Barsbüttel. Die 26 Mitglieder wollen das kulturelle Angebot im Barsbütteler Ortsteil verbessern. Kritik: Es gibt schon einen zweiten Bürgerverein.
Der Bürgerverein Barsbüttel ist mit mehr als 600 Mitgliedern und 40-jähriger Vereinsgeschichte nicht mehr aus der Gemeinde wegzudenken. Bis Klaus und Beate Maak Ähnliches von ihrem Verein behaupten können, wird es wohl noch eine Weile dauern. Jetzt ist der neue Bürgerverein „Gemeinsam für Willinghusen“, der sich speziell um die Belange des Barsbütteler Ortsteils Willinghusen kümmern soll, gegründet worden. Das stößt in der Gemeinde auch auf Kritik.
„Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir ein Gesamtort sind“, sagt Rainer Eickenrodt, der Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel. „Deshalb sehe ich auch keine Notwendigkeit für einen weiteren Bürgerverein.“ Und auch Jörn Ahlrichs, Vorsitzender des Bürgervereins Barsbüttel, ist unzufrieden. „Wir vertreten alle vier Ortsteile, also auch Willinghusen“, sagt er. „Deswegen verstehe ich nicht wirklich, was das soll.“
Mit Reaktionen wie diesen haben die Initiatoren des neuen Bürgervereins gerechnet. „Uns ist bewusst, dass dieses Thema polarisiert“, sagt Matthias Lange. Der 38-Jährige ist bei der Vereinsgründung zu Wochenbeginn nach Klaus Maak zum Vize-Vorsitzenden gewählt worden. „Wir haben keine bösen Absichten und wollen nicht mit dem anderen Bürgerverein konkurrieren. Wir sehen uns als Ergänzung.“
Die Gründungsidee kam nach der 777-Jahr-Feier Willinghusen
Die Idee, einen weiteren Verein zu gründen, kam Klaus und Beate Maak im Sommer 2015, nach der 777-Jahr-Feier Willinghusens im Juni. „Das war ein großes und gelungenes Dorffest“, sagt Maak. Begegnungen wie solche gebe es im Ortsteil Willinghusen viel zu selten. Klaus Maak sagt: „Und genau das möchten wir ändern.“
Ausschlaggebend für die Gründung des Vereins war letztlich aber etwas anderes – die Schließung des Willinghus zum 31. Dezember 2015. Die beliebte Gaststätte, die zugleich kulturelles Zentrum des 2200-Einwohner-Ortsteils war, schloss, weil der Pachtvertrag vom Mieter gekündigt wurde (wir berichteten). Matthias Lange sagt: „Dadurch ist wirklich etwas verloren gegangen. Dem Dorf fehlt es jetzt an einem Treffpunkt.“ Laut Klaus Maak verfügt Barsbüttel zwar über ein tolles kulturelles Angebot, in Willinghusen sei davon aber nicht viel zu sehen. „Der Fokus liegt leider überwiegend auf den anderen Ortsteilen.“
Die Mitglieder des Bürgervereins Barsbüttel sehen das anders. Der Vize-Vorsitzende Peter Frank sagt: „Es gibt für alle Barsbütteler die gleichen Angebote.“ Der Theaterbus etwa, der regelmäßig Bürger zu Attraktionen nach Hamburg fährt, halte auch in Willinghusen. „Wir waren gerade erst in der Staatsoper“, berichtet Frank. „Da waren auch viele Willinghusener mit.“
Willinghusener wollen nicht nach Hamburg fahren, um Kultur zu erleben
Genau das ist es allerdings, so Klaus Maak, was „Gemeinsam für Willinghusen“ nicht möchte. „Wir sind gegen den Trend, nach Hamburg zu fahren, um etwas zu erleben“, sagt der 42-Jährige. „Es muss etwas in unmittelbarer Nähe geben wie eine Kneipe oder ein Café.“ Ziel sei es, derlei Räume, die für gesellschaftliche Veranstaltungen genutzt werden können, in Willinghusen zu schaffen. Dass dafür extra ein Verein gegründet werden muss, leuchtet allerdings nicht jedem ein. „Wenn die solche Einrichtungen haben wollen, kann ich das verstehen“, sagt Jörn Ahlrichs vom Bürgerverein Barsbüttel. „Ich hätte mir aber vorweg ein Gespräch gewünscht.“
Mit 26 Mitgliedern steckt „Gemeinsam für Willinghusen“ noch in den Kinderschuhen. Den ersten großen Erfolg, kann der Verein aber schon vorweisen. „Wir haben gerade erst eine Zusage von der Aktivregion Sieker Land Sachsenwald bekommen“, sagt Beate Maak. „Unser Projekt ,Rhabarberkate’ wird mit Fördergeld unterstützt.“ Das Projekt sieht vor, ein ehemaliges Bauernhaus in Willinghusen als Bürogemeinschaft mit kulturellem Mehrzweckraum herzurichten. „Dort soll ein Café entstehen“, sagt Maak. „Das Ambiente ist perfekt dafür.“ Ende des Jahres, schätzt Maak, könnte alles fertig sein. „Das freut uns wirklich sehr“, sagt die 36-Jährige. Durch solche Treffpunkte könne man Neubürger und auch Flüchtlinge viel besser in die Nachbarschaft integrieren, sagt Lange, der Vater von zwei Kindern ist.
Und noch etwas liege Klaus und Beate Maak sowie Matthias Lange am Herzen: Die Verbesserung des Willinghusener Rufes. „Willinghusener haben in der Umgebung ein gewisses Nein-Sager-Image“, sagt Maak. Wir möchten zeigen, dass es hier auch Ja-Sager gibt.“