Bargteheide. Birte Kruse-Gobrecht tritt Gerücht entgegen, Fläche solle bebaut werden. Debatte zeige, dass Informationskultur optimiert werden müsse.
Nach dem Kahlschlag auf einer städtischen Fläche am Südring in Bargteheide, die mit einer „zwingend erforderlichen Pflegemaßnahme“ und der „Pflicht zur Verkehrssicherung“ begründet worden war, ist es in den sozialen Netzwerken zu einer kontroversen Debatte über Umfang und Sinn der Aktion des Bauhofs gekommen.
Konzept sieht Anlage von Gemeinschaftsbeeten vor
Wie bereits berichtet, waren im Zuge der Bestandssicherung und „Läuterung der Fläche“ mehr als 100 Bäume, darunter vor allem Buchen, Lärchen und Eschen gefällt worden. Das rund 4000 Quadratmeter große Areal gilt laut einer Vorlage für den Umweltausschuss am kommenden Mittwoch, 16. Dezember, als Potenzialfläche für das Projekt „Urban Gardening“. Laut Konzept sollen dort Gemeinschaftsbeete fürs Stadtgärtnern entstehen, zudem eine Streuobstwiese, eine Imkerei, ein Heilkräuter-Lehrpfad, Kräuterschnecken und Lebensräume für Insekten.
Nachdem bereits Anwohner und Lokalpolitiker das Vorgehen der Stadtverwaltung scharf kritisiert hatten, meldeten sich nun weitere Bürger zu Wort, unter anderem im Facebook-Channel der Gruppe „Du lebst schon lange in Bargteheide, wenn ...“. Eike H. etwa wies darauf hin, dass es bereits eine große Anzahl von Kleingärten gebe, die gepachtet werden könnten. In einer Großstadt könne sie solch ein Projekt noch verstehen. „Aber hier, wo man zum Beispiel in Jersbek selbst saisonal alles an Gemüse ernten und in Delingsdorf Erdbeeren und Himbeeren pflücken kann, erschließt sich mir der Sinn nicht“, so H.
Kommentar bemängelt massiven Eingriff in die Natur
Bibi P., eine direkte Anwohnerin besagten Areals, erinnerte daran, dass das gerodete Waldstücks auch wertvoller Lebensraum vieler heimischer Wildtiere gewesen sei. Unter anderem sollen dort ein Falkenpärchen und Graureiher genistet haben und sogar Rehe gesichtet worden sein. „Dass derart massiv in die lange Jahre gewachsene Natur eingegriffen wurde, ist eine Schande“, sagt Bibi P.
Ulf B. moniert die Einstufung des betreffenden Terrains als Grünfläche, da es dort zwar viele ausgewachsene Bäume, aber keinen Quadratmeter Rasen gebe. Wenn der Hinweis auf „Pflegemaßnahmen und Läuterungen“ einen Kahlschlag rechtfertige, könne einem Angst und Bange werden. „Mir fällt es von Baum zu Baum schwerer, mich mit meiner Heimatstadt zu identifizieren“, so B.
Bürgermeisterin schaltet sich in die Debatte ein
Inzwischen hat sich auch Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht zur Debatte geäußert. In ihrer wöchentlichen Videobotschaft „Flurfunk“ trat sie vor allem dem Gerücht entgegen, das Grundstück solle bebaut werden. Vielmehr sei die Pflegemaßnahme erforderlich gewesen, um die Fläche „langfristig entwickeln zu können“.
Die erhitzte Debatte zeige aber, „dass wir unsere Informationskultur offenbar noch optimieren müssen“, sagt Kruse-Gobrecht.