben Wohnungen und brachte dort Flüchtlinge unter. Inzwischen ist für Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen an anderen Orten in Barsbüttel genug Wohnraum vorhanden.
Grüne wollen B-Plan und Veränderungssperre erlassen
Da es für das Gebiet ums „Willinghus“ keinen Bebauungsplan gibt, könnten auf dem Grundstück an der Umgebungsbebauung orientierte Häuser entstehen. Die Grünen wollen jedoch einen B-Plan aufstellen und eine Veränderungssperre erlassen, haben einen entsprechenden Antrag für den Planungsausschuss am Donnerstag, 5. August, gestellt. „An dieser Stelle ist der Ortsmittencharakter durch Zersiedelung gefährdet“, heißt es in dem Dokument. Der Fraktionsvorsitzende Joachim Germer sagt: „Mietwohnungen wären für die Entwicklung das Richtige.“ Sozialdemokrat Krüger unterstützt die Grünen: „So haben wir die Möglichkeit, gestalterisch Einfluss zu nehmen.“ BfB-Politiker Eickenrodt hat Zweifel an der Durchsetzbarkeit einer Veränderungssperre. Er sagt: „Bestehendes Baurecht kann man im Nachhinein wohl nicht kassieren.“ Christdemokrat Schmidt hat nichts gegen Reihenhäuser im Zentrum des 2300-Einwohner-Dorfes. „Eine solche Bebauung ist erträglich.“
Mietwohnungen sollen hingegen an der Barsbütteler Landstraße entstehen, da sind sich die Politiker einig. Und zwar dort, wo auch die Willinghusener Feuerwehr eine neue Wache bekommt. Der Entwurf des Bebauungsplans ist in Vorbereitung. Eine Beschlussvorlage der Verwaltung für den kommenden Planungsausschuss sieht die Festsetzung von Flächen für drei Mehrfamilienhäuser mit 27 Wohnungen vor. Die Baugenossenschaft Sachsenwald mit Sitz in Reinbek hat Interesse signalisiert. Auch öffentlich geförderte Einheiten sollen Bestandteil des Projekts sein.
Politik ist uneins über Größe von Wohnprojekt
Dem Ortsbeirat ist das Volumen allerdings zu groß. Die CDU hat das Votum des Gremiums in ihrem Entscheidungsfindungsprozess berücksichtigt. „Wir sind für ein Mehrfamilienhaus mit bis zu acht Einheiten“, sagt Schmidt. BfB-Fraktionschef Eickenrodt hält drei Gebäude nicht für übertrieben. Auch SPD-Mann Krüger bevorzugt die große Variante, betont dabei die Wichtigkeit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Es ist schwer vorstellbar, dass die Genossenschaft bei acht Wohnungen ins Geschäft einsteigt.
Planungsausschuss Barsbüttel, Donnerstag, 5. August, 19 Uhr, Rathaussaal, Stiefenhoferplatz 1