Bad Oldesloe. Der Blindgänger war an der Grabauer Straße entdeckt worden. 2300 Menschen mussten das Gebiet verlassen. Ein Autofahrer sah es nicht ein.

Zehn Zentner schwer, die Hälfte davon Sprengstoff: Die Explosion der vor einigen Tagen in Bad Oldesloe entdeckten Fliegerbombe wäre enorm gewesen. Doch Experten des Kampfmittelräumdienstes konnten den Blindgänger im Garten eines Mehrfamilienhauses an der Grabauer Straße entschärfen. So konnte die weiträumige Sperrung um den Fundort schon am Freitagmittag nach wenigen Stunden wieder aufgehoben werden.

Für rund 2300 Anwohner in dem Sperrgebiet war es ein Ausnahmezustand, für den Kampfmittelräumdienst Routine.

Mark Wernicke, stellvertretender Leiter, zeigt den Zünder, der die Sprengladung im April 1945 hätte auslösen sollen, aber damals versagte. „Zunächst waren wir davon ausgegangen, dass wir es mit einer schwer zu entschärfenden Bombe zu tun haben“, sagt Wernicke. Sie sei stark verschmutzt und korrodiert gewesen. Doch bei der Entschärfung stellte sich heraus, dass die Einzelteile des Zünders noch relativ gut intakt waren. „Der Zünder ließ sich einfach herausdrehen“, so Wernicke. Innerhalb einer halben Stunde war er ausgebaut und zerlegt.

Bei der Bombe handelt es sich um ein amerikanisches Modell, das beim Angriff auf Bad Oldesloe im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurde. Bei einigen der rund 1260 abgeworfenen Sprengkörper funktionierten die Zünder nicht. Sie schlummern bis heute im Erdreich unter der Stadt.

Arbeit an Kurzzeitzündern ist vergleichsweise einfach

An der Grabauer Straße gelang die Entschärfung problemlos, weil es sich beim Zünder um eine relativ einfache Technik handelte. Sogenannte Kurzzeitzünder funktionieren rein mechanisch. Landen die Bomben auf dem Boden, wird ein Stift hereingedrückt, der dann die Sprengung auslöst.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Andere Zünder funktionieren mit Säure. Beim Abwerfen zerbricht eine Ampulle mit einem ätzenden Gemisch, dass sich langsam durch dünne Kunststoffplatten frisst und so für eine zeitverzögerte Zündung sorgt.  „Diese Blindgänger sind wirklich gefährlich. Wenn der Säurebehälter zerbrochen ist, ist es nur eine der Frage der Zeit, bis die Bombe hochgeht“, sagt Mark Wernicke.

Viele Bombenfunde rund um Bahnhof Bad Oldesloe

Weil bekannt ist, dass in Bad Oldesloe noch viele Blindgänger liegen könnten, muss vor Tiefbauarbeiten der Boden untersucht werden. Gerade im Bahnhofsumfeld, aber wie in diesem Fall auch in übrigen Teilen der Stadt kommt es dabei immer wieder zu Funden. „Wir haben Luftbilder überprüft und sind dabei auf den Krater gestoßen“, sagt Oliver Kinast, Leiter des Kampfmittelräumdienstes. Das sei am Montag gewesen. Anschließend wurde der Blindgänger freigelegt.

Um neun Uhr wurden die ersten Häuser evakuiert
Um neun Uhr wurden die ersten Häuser evakuiert © Finn Fischer | Unbekannt

Bis 10 Uhr war das Gebiet großräumig evakuiert worden. Rund 2300 Oldesloer mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Das verlief in weiten Teilen problemlos. Doch gerade als die Spezialisten mit der Entschärfung beginnen wollten, meldeten Polizisten Personen im Gefahrenbereich: Eine Familie hatte von der Evakuierung nichts mitbekommen, wie Polizeisprecherin Katharina Fehring sagte: „Sie haben dann anstandslos den Bereich verlassen.“ Außerdem versuchte ein Autofahrer, eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen, konnte jedoch gestoppt werden.

Im Bürgerhaus wurde eine Sammelunterkunft eingerichtet.
Im Bürgerhaus wurde eine Sammelunterkunft eingerichtet. © Finn Fischer | Unbekannt

Während die meisten Anwohner bei Angehörigen oder Freunden unterkamen, war die Evakuierung eines Pflegeheims und einer psychiatrischen Einrichtung an der Lorentzenstraße aufwendiger. Zwischen 9 und 10 Uhr mussten alle 90 Bewohner das Haus Ingrid verlassen. „Trotz der kurzen Vorlaufzeit haben wir das gut vorbereitet. Alle wurden mit Bussen in die Stormarnhalle gebracht“, sagte die Leiterin der Einrichtung, Brigitte Lüdemann. Probleme habe es nicht gegeben. Lüdemann: „Alle haben das sehr gut gemacht.“

Um Menschen, die ihre Wohnungen nicht selbstständig verlassen konnten, kümmerte sich die Schnelleinsatzgruppen (SEG) Sanität und Betreuung, ein Zusammenschluss aus allen in Stormarn  tätigen Hilfsorganisationen. Als Sammelunterkunft stellte die Stadt das Bürgerhaus zur Verfügung. „Am Eingang wurden alle registriert, und im Hof gab es Kaltgetränke“, sagt Alexander Külper, Leiter der Sammelunterkunft. Zwölf Einsatzkräften der Johanniter und Malteser kümmerten sich um die überwiegend älteren Menschen.

Um 12.05 Uhr meldete der Kampfmittelräumdienst die erfolgreiche Entschärfung. Anschließend konnten die Anwohner wieder zurück in ihre Häuser. Die Grabauer Straße blieb bis zum Abtransport der Bombe gesperrt. Der Blindgänger wird zerlegt und vernichtet.

Diese Straßen wurden wegen des Blindgängers gesperrt:

  • Lorentzenstraße: gerade Hausnummern 1–47, ungerade Hausnummern 2a–62;
  • Grabauer Straße: gerade Hausnummern: 22–56, ungerade Hausnummern 17–43;
  • Am Hohenkamp; Robert-Koch-Straße; Wolkenweher Weg: gerade Hausnummern 6–58a;
  • Schützenstraße: gerade Hausnummern 2–52a;
  • Hamburger Straße: gerade Hausnummern 8–96, ungerade Hausnummern 9–115;
  • Olivet-Allee; Königsstraße 13–20 (Südseite); Kleine Königsstraße;
    Kleine Salinenstraße; Salinenstraße: gerade Hausnummern 2–8, ungerade Hausnummern 1–19;
  • Rümpeler Weg: gerade Hausnummern 2–24a, ungerade Hausnummern 13–19;
  • Theodor-Storm-Straße; Vicelinstraße; Timm-Kröger-Weg; Fritz-Reuter-Straße; Friedrich-Bölck-Straße.