Grosshansdorf. Restaurants und Hotels müssen weitgehen schließen. Gastronomen haben viel investiert und wenig Verständnis für die Maßnahmen.
„Wir haben doch alles getan, was möglich war“, sagt Arsin Arifi und Frust schwingt mit. Der Gastronom betreibt das italienische Restaurant „Il Grappolo“ in Großhansdorf. Mit einem speziellen Desinfektionsmittel, das auch in Flugzeugen eingesetzt werde, und das langanhaltenden Schutz bietet, habe er alle Oberflächen in seinem Lokal behandelt, die Tische auseinander gerückt, die Besucherzahl beschränkt. Dennoch muss der Gastronom sein Restaurant von Montag an für vier Wochen schließen. So wollen es die neuen Corona-Beschränkungen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch gemeinsam mit den Ministerpräsidenten verkündet hat.
Viele Stormarner Restaurants steigen auf Außer-Haus-Verkauf um
„Ich habe zehn Mitarbeiter, die meisten haben eine Familie“, sagt er. Wahrscheinlich wird er für sie Kurzarbeit beantragen müssen. „Das ging alles so schnell, ich muss schauen, welche die sinnvollste Lösung ist“, so der Gastronom. Auch, ob es einen Außer-Haus-Verkauf geben wird, hat er noch nicht entschieden. „Es ist fraglich, ob sich das rentiert“, sagt Arifi und fügt hinzu: „Jetzt können wir nur hoffen, unsere Gäste bald wieder begrüßen zu dürfen.“
Wie dem Großhansdorfer geht es vielen Gastronomen in Stormarn. Das „Avantgarde“ in Oststeinbek mit mediterraner Küche steigt am kommenden Dienstag auf Außer-Haus-Verkauf um. Jenes betreiben die Brüder Romiou (33) und Fabian Shaikh (25) seit sechs Jahren. Schon während des ersten Lockdowns hatten die Betreiber Staatshilfe beantragt, werden wohl auch diesmal davon Gebrauch machen, wenn es die Möglichkeit gibt. Das Bruderpaar beschäftigt einen Koch, einen Pizzabäcker und einen Spüler, wird das Personal trotz verkürzter Verkaufszeiten voll bezahlen. Romiou Shaikh hat kein Verständnis für die neue Regel: „Das ist zu hart. Ich hätte mir gewünscht, zumindest bis 18 Uhr Gäste im Lokal empfangen zu können.“
Dehoga-Chef Axel Strehl hofft auf staatliche Hilfszahlungen
Im Avantgarde habe es keinen Fall einer Corona-Infektion gegeben. Die Anzahl der Innenplätze wurde von 40 anfangs auf 20 reduziert. Nachdem Plexiglaswände installiert wurden, konnten 28 Menschen zeitgleich speisen. Die Shaikhs haben rund 5000 Euro ins Schutz- und Hygienekonzept investiert, etwa eine Toilettenampel eingebaut, damit sich Gäste auf dem Weg dorthin nicht zu nahe kommen. Spezielle Luftfilter, die per App zu bedienen sind, wurden vor wenigen Tagen geliefert.
Investiert hat auch Ramon Loizou. Er betreibt das Bar-Restaurant „Ramrob“ in Ahrensburg. Erst vor Kurzem hat er sein Lokal um 100 Quadratmeter erweitert, um trotz Abstandsregel möglichst viele Gäste bewirten zu können. „Wir hatten uns gerade vom ersten Lockdown erholt“, sagt Loizou. Für die 16 Angestellten werde er nun wie im Frühjahr Kurzarbeit beantragen. Einen Außerhausverkauf plant Loizou nicht. „Es würde sich nicht rentieren, die Küche am Laufen zu halten.“
„Unsere schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden“
Auch die Hotelbranche trifft der Lockdown hart. „Ich werde unsere 45 Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken müssen“, sagt Christopher Kroschke, Geschäftsführer des Hotels Am Schloss in Ahrensburg. Touristische Übernachtungen sollen ab Montag für einen Monat untersagt werden. Kroschke will sein Hotel trotzdem geöffnet lassen – für Geschäftsreisende. „Finanziell ist das ein Verlustgeschäft“, sagt der Hotelier. Doch auch ein geschlossener Betrieb sei mit Kosten verbunden. Am Vorgehen der Regierung übt er Kritik: „Einzelne Branchen müssen die Versäumnisse der Politik ausbaden.“ Die Entscheidungsträger hätten es verpasst, nach dem ersten Lockdown ein Konzept vorzulegen, um ein zweites Herunterfahren zu verhindern. „Das Virus ist da und wird uns noch lange beschäftigen“, so Kroschke. Die Beherbergungsbetriebe benötigten eine Perspektive, wiederholte Schließungen seien nicht durchzuhalten.
Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Schleswig-Holstein, der Ahrensburger Gastronom Axel Strehl, setzt die Hoffungen in die versprochenen Hilfszahlungen der Bundesregierung. Andernfalls sehe es düster aus. „Fakt ist, dass mit dem zweiten Lockdown unsere schlimmsten Befürchtungen wahr geworden sind.“