Trittau. Galerie Wassermühle und Atelierhaus in der Gemeinde ermöglichen virtuelle Rundgänge. Außerdem ist eine Live-Performance geplant.

Die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn fördert kreative Köpfe mit unterschiedlichen Projekten. So vergibt sie Atelier-Stipendien im Atelierhaus Trittau. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Wassermühle gelegen, bietet es Arbeitsstätten für vier Künstler, die sich dort über einen längeren Zeitraum ganz auf ihr Schaffen konzentrieren können. Für Thomas Judisch läuft das Stipendium nach fünf Jahren aus, steht bald der Umzug nach Dresden an. Zum Abschluss zeigt der Konzeptkünstler in seiner Ausstellung „Bis auf Weiteres“ Arbeiten, die vor Ort entstanden sind.

Judisch lässt seinen Humor in seine Arbeit einfließen

Zwar sind Besucher innerhalb des Gebäudes aufgrund der aktuellen Hygienevorschriften nicht erlaubt. Doch können sie sich zumindest von draußen einen Eindruck verschaffen, denn Judisch hatte die Schau von vornherein als Schaufensterausstellung konzipiert.

Über die Zeit im Atelierhaus sagt Judisch: „Ich habe dort sehr intensiv gearbeitet. Dazu hat die die Ruhe des Ortes viel beigetragen.“ Objekte, Skulpturen und Serien entstanden, darunter Keramik, Bronzeguss und Fotodruck. Museen und Kunststätten zeigten mehrere seiner Projekte. „Vom Material her bin ich nicht festgelegt“, sagt der vielseitige Künstler, der zuletzt zwischen Trittau, Bad Bramstedt und Dresden, dem Wohnort seiner Familie, hin- und hergependelt ist. Eigentlich habe er damit gerechnet, zu seinem Abschied in der Mühle eine große Party zu geben, sagt Judisch – und ein gewisses Bedauern klingt in seiner Stimme mit. Statt dessen suggeriert ein mit mehreren Sektgläsern bestückter Stehtisch in der Ausstellung, dass vor Kurzem dort tatsächlich ein geselliges Treffen stattgefunden hat. „Die Gläser sind teilweise mit Gelwachs gefüllt, an einem Glasrand zeichnet sich roter Lippenstift ab“, beschreibt Judisch, dessen Humor immer wieder in seinen Werken hervorblitzt.

Socken mit Kunstmotiven dienen als Vorlage

Paula Linke neben ihrer Arbeit „Der Cheerleader-Effekt“. Diese ist titelgebend für ihre Ausstellung mit vorwiegend fragilen Werken in der Galerie in der Wassermühle Trittau.
Paula Linke neben ihrer Arbeit „Der Cheerleader-Effekt“. Diese ist titelgebend für ihre Ausstellung mit vorwiegend fragilen Werken in der Galerie in der Wassermühle Trittau. © Stiftungen der Sparkasse Holstein

Auf der Wand gegenüber der Fensterfront hat er fünf 1,70 Meter große Objekte platziert. Was es damit auf sich hat, erläutert der Künstler so: „Als Vorlage dienten Socken mit Kunstmotiven.“ Mittels zweidimensionalem Druck auf PVC-Patten aufgebracht, lässt der Faltenwurf beim Betrachter die Illusion eines dreidimensionalen Bildes entstehen. Die fünf Objekte sind Teil einer Serie, die Judisch nach kompositorische Überlegungen im Hinblick auf Farbe und Form für die Schau zusammengestellt hat.

Ob „Der Schrei“ von Edvard Munch, „Der Kuss“ von Gustav Klimt, die „Seerosen“-Serie von Claude Monet: „Sie alle verbindet, dass sie ins Allgemeingut gebrannte Bilder sind“, sagt der Künstler, Der hohe Wiedererkennungswert der meisterlichen Werke ist es aber auch, der dafür sorgt, dass ausgerechnet sie zum profanen Accessoire mutieren.

Parallel zur Ausstellung im Atelierhaus zeigt Paula Linke ihre Installationen in der Galerie in der Wassermühle. Für beide gilt: Sie können auf einem virtuellen Rundgang besichtigt werden. Sollten es die Bedingungen wieder zulassen, werden Besuche vor Ort– nach Voranmeldung – auch wieder möglich sein.

„Viele meiner Objekte sind sehr zart und fein“

Beim Blick in die Galerieräume kann der Betrachter ganz unterschiedliche Perspektiven in Linkes Kunst entdecken. Es lohnt sich, mehrfach hinzuschauen, um die Verknüpfungen und Abhängigkeiten zu entschlüsseln.

Über ihre Arbeiten sagt die Hamburger Künstlerin: „Es ist eine Herausforderung, dass viele meiner Objekte sehr zart und fein sind.“ Oft handelt es sich um Dinge, die etwas anderes halten wie Pins, Magneten, Kugelketten, Saugnäpfe und Haargummis, Alltagsgegenstände, die in neue Zusammenhänge gesetzt werden. „Ich habe mir vor der Konzeption die Räume angeschaut“, sagt Linke. „Und mich mit dem Ort als Mühle und dem Wasser beschäftigt.“ So können ihre „Versunkenen Stühle“, denen Linke die Beine abgesägt hat, als vom Meer umspülte Stühle am Strand gedeutet werden. „Das thematisiert, dass alles miteinander verbunden ist und kleinste Veränderungen große Auswirkungen haben“, erläutert die Künstlerin.

Wer sich auf Entdeckungstour durch die Ausstellungen begeben will, findet entsprechende Links auf www.atelierhaus-trittau.de und www.galerie-wassermuehle-trittau.de. Am Sonntag, 6. Dezember, zeigen drei Künstler ab 15 Uhr eine Performance, die an Linkes Werke anknüpft. Sie wird live auf dem Instagram-Kanal der Galerie übertragen.