Bad Oldesloe. Die Personenshuttle der Deutschen Bahn sollen das System der Sammeltaxis optimieren. Taktverdichtung soll ebenfalls helfen.

Sie sind klein, wendig, haben einen umweltfreundlichen Elektroantrieb und können flexibel geordert werden. Die Rede ist von ioki, einem neuen Nahverkehrsangebot der Deutschen Bahn. Die auffälligen Personentransporter sind bereits in einem Pilotprojekt der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) in einigen Stadtteilen der Hansemetropole unterwegs. Geht es nach den Verkehrsplanern des Kreises, bald auch in Stormarn.

„Mit diesem innovativen Projekt könnten wir in ländlichen Gegenden einen großen Schritt in die Zukunft machen und das bestehende System der Anrufsammeltaxis deutlich optimieren“, sagt Björn Schönefeld, in der Kreisverwaltung für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständig.

Das Haltestellensystem wird aufgebrochen

Mittels einer App können die ioki-Gefährte nicht nur rund um die Uhr angefordert werden, sondern sogar kurzfristig. „Die Anmeldung soll bei entsprechendem Ausbau des Fahrzeugnetzes bis zehn Minuten vor Abfahrt möglich sein. Das würde dem Nahverkehr eine größtmögliche Flexibilität verschaffen“, so Schönefeld. Auch deshalb, weil das hergebrachte Haltestellensystem aufgebrochen wird. Im ioki-Einsatzgebiet sollen zur optimalen Flächenabdeckung Haltepunkte in einem Abstand von nicht mehr als 200 Metern Entfernung möglich sein. Bezahlt werden kann der Fahrservice über die App, wie mit einer gültigen Fahrkarte des Verkehrsverbundes.

Damit das ioki-Projekt für den Kreis Stormarn nicht nur visionäre Zukunftsmusik bleibt, hat Schönefeld gleich ein konkretes Testgebiet definiert. Die Gemeinde Brunsbek liegt ziemlich zentral in einem Gebiet östlich der Autobahn 1, nördlich der Autobahn 24 und westlich der Bundesstraße 404. Die Bewohner von Brunsbek haben aktuell erhebliche Probleme ,ein Sammeltaxi ordern zu können, da momentan kein Unternehmen den Bereich abdeckt.

Kleine Kommunen könnten profitieren

„Außerdem könnten im näheren Umfeld der Gemeinde auch Stemwarde, Stellau und Rausdorf mitbedient werden, mit Bezügen in Richtung Großlohe, Stapelfeld, Haidkrug und Trittau“, erklärt Björn Schönefeld. Alle genannten Kommunen liegen im Gebiet der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein, was die Chance auf einen ioki-Test im Kreis Stormarn erhöhe. Dieses Projekt ist indes nur eine von mehreren Maßnahmen, mit denen der Öffentliche Personennahverkehr in den kommenden Jahre kontinuierlich verbessert und weiterentwickelt werden soll.

„Sie beinhalten strategische, tarifliche und leistungsbezogene Änderungen im ÖPNV-Angebot des Kreises“, sagt Schönefeld. Teilweise seien sie sogar schon Bestandteil konkreter Überlegungen oder aber mit dem Hamburger Verkehrsverbund und dessen Partnerbetrieben vorbesprochen. So sollen in den Anrufsammeltaxis künftig auch HVV-Zeitkarten anerkannt werden. „Das würde das gesamte System nicht nur flexibilisieren, sondern zugleich die Attraktivität dieses Angebots erhöhen“, sagt Björn Schönefeld. Ausgenommen werden sollten von dieser Regelung allerdings Schülerzeitkarten. Anderenfalls sei durchaus denkbar, dass Schüler statt mit dem Schulbus zu fahren, sich künftig lieber bequem mit dem Sammeltaxi nach Hause bringen ließen.

Enger Takt erhöht die Akzeptanz

Schon lange gewünscht wird von vielen Nutzern der bestehenden Buslinien eine Taktverdichtung. Hier sieht Schönefeld entscheidendes Potenzial, Akzeptanz und Attraktivität des Angebots insgesamt zu erhöhen. Um den ländlichen Raum besser an die Städte anzubinden, müsse im nördlichen Kreisgebiet ein ganzjähriger Stundentakt das Ziel sein, auch in den Ferien. „Das dürfte auch für den Tourismus förderlich sein“, befand Angela Batty (SPD).

Zu Stärkung der Mittelzentrumsachse Glinde-Reinbek soll dort auf einen einheitlichen 20-Minuten-Takt umgestellt werden. Während der auf den Reinbeker Linien 136 und 236 längst Usus ist, wechselt er auf der Linie 137 zwischen Glinde und Bergedorf aktuell mehrfach am Tag zwischen 20, 30 und 40 Minuten. Die Linie 374 Bargteheide-Poppenbüttel wie die Hauptlinien in Bad Oldesloe und Ahrensburg sollten generell ganztägig auf einen Halbstundentakt umgestellt werden.

Der Kreis soll Nachtbuslinien komplett finanzieren

Denkbar ist für Schönefeld zudem, dass der Kreis alle Nachtbuslinien als Grundangebot definiert und deren Finanzierung komplett übernimmt. Verkehren sollten sie stündlich und auf Bahnanschlüsse hin optimiert werden. Grundsätzlich übernehmen soll der Kreis zudem die Finanzierung von Buslinien in neuerschlossenen Gewerbe- und Wohngebieten. Kommunen sollten dann nur noch bei Taktverdichtungen beteiligt werden.

„Wir sollten bei Beschlüssen nicht vergessen, dass all das viel Geld kostet“, gab Dennis Möck (CDU) zu bedenken. Das wollte Wiebke Garling-Witt von den Grünen, die den Antrag auf eine Weiterentwicklung des ÖPNV im Kreis gestellt hatten, so nicht stehen lassen. „Die dynamische Landesförderung kommt im Kreis an. Es stehen erhebliche Finanzmittel für eine nachhaltige Verkehrswende zur Verfügung“, so Garling-Witt.