Glinde. Wegen Corona wird es keine Veranstaltungen zum Weltfrauentag geben. Hefte befassen sich mit Historie der Frauenbewegung.

Zum 100. Mal wird am 8. März der Internationale Frauentag gefeiert, der die Rechte der Frau und das Thema Gleichberechtigung in den Fokus stellt. Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie verzichten die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Glinde, Kerstin Schoneboom, und das Frauenforum Glinde in diesem Jahr auf Veranstaltungen dazu.

Comic zum Internationalen Frauentag

Dafür setzen sie auf die Macht von Bildern und plakativen Dialogen – mit einem 36-seitigen Comic des Lorcher Comic Teams 1. Mai zur Geschichte der Frauenbewegung und des Internationalen Frauentags. Ab Donnerstag werden 400 Exemplare in Glinde verteilt, am Rathaus und in der Stadtbücherei.

Der Comic soll sich vor allem an Jugendliche und junge Erwachsene richten, um ihnen die historische Entwicklung des Frauentags näher zu bringen. Illustratorin Uschi Heusel hat sich dafür an den bekannten Figuren Max und Moritz von Wilhelm Busch orientiert. Ihre Mitstreiter, die Comicautoren Jürgen Leber und Michael Holdinghausen, bringen in kurzen Dialogen Kritikpunkte der Frauenbewegung auf den Punkt und widmen sich dabei auch den jüngsten Entwicklungen in der Corona-Krise.

Corona sorgt in Familien für Missverhältnisse

So habe die Pandemie die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen verstärkt, sagt Kerstin Schoneboom. Von Schließungen während der Lockdowns seien überproportional viele Frauen betroffen gewesen, weil sie oftmals in der Gastronomie, im Reinigungsbereich, in menschennahen Dienstleistungsberufen wie Friseurin oder Kosmetikerin sowie im Einzelhandel tätig seien.

„Häufig sind Frauen hier als geringfügig Beschäftigte oder in Teilzeit tätig“ so Schoneboom. Das Problem: Während Beschäftigte, die tariflich entlohnt würden, noch Zuschläge zum Kurzarbeitergeld erhielten, hätten Minijobberinnen häufig ihren Arbeitsplatz verloren.

Alleinerziehende Frauen häufig von Corona-Krise betroffen

Schoneboom: „Sie erhalten kein Arbeitslosen- und Kurzarbeitergeld und geraten, wenn es keine weiteren Einkommensquellen gibt, direkt in wirtschaftliche Not.“ Die Daten des Keck-Atlas, einem Monitoring-Instrument für Kommunen zur sozialen Lage, Bildung und Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien, zeigten auch für Glinde, dass besonders Alleinerziehende, gering Qualifizierte, Migrantinnen und Frauen davon betroffen seien.

„Als Folge des Jobverlusts sichern die Männer in den Familien ihre Position als Ernährer, während die Frauen die volle Sorgearbeit übernehmen müssen“, so Schoneboom. „Die Schul- und Kitaschließungen lassen ihnen keine Wahl. Wir rutschen so in Verhältnisse der 1950er-Jahre.“

Es sei deshalb für Frauen dringend erforderlich, wirtschaftlich unabhängiger von Partnern und Transferleistungen zu werden. Die durchschnittliche Stundenzahl für Hausarbeit und Kinderbetreuung sei sowohl für Mütter wie Väter während des Pandemiejahrs gestiegen, bei Männern von zwei auf vier Stunden täglich, bei Frauen von 4,5 auf 7,5 Stunden.