Hoisdorf. Kim-Melina Bertram aus Hoisdorf setzte sich beim Internationalen Wettbewerb „jugend creativ“ gegen mehr als 383.000 Konkurrenten durch.

Was verbindet einen Oktopus, eine Sternwarte, Bücher, eine Teekanne und ein Baumhaus? Für eine 20 Jahre alte Hoisdorferin bedeuten all diese Komponenten kleine Portionen privates Glück. Kim-Melina Bertram hat sie auf ihrem Bild mit dem Titel „Glück ist ein Puzzle“ verewigt. Es ist eine ganz in Schwarz-Weiß gestaltete Intagliotypie – ein in Polymertiefdruck entstandenes Motiv –, mit dem sie sich den ersten Platz in ihrer Altersgruppe beim 50. Internationalen Jugendwettbewerb „jugend creativ“ gesichert hat. Und zwar auf Bundesebene, denn im internationalen Vergleich konnte sie sich zudem als Zweitbeste behaupten.

Die Nachricht vom Sieg erreichte sie per Telefon

Auf Glück brauchte sie sich bei diesem Wettbewerb, der von den Volksbanken und Raiffeisenbanken ausgerichtet wird, aber nicht verlassen. Vielmehr setzte sie auf Können. Denn über die Jahre hat die Hoisdorferin ihre künstlerischen Ausdrucksformen stetig weiterentwickelt, erweitert und verfeinert.

Dass sie deutschlandweit den Spitzenplatz belegt, hat die Nachwuchskünstlerin mitten in einer Wandertour in den Schweizer Bergen erfahren. Sie erinnert sich: „Ich bekam die Nachricht per Telefon.“ Nach diesem Anruf sei sie „euphorisch weitergewandert“, erzählt sie und lacht.

Professor sah sich an Werke von Max Ernst erinnert

Professor Klaus-Ove Kahrmann von der Universität Bielefeld hat als Vorsitzender der Bundesjury auch Bertrams Bild beurteilt. Es erinnere „an die aus schwarz-weißer Druckgrafik zusammengestellten Collagen des surrealistischen Künstlers Max Ernst“, so Kahrmann. Er lobte: „Bei genauerem Hinsehen entdecken wir viele Motive autobiografischen Ursprungs, die durch geschickte werktechnische Kunstgriffe miteinander zu diesem stimmungsvollen Bild verwoben wurden, was zwar nicht ‚logisch‘, aber wunderschön ist.“

Zur Entstehung des Bildes sagt Bertram: „Zum ganz großen Glück fiel mir nichts ein. Aber dazu, was kleine Glücksmomente ausmacht.“ Der Oktopus sei beispielsweise ihr Lieblingstier, die Musiktruhe stamme von ihrer Großmutter, eine Sternwarte habe es in ihrer alten Schule, dem Emil-von-Behring-Gymnasium in Großhansdorf, gegeben. Und das Baumhaus „war so ein Traum, der nie vollendet worden ist“.

Beim ersten Mal landete die 15-Jährige auf Platz zwei

Erinnerungen, Träume, schöne Erlebnisse: Durch die Vielfalt der Details habe sie erreichen wollen, dass Betrachter noch mehr darin entdecken. „Es ist ein Wimmelbild, in dem man sich ein bisschen verirren kann“, sagt sie.

Mit 15 Jahren reichte sie zum Thema „Immer mobil, immer online: Was bewegt dich?“ erstmals eine Arbeit ein. „Are you lost?“ präsentierte durchaus kritisch eine farbige Internetwelt mit Elementen im Manga-Stil. Bertram erreichte auf Anhieb Platz zwei auf nationaler Ebene in der Sparte Bildgestaltung. Ein Erfolg, der sie angespornt hat.

Auf internationaler Ebene gab es 651.000 Mitbewerber

Die Konkurrenz ist groß. Allein in der Jubiläumsrunde wurden bundesweit mehr als 541.000 Beiträge eingereicht, davon mehr als 383.000 Bilder. Hinzu kamen 322 Kurzfilme. Wer nicht selbst kreativ werden, sich aber mit dem Thema beschäftigen wollte, konnte sich an einem Quiz beteiligen. Im internationalen Vergleich sieht das anders aus, nur Arbeiten in der Kategorie Bildgestaltung werden ausgezeichnet. Dabei hat Bertram sich gegen rund 651.000 Mitbewerber durchgesetzt.

Über ihren Doppelsieg sagt die 20-Jährige: „Ich muss gestehen, ich war sehr begeistert, weil ich nicht damit gerechnet hatte.“ Seit ihrer ersten Teilnahme habe sie zwar bis auf eine Ausnahme bei „jugend creativ“ mitgemacht, sich im bundes- oder landesweiten Vergleich weit vorne positionieren können, zudem Förderpreise gewonnen. Doch diesmal seien ihre Erwartungen übertroffen worden. „Die Freude ist besonders groß, weil ich zum letzten Mal dabei sein durfte.“ Denn mit 21 Jahren ist Schluss.

Ahrensburger Künstlerin fördert Bertrams Talente

Maria Müller-Leinweber vom Ateliers Mamülei in Ahrensburg begleitet Bertram seit vielen Jahren auf ihrem künstlerischen Weg. Sie setzte Impulse, habe ihr „die Augen für das geöffnet, was noch möglich ist“. Und sie beim Erstellen der Mappe für die Bewerbung an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) beraten.

Denn Bertram will ihr Hobby zum Beruf machen: Derzeit studiert sie Illustration an der HAW. „Das Fach deckt ein breites Spektrum ab.“ Wissenschaftsillustration finde sie besonders interessant, könne sich aber auch vorstellen, Hintergründe für Filme wie den Animations-Weihnachtsfilm „Klaus“ zu erstellen. „Solche Hintergründe, das wäre ein Traum“, gerät sie ins Schwärmen. Oder doch lieber in Richtung Professur? „Generell ist noch alles offen“, sagt Bertram.

Ein Ziel hat sich die kreative Studentin schon gesetzt

Kunst bedeute für sie „kreatives Ausleben des Eigenen, was man nur selbst sehen kann“. Für welchen Weg sie sich auch entscheidet, den nötigen Ehrgeiz zum Erreichen ihrer Ziele bringt sie mit.

Eines hat sie schon definiert: „Ich möchte noch viel besser werden.“