Glinde. Glinder Verwaltung soll Gründung einer Wohnungsgesellschaft mit Investoren prüfen. Die Stadt könnte Grundstücke einbringen.

In den vergangenen Jahren waren immer rund 300 Personen bei der Glinder Verwaltung registriert, die eine Sozialwohnung suchen. Aktuell sind es nur noch 239. Klingt gut, ist es aber nicht wirklich. „Viele haben sich streichen lassen und anderweitig orientiert“, sagt Bürgeramtsleiter Bernd Mahns. Sie wollten nicht ewig warten. Ein Großteil derer, die nicht mehr auf der Liste geführt werden, sind frustriert, haben keine Perspektive für sich gesehen.

Um die Situation zu verbessern, könnte die Stadt einen neuen Weg einschlagen. Politiker erwägen die Gründung einer Wohnungsgesellschaft mit Investoren. In einem Fall wurde eine solche Kooperation schon in Aussicht gestellt. Die Grünen möchten, dass das Thema jetzt Fahrt aufnimmt und wünschen sich zudem ein integriertes Stadtentwicklungskonzept, in dem Ziele und Leitlinien für die Entwicklung des Wohnungsbaus erarbeitet werden. „Das soll mit intensiver Bürgerbeteiligung geschehen“, sagt Stadtvertreter Jan Schwartz.

Antrag soll am 22. April diskutiert werden

Einen entsprechenden Antrag hat die Partei für die nächste Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz am 22. April gestellt. Bestandteil des vier Punkte umfassenden Dokuments ist auch ein Prüfauftrag an die Verwaltung mit dem Ziel, Partner aus der Wirtschaft für eine gemeinsame Gesellschaft zu gewinnen. Außerdem soll Investoren bei der Genehmigung von Neubauprojekten zur Auflage gemacht werden, mindestens 30 Prozent der Fläche als öffentlich geförderten Wohnraum bereitzustellen.

Jan Schwartz, Stadtvertreter der Grünen, will mehr Tempo machen beim Bau von Sozialwohnungen.
Jan Schwartz, Stadtvertreter der Grünen, will mehr Tempo machen beim Bau von Sozialwohnungen. © BGZ | Mareike Suhn - Christian Geisler

Schwartz sagt, da gehe noch mehr. Er will, dass nicht nur kleinere Wohnungen mit günstigen Mieten entstehen, sondern dass auch der Bedarf für Familien mit mehreren Kindern gedeckt werden kann. „Die Wohnungsproblematik wird in Glinde von der Politik noch unterschätzt, wir müssen schneller vorankommen“, so der Grüne. Immerhin ist bereits der Rahmenplan für ein Ortsmittekonzept beschlossen, der 300 neue Wohnungen im Zentrum vorsieht, 100 davon öffentlich gefördert. Ob das allerdings so umgesetzt wird, ist keineswegs sicher.

Die Mitgliedschaft im Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen reicht den Grünen nicht aus, um auf diesem Feld Boden gutzumachen. Der im April 2018 gegründeten Allianz gehören 36 Städte und Gemeinden, der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Nord (BFW) sowie acht Bauunternehmen, darunter fünf Genossenschaften, sowie der Kreis an. Ziel ist es, pro Jahr rund 500 Mieteinheiten in Stormarn zu schaffen, vor allem günstige.

SPD will 50-Prozent-Anteil von Sozialwohnungen

Marlies Kröpke, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, kann sich eine Wohnungsgesellschaft mit Beteiligung der Stadt vorstellen.
Marlies Kröpke, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, kann sich eine Wohnungsgesellschaft mit Beteiligung der Stadt vorstellen. © René Soukup | René Soukup

Schwartz und seine Parteikollegen haben ihr Ansinnen an die Vorsitzenden der anderen Fraktionen sowie an Bürgermeister Rainhard Zug herangetragen. Marlies Kröpke, stellvertretende Fraktionschefin der SPD, ist dem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen: „Konzepte sind immer vernünftig. Und die Idee einer gemeinsamen Gesellschaft finde ich auch gut, allerdings wollen wir einen 50-Prozent-Anteil von Sozialwohnungen.“ Wenn Investoren damit leben könnten, würden diese bei ihr offene Türen einrennen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann sagt: „Der Gedanke ist nicht falsch, um mehr Einfluss zu nehmen.“ Die eigentliche Frage sei allerdings, was eine Kooperation für die Finanzen Glindes bedeuten würde. Ein integriertes Stadtentwicklungskonzept halte er für sehr ambitioniert. „Wir sollten uns erst um die Ortsmitte kümmern und schauen, was dort möglich ist.“

Thomas Kopsch (FDP) will die Grünen unterstützen. Laut dem Liberalen braucht Glinde ein allgemeines Konzept inklusive Gewerbeentwicklung und auch mit einem Schwerpunkt Mobilität. Die finanziellen Risiken, die Glinde bei einer Gesellschaftsgründung eingehe, dürften jedoch nicht zu hoch sein. Der Fraktionsvorsitzende sagt: „Wir sollten die Möglichkeit prüfen, Sozialwohnungen im Bestand zu schaffen.“ Seine Partei wolle die Kommune nicht mit Großprojekten zupflastern, sei für eine maßvolle Nachverdichtung. Bürgermeister Rainhard Zug befürwortet ebenfalls ein Stadtentwicklungskonzept: „Es passt schon allein wegen des neuen Flächennutzungsplans in die Zeit.“

Angebot für Partnerschaft bei Projekt auf Sportplätzen

Als Partner der Stadt in einer Wohnungsgesellschaft hat sich die Erste Gut Glinde GmbH & Co KG ins Spiel gebracht. Sie möchte unter anderem auf den Fußballplätzen sowie der Tennisanlage des TSV Glinde bis zu 600 Einheiten bauen: je zu einem Drittel Eigentums-, frei finanzierte und Sozialwohnungen. 300 zu vermietende Bleiben, darunter 100 öffentlich geförderte, können laut Erste-Gut-Gesellschafter Hauke Asmussen in das neue Konstrukt mit Glinde einfließen. Das Sportvereinsgelände gehört der Stadt. Sie hat also die Möglichkeit, Grundstücke miteinzubringen.

Der TSV soll 200 Meter weiter in Richtung Norden auf einem Areal der Entwicklungsgesellschaft eine neue Anlage bekommen. Asmussen hatte signalisiert, die Kosten einer Sportstätte in Höhe von rund vier Millionen Euro zu tragen. Die Sache hat aber einen Haken: Dort war früher eine Kiesgrube und der Bereich bis 2015 Altlastenverdachtsfläche. Mit einem Gutachten wollen Asmussen und seine Mitstreiter jetzt den Nachweis erbringen, dass Sporttreiben an diesem Standort ohne Gefahren für die Gesundheit möglich ist.