Glinde. Musterzimmer in Glinder Wellness-Anlage samt Hotel ist fertiggestellt. Im Außenbereich werden gerade die ersten Saunahäuschen gebaut.
„Urlaub? Geht auch hier“ – so könnte ein Werbeslogan für die neue Wellness-Oase in Glinde, die voraussichtlich Anfang 2022 eröffnet wird, lauten. Zumindest sinngemäß und in Sachen Bildsprache. Das sagt Investor Stephan Theune, der die rund 50 Millionen Euro teure Anlage in unmittelbarer Nähe des Golfplatzes an der Straße In der Trift mit seinem Bruder Markus auch betreiben wird. Gäste können dort mehrere Tage oder auch Wochen verweilen, ohne sich groß innerhalb der 18.900-Einwohner-Stadt bewegen zu müssen. Denn Bestandteil des Projekts ist ein dreigeschossiges Hotel mit 80 Zimmern. Eines davon ist jetzt eingerichtet und dient als Musterraum.
Dieser misst 26 Quadratmeter und kommt asiatisch daher. Der Holzboden ist ebenso in einem dunklen Braunton gehalten wie die Kommode, die Tapete hinter dem Bett in Dschungeloptik gestaltet. Bei der Eingangstür liegt ein halb aufgerollter Vliesteppich ob des Staubs in den Gängen. Der Innenausbau schreitet voran, davon zeugen zahlreiche an den Decken installierte Rohre, die noch ummantelt werden. Das Richtfest hätte schon längst sein müssen, wegen Corona haben die Theunes davon abgesehen, wollen es im Juni oder Juli nachholen, wenn es die Infektionslage erlaubt.
Stephan Theune ist derzeit alle zwei Wochen in Glinde und verschafft sich auf der Baustelle einen Überblick. Er geht durch das Entree des Hotels, das noch nicht überdacht ist. Holzbalken, Stahlrohre und Dachziegel aus Indonesien stapeln sich hier. „Das Hotel steht nicht im Fokus, sondern eher im Hintergrund. Es ist ein Zusatzangebot“, sagt der 57-Jährige. Viel Erfahrung haben er und sein Bruder (60) mit Wellnessanlagen ohne Übernachtungsmöglichkeit, sind in dem Segment in Deutschland mehr als 30 Jahre aktiv.
Das Areal ist 36.000 Quadratmeter groß
Den Schwerpunkt haben die Kölner inzwischen auf Häuser mit dem Namen Vabali Spa verlagert. Sie sind im Stil eines balinesischen Dorfes gehalten. Glinde ist nach Berlin und Düsseldorf der dritte Standort und der erste mit einem Hotel. Das Areal im Süden Stormarns umfasst 36.000 Quadratmeter. Zum Spa mit seinen zwei Ebenen gehören unter anderem zehn Saunen, zwei Dampfbäder und ein Laconium – eine milde Saunavariante und römisches Schwitz- und Entschlackungsbad mit einer Temperatur von 55 bis 65 Grad. Dazu gibt es einen 1000 Quadratmeter großen Naturschwimmteich mit integriertem Pool. Gäste können sich drinnen und im Außenbereich massieren lassen.
Mobiliar und Dekorationen haben die Theunes vorwiegend in Indonesien gekauft, aber auch in Indien. Rund 50 Container werden verschifft. Nach und nach kommen die Materialien. Wegen Corona gebe es bei manchen Firmen Probleme mit der zeitnahen Lieferung, berichtet Stephan Theune. Zudem seien die Transportkosten gestiegen: von 2000 Euro pro Container vor der Pandemie auf jetzt 8000 bis 12.000 Euro.
Trotzdem wirkt der Unternehmer relativ entspannt. Man merkt, dass es nicht sein erstes Projekt ist. Beim Gang durch den Rohbau des Spa-Bereichs, der an das Hotel andockt, beschreibt der Unternehmer genau, wo was entstehen wird, zeigt auf einen Innenpool, dessen Betonwände gegossen sind. Er hat bildlich schon alles vor Augen. Draußen werden bereits die ersten Saunahäuschen errichtet, Stützpfeiler sind aus Teakholz. Und beim Schwimmteich sind wenige Wandsegmente gezogen, das Areal gleicht derzeit einer großen Sandkiste.
„Noch ist es nicht so spannend. Das ändert sich im Sommer, wenn es im Außenbereich Schlag auf Schlag geht“, sagt Stephan Theune. Dann wird er zwecks Begutachtung öfter anwesend sein. Die Personalrekrutierung ist inzwischen angelaufen. Für den reibungslosen Betrieb von Hotel und Spa sind rund 250 Mitarbeiter nötig. Das Brüderpaar sucht gerade die Geschäftsführung aus und will sich dabei nicht auf Kräfte festlegen, die bereits im Unternehmen tätig sind. „Wer ein Meridian Spa leitet, kann diesen Job auch bei uns machen“, so der Wellnessexperte, für dessen Firma rund 700 Männer und Frauen arbeiten. Man kenne sich in der Szene, und die Führungskräfte kämen quasi von allein.
Betreiber rechnet pro Tag mit rund 500 Gästen
Derzeit sind die vier Anlagen der Theunes, darunter zwei Thermen in Köln, wegen der Pandemie geschlossen, die Belegschaft ist in Kurzarbeit. Einen Stellenabbau wird es nicht geben. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit gut gewirtschaftet, die Häuser sind laut Stephan Theune meist ausgelastet gewesen. „Unser Konzept wird auch in Glinde funktionieren. Da habe ich überhaupt keine Bedenken.“
Mit dem Thema Asien schaffe man ein Urlaubsgefühl. Er rechnet mit rund 500 Gästen am Tag, wird die Preise wie in Düsseldorf und Berlin gestalten. Dort kostet ein Zweistundenticket von montags bis freitags 22,50 Euro. Wer ohne Zeitlimit bleibt, zahlt 39,50 Euro. Zur Eröffnung wird es jedoch Bonusaktionen geben, um Neugierige anzulocken und den Bekanntheitsgrad zu steigern.
Mit der Fertigstellung in Glinde ist der Expansionsdrang der Kölner Unternehmer noch nicht gestillt. Ein Jahr später soll es in Olching rund 20 Kilometer von München entfernt mit dem nächsten Vabali Spa weitergehen. Das dortige Grundstück ist genauso groß wie jenes im Kreis Stormarn.