Oststeinbek. Bürger können sich bei Ortsentwicklungskonzept einbringen. Es geht um neue Feuerwache und Bauhofverlegung sowie mehr Wohnungen.

1670 Menschen leben derzeit im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst. Allzu viele werden nicht hinzukommen. Denn bis 2030 sind laut Landesentwicklungsplan nur 55 neue Wohneinheiten möglich. Auf eine Änderung hinzuwirken, war laut Bürgermeister Jürgen Hettwer politisch nicht gewünscht. Dennoch wird sich das Gesicht von Teilen des Dorfes demnächst ändern. Es stehen wichtige Entscheidungen an: der Neubau der Feuerwache sowie die Verlagerung des Bauhofs. Grundlage ist ein Entwicklungskonzept, das in den kommenden Monaten erstellt wird. Bürger sollen sich einbringen und ihre Vorstellungen äußern.

Entscheidungsprozess war schon weit fortgeschritten

Das ehemalige Lokal bei der Tennishalle an der Straße Am Ohlendiek. Eigentümer der Immobilie ist die Gemeinde.
Das ehemalige Lokal bei der Tennishalle an der Straße Am Ohlendiek. Eigentümer der Immobilie ist die Gemeinde. © René Soukup

„Im April soll das abgeschlossen sein“, sagt der Verwaltungschef der rund 9100 zählenden Gemeinde an der Landesgrenze zu Hamburg. Hettwer will die Planung der beiden Großprojekte 2021 parallel angehen und Mitte 2022 mit der Umsetzung beginnen. In der kommenden Woche wird er einen Förderantrag beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) stellen, um bis zu 75 Prozent der Konzeptkosten einzuwerben. Die Summe für das Projekt schätzt er auf rund 20.000 Euro. Wegen Corona ist eine Bürgerbeteiligung mit vielen Menschen an einem Ort nicht möglich. Wie sie genau geregelt wird, steht noch aus. „Eine Variante wäre, in Kleingruppen an mehreren Terminen zu arbeiten“, sagt der Rathauschef. Ob das zu Beginn des neuen Jahres erlaubt ist, scheint auch nicht sicher. Sollten die Infektionszahlen auf hohem Niveau bleiben, drohen weitere Kontakteinschränkungen.

Dass die Bewohner jetzt noch Einfluss nehmen können auf die neue Feuerwache und die Bauhofverlagerung, überrascht ein wenig. Denn der Entscheidungsprozess war schon weit fortgeschritten. Angedacht war, ein gegenüberliegendes 8400 Quadratmeter großes Grundstück an der Dorfstraße zu kaufen und dort beide Einrichtungen unterzubringen: vorn die Feuerwehr und dahinter die Gemeindemitarbeiter samt Fuhrpark. 60.000 Euro für die Baugrunduntersuchung sowie 30.000 Euro Vorplanungskosten für den Architekten wurden eingeworben. Das Geld ist noch nicht ausgegeben. Inzwischen steht fest, dass das Grundstück für die Wache zu schmal ist. Die Wehr benötigt vier Einfahrtstore, Platz ist jedoch nur für drei.

Kosten für einen neuen Bauhof etwa zwei Millionen Euro

Deshalb ist ein Neubau am jetzigen Standort mehr als wahrscheinlich. Auch der Bauhof muss nicht unbedingt die Straßenseite wechseln. Eine Option ist ein Umzug auf das Sportplatzgelände an der Straße Am Ohlendiek. Die dortigen Umkleidekabinen werden schon jetzt als Aufenthaltsraum von Mitarbeitern genutzt, Geräte sind dort ebenfalls abgestellt. Grund: Teile des Bauhofs sind wegen Asbestproblemen im Dachbereich abgeriegelt.

Oststeinbeks Bürgermeister schätzt die Kosten für einen neuen Bauhof ohne Grunderwerb auf zwei Millionen Euro, die Wache sieht er ab drei Millionen Euro aufwärts. Hettwer wird auch vorschlagen, auf dem freiwerdenden Gelände Wohnungen für Feuerwehrleute samt Dorfgemeinschaftsraum zu schaffen. Die Idee, so Ehrenamtlern eine Bleibe zu ermöglichen, begrüßt Rudi Hametner, Fraktionsvorsitzender der Oststeinbeker Wählergemeinschaft (OWG). Er sagt: „Grundsätzlich ist alles vorstellbar, wir wollen keine Vorgaben machen. Die Bürger sollen verdeutlichen, was sie wollen. Dann schauen wir, was machbar ist.“ SPD-Fraktionschef Thomas Mielcarek betont, seine Partei sei bei allen Dingen ergebnisoffen. „Allerdings befürworten wir es, bei den Wohnungen das Kontingent auszunutzen.“

CDU will neben Tennishalle ein Dorfgemeinschaftshaus

Laut Bürgermeister Jürgen Hettwer gibt es zwei Grundeigentümer, die zehn bis 20 Wohnungen erstellen möchten. Namen nennt er nicht. Nach Informationen unserer Redaktion soll es sich bei einem potenziellen Investor um die Familie Schwarzenbeck handeln, die bis zum Frühjahr den gleichnamigen Gasthof im Dorfzentrum betrieb. Die Institution schloss nach 143 Jahren – auch wegen Corona.

Die Gastronomie wird Thema bei der Bürgerbeteiligung zum Ortsentwicklungskonzept sein. Denn Lokale gibt es in Havighorst nicht mehr. Das Café Klönschnack sowie das Weinkontor Retana gaben ebenfalls in Pandemie-Zeiten auf. Die Speisewirtschaft Nesthenne an der Tennishalle existiert seit Längerem nicht mehr. Eigner der Immobilie ist die Gemeinde. Die CDU hatte die Idee, das Gebäude abzureißen und ein Dorfgemeinschaftshaus mit einem Multifunktionsraum für Vereine und Verbände zu bauen. Bürger sollten diesen auch für Feierlichkeiten mieten können. „Wir haben 2019 einen Antrag im Ortsbeirat und im Bauausschuss gestellt, aber keine Mehrheit gefunden“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Patrick Klose. Er hofft, dass sich demnächst viele Bürger für diese Variante aussprechen und es doch noch zu einer Umsetzung kommt.