Bad Oldesloe. Während der Arbeiten an den bis zu einer Tonne schweren Sprengkörpern müssen 2800 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

Es ist gerade erst zwei Wochen her, dass der schleswig-holsteinische Kampfmittelräumdienst (KMR) in Bad Oldesloe erfolgreich einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft hat. Nun werden die Experten erneut in Stormarns Kreisstadt anrücken.

Für Sonntag ist die Entschärfung von vier weiteren Bomben geplant, die vor wenigen Tagen auf einer Koppel am Ziegeleiweg im Stadtteil Rethwischfeld entdeckt worden waren. Für die Dauer des Einsatzes müssen erneut Tausende Menschen ihre Wohnungen verlassen.

2800 Oldesloer müssen für Entschärfung von vier Blindgängern ihre Wohnung verlassen

„Von den Evakuierungsmaßnahmen werden etwa 2800 Menschen betroffen sein“, sagt Stadtsprecherin Agnes Heesch. Das gesamte Gebiet im Umkreis von einem Kilometer um den Fundort der Bomben muss vorsichtshalber geräumt werden. „Da die Gefahr besteht, dass der Sprengkörper doch vor Ort aktiviert wird, ist es unbedingt erforderlich, die gefährdete Gegend zu evakuieren.“

Um 12 Uhr am Sonntag soll die Entschärfung beginnen. Wie viel Zeit sie in Anspruch nehmen wird, hänge vom Zustand der Sprengkörper und der Zünder ab und sei nicht abzusehen. „Die Bürgerinnen und Bürger sollten sich auf eine mehrstündige Abwesenheit einrichten, die sich je nach Lage bis in die Abendstunden hinziehen kann“, sagt Heesch.

Die schwerste der vier Bomben wiegt bis zu einer Tonne

Für die Entschärfung der Zehn-Zentner-Bombe am Freitag vor zwei Wochen, die bei Bauarbeiten im Garten eines Mehrfamilienhauses an der Grabauer Straße entdeckt worden war, benötigten die Spezialisten gerade einmal fünf Minuten. 2300 Oldesloer hatten zuvor ihre Häuser verlassen müssen.

„Bei den Blindgängern handelt es sich um zwei amerikanische und zwei britische Fliegerbomben“, sagt Carola Jeschke, Sprecherin des Landeskriminalamts (LKA). Dort ist auch der Kampfmittelräumdienst angesiedelt. Drei der Bomben seien je etwa 250 Kilogramm schwer. Die vierte sei größer und wiege zwischen 500 Kilogramm und einer Tonne. „Die Blindgänger wurden entdeckt, nachdem eine Luftbildauswertung im Bereich Ziegeleiweg des Kampfmittelräumdienstes fünf Verdachtspunkte identifiziert hatte, die im Anschluss überprüft wurden“, sagt Jeschke.

Zünder von zwei Bomben sollen gesprengt werden

Während die amerikanischen Bomben unschädlich gemacht werden können, ist bei den beiden britischen laut den Experten des Kampfmittelräumdienstes eine kontrollierte Sprengung des Zünders vor Ort geplant. „Dabei kann es im Umkreis jeweils zu einer hörbaren Detonation während der Entschärfungsphase kommen“, sagt Stadtsprecherin Heesch.

Der Beginn der Evakuierung ist für Sonntagmorgen um 10 Uhr geplant. Zu diesem Zeitpunkt errichtet die Polizei an den Zuwegungen zum Sperrgebiet Straßensperren. Es wird dann nur noch möglich sein, das Areal zu verlassen, nicht aber, hineinzukommen.

Bis 11 Uhr müssen alle Anwohner das Sperrgebiet verlassen haben

Bis spätestens 11 Uhr müssen alle Bewohner des Sperrgebiets ihre Häuser verlassen haben. Sobald sichergestellt ist, dass sich niemand mehr in dem Evakuierungsgebiet aufhält, werden die Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes mit der Entschärfung beginnen. Die Bomben sollen nacheinander entschärft werden. Bereits am Freitag hat die Oldesloer Stadtverwaltung in den betroffenen Straßen Informationszettel verteilt Außerdem bittet die Verwaltung darum, Freunde, Verwandte und Nachbarn über die bevorstehende Evakuierung zu informieren sowie hilfsbedürftige Menschen bei der Räumung zu unterstützen.

Für alle diejenigen, die nicht bei Freunden oder Familienangehörigen unterkommen können, stellt die Verwaltung eine Notunterkunft zur Verfügung. Sie wird in der Schule am Kurpark (Am Kurpark 16) eingerichtet und ist am Sonntag ab 10 Uhr geöffnet. Die Betreuung vor Ort übernimmt die Schnelleinsatzgruppe (SEG) Betreuung des Kreises Stormarn.

Für Nachfragen wird ein Bürgertelefon geschaltet

Außerdem schaltet die Verwaltung ein Bürgertelefon für Nachfragen: Es ist von 8 Uhr bis zum Ende des Einsatzes unter der Rufnummer 04531/50 48 88 erreichbar. Wer durch Krankheit behindert, bettlägerig oder hilfebedürftig ist, wird gebeten, sich frühzeitig bei dem Bürgertelefon zu melden, damit eine entsprechende Unterbringung organisiert werden kann.

Für den Verkehr außerhalb des Sperrgebietes wird es nach Angaben der Oldesloer Stadtverwaltung mit zwei Ausnahmen keine Einschränkungen geben: Die Park-and-Ride-Anlage sowie die weiteren Parkplätze in der Johannes-Ströh-Straße sind ab Sonnabend bis zum Ende der Entschärfung gesperrt.

Bahnverkehr und Zufahrt zur A 1 bleiben unbeeinträchtigt

Der Bahnhofsausgang in Richtung Johannes-Ströh-Straße wird am Sonntag ab 10 Uhr für die Dauer der Arbeiten gesperrt. Außerdem wird die Buslinie 8110 umgeleitet. Entgegen der Befürchtungen unbeeinträchtigt bleibt der Zugverkehr auf der Strecke Hamburg – Lübeck, die unmittelbar westlich des Evakuierungsbereichs verläuft.

Auch die Autobahn-1-Anschlussstelle Bad Oldesloe bleibt frei. Sie ist über die Lily-Braun-Straße und Teichkoppel erreichbar.

Immer wieder werden Blindgänger in Bad Oldesloe gefunden

In Bad Oldesloe wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Bei einem verheerenden Luftangriff der Alliierten am 24. April 1945 fielen in nur 18 Minuten 1262 Bomben auf die Travestadt – von denen etliche nicht explodierten.

Beim Angriff auf Bad Oldesloe mit rund 300 Kampfflugzeugen der Royal Air Force war vor allem der Bahnhof als wichtiger Knotenpunkt zwischen Hamburg und Lübeck das Ziel. Mehr als 700 Menschen kamen damals ums Leben. Nur acht Tage später war der Krieg für Bad Oldesloe zu Ende: Der Bürgermeister übergab den anrückenden Briten die Stadt kampflos.