Glinde. SPD und Grüne fordern den Erlass einer entsprechenden örtlichen Bauvorschrift. Es soll aber Bestandsschutz gelten.
Sie bestehen aus Schotter, Splitt oder Kies, haben eine spärliche oder gar keine Bepflanzung und gelten als modern. Manch einer legt beim Hausbau viel Wert auf das Anlegen eines sogenannten Schottergartens. In Glinde wird das künftig wohl nicht mehr möglich sein.
Politiker wollen diese Art der Grundstücksgestaltung verbieten, um den Klimaschutz voranzutreiben. Das sieht ein gemeinsamer Antrag von SPD und Grünen vor, der auf der Tagesordnung des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz am Donnerstag, 4. März, steht. Für diesen zeichnet sich eine Mehrheit ab.
Demnach soll eine örtliche Vorschrift erlassen werden, die bei neuen Bebauungsplänen und solchen, die geändert werden, greift. „Wir bauen immer mehr und versiegeln Flächen. Das hat negative Folgen für die Umwelt und die Menschen“, sagt Grünen-Fraktionschefin Petra Grüner. Bei Starkregen liefen Keller voll und Siele über. Sie nennt das Beispiel Oststeinbek. Dort hatte so ein Ereignis am Himmelfahrtstag 2018 schwere Schäden angerichtet. Straßen, Gehwege sowie Grundstückszufahrten wurden unterspült und sackten ab, Gebäude in Mitleidenschaft gezogen.
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Bestandsschutz für Schottergärten
Für die Politikerin ist das Untersagen von Schottergärten ein Mosaikstein im integrierten Klimaschutzkonzept. Dieses erstellt Glinde gerade, spätestens im Oktober soll es beschlossen werden. „Es müssen noch viele andere Dinge passieren, aber es ergibt Sinn, im Kleinen anzufangen“, sagt Grüner. Glinde wäre kein Vorreiter in dieser Angelegenheit. In Hamburg ist das Anlegen von Schottergärten nicht erlaubt, Kommunen in mehreren Bundesländern sind auf den Zug aufgesprungen.
Auch in Schleswig-Holstein gibt es diesbezüglich einen Erlass aus dem November 2020. „Er ist aber nicht verbindlich im Detail. Um es wasserdicht zu machen, müssen wir das Verbot von Schottergärten in die örtliche Bauleitplanung aufnehmen“, sagt Peter Michael Geierhaas, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Menschen, die ihren Vorgarten in Glinde bereits mit Splitt bestückt haben, könnten dies allerdings so belassen. Es gelte Bestandsschutz.
Geierhass weiß, wovon er spricht. Der Sozialdemokrat ist auch im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) organisiert, kennt sich mit Gesetzestexten aus diesem Bereich bestens aus. Er will, dass die Verwaltung negative Auswirkungen einer nicht notwendigen Versiegelung von Grünflächen über ein geeignetes Kommunikationsmedium der Bevölkerung erläutert. Auch das ist Bestandteil des Antrags. Die Stadt soll eine beratende Funktion einnehmen, über alternative Gartengestaltungen informieren.
Aufgeführt in dem Schreiben als Beispiel sind Blühwiesen und ökologische Steingärten. Außerdem wird Bürgermeister Rainhard Zug gebeten, „die Überwachung einer solchen Vorschrift bei den Bauvorhaben sicherzustellen“. SPD und Grüne möchten, dass das Rathaus im zweiten Quartal dieses Jahres ein Gesamtkonzept erarbeitet und es den Entscheidungsträgern vorstellt.
FDP hat Probleme mit der Überwachung
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann unterstützt den Antrag. Er sagt: „Ich hatte so etwas schon einmal selbst vorgeschlagen. Schottergärten sind alles andere als umweltfreundlich.“ Sein Pendant von der FDP, Thomas Kopsch, argumentiert ein bisschen defensiver: „In Sachen Zielerreichung gibt es von uns zwar keine Ablehnung, aber ich habe Probleme mit der Überwachung.“ Womöglich stellen die Liberalen einen Änderungsantrag.
Einige Grundstückseigentümer favorisieren einen Schottergarten, weil er als pflegeleicht angepriesen wird. Das ist ein Irrtum. Trockenes Laub aus der Nachbarschaft kann nicht weggehakt werden. Nicht zu vergessen Blütenpollen, die vom Wind in den Garten gebracht werden.
Sie sammeln sich in Nischen zwischen den Steinen, so kommt es zur Bildung von Unkraut. Und Kies setzt rasch Algen und Moos an, was eine mühsame Handwäsche oder den Einsatz eines Hochdruckreinigers erfordert. Teuer ist die Sache obendrein. Einerseits ist da das Material, andererseits gelten diese Gärten vielerorts als vollversiegelte Fläche. Grundstückseigner zahlen dafür Abwassergebühren.
Für Insekten sind Gärten mit Blüten wichtige Lebensräume
„Nach drei bis zehn Jahren muss die ganze Fläche abgetragen, der Kies gewaschen, das Vlies unter dem Kies entfernt und erneuert und der saubere Kies wieder aufgelegt werden, auch das ist teuer und verbraucht Strom“, heißt es beim BUND.
Die Umweltschützer stufen Schottergärten als „ökologisch wertlos“ ein. Sie bieten Insekten und Vögeln kaum Nahrung und keinen Unterschlupf. Bei stark verdichtetem Boden kann Wasser gar nicht oder nur schwer versickern. Auch geht die Fruchtbarkeit verloren. Schottergärten beeinträchtigen das Mikroklima. An heißen Tagen heizen sich Steine stark auf und geben die Hitze nachts ab. Umgebungstemperaturen bleiben als Folge kontinuierlich auf einem sehr hohen Niveau.
Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz Glinde, Donnerstag, 4. März, 19 Uhr, Marcellin-Verbe-Haus, Markt 2