Oststeinbek. Bürgerinitiative klagt, wenn Oststeinbek sein Gewerbegebiet erweitert. Das könnte den Bau von 90 Seniorenwohnungen verzögern.
Hans-Helmut Luther und seine Mitstreiter sind wild entschlossen. Der 70-Jährige ist Kopf einer Oststeinbeker Bürgerinitiative und hat sich wie die anderen 30 Mitglieder zum Ziel gesetzt, die Vergrößerung des Gewerbegebiets im Norden der Gemeinde zu verhindern. Das soll auf einem Acker nahe dem Willinghusener Weg geschehen. „Wenn der Satzungsbeschluss gefasst ist, dann klagen wir“, sagt der frühere Vorsitzende des Oststeinbeker Sportvereins. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann es soweit ist. Denn die Mehrheit der Politik hält an dem Projekt fest. Das Problem dabei: Ein Gerichtsverfahren könnte den Bau von 90 Seniorenwohnungen auf einem angrenzenden Areal vorerst stoppen. Beide Vorhaben sind in einem Bebauungsplan zusammengefasst.
Ursprünglich gab es davon zwei. Einer umfasste ein Feld zwischen Hamburger Kamp, Querweg und Willinghusener Weg. Dort plant der IT-Unternehmer Christian Stölken 90 Wohnungen für Senioren. Je ein Drittel stehen zum Verkauf, werden zu marktüblichen Preisen vermietet oder sind öffentlich gefördert. Dann steuerte der Großhansdorfer nach und erweiterte das Projekt um einen Technologie-Park, in den er mit seiner Firma von Hamburg ziehen will. Andere Unternehmen, die sich mit Prozessen und künstlicher Intelligenz beschäftigen, sollen dort ebenfalls heimisch werden. Angedacht ist ein Bürokomplex mit fünf Etagen, der bis zu 17 Meter hoch ist. Das Investitionsvolumen liegt geschätzt bei 33 Millionen Euro.
Protestler monieren unter anderem zunehmende Versiegelung
Bei der Politik stieß das mehrheitlich auf Wohlwollen, ebenso sprachen sich die meisten Gemeindevertreter für eine Erweiterung des Gewerbegebiets nur einen Steinwurf weiter aus. Weil beide Projekte über eine Straße erschlossen werden sollen und auch ein Verkehrsgutachten nur Sinn macht, wenn das Gebiet als Ganzes betrachtet wird, wurde aus zwei B-Plänen einer.
Gegen den hat Luther bei der Gemeinde bereits Widerspruch eingelegt. Er moniert unter anderem zunehmende Versiegelung, sagt: „Im Gewerbegebiet darf bis zu 22 Meter hoch gebaut werden, die Politik plant an den Bürgern vorbei. Das kann aus unserer Sicht so nicht genehmigt werden.“ Die Bürgerinitiative fürchtet zudem Verkehrschaos auf dem Barsbütteler Weg, der von der Hauptstraße in Richtung Gewerbeareal führt.
Für weitere Irritationen bei den Anliegern sorgte ein Vorschlag der Firma Bauland, die ein Wohngebiet auf dem Acker vor dem erweiterten Gewerbeareal schaffen will und eine Anbindung auch über den Barsbütteler Weg ins Spiel brachte. Das Unternehmen hat ein Konzept erstellt mit 168 Mietwohnungen, die Hälfte davon öffentlich gefördert. Zudem sind in vier Mehrfamilienhäusern 40 Eigentumswohnungen angedacht und 16 Reihen-, zwölf Einfamilien- und sieben Doppelhäuser skizziert. Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan ist gefasst. Ob die Politik bei dem Volumen an Gebäuden mitgeht, ist unklar.
OWG-Antrag wird keine Zustimmung erhalten
Die örtliche Wählergemeinschaft (OWG) möchte nicht, dass es zu einer Verzögerung bei den Seniorenwohnungen kommt und das Stölken-Projekt wieder mit einem eigenen B-Plan versehen. Der Technologie-Park ist dabei nicht inbegriffen und ein entsprechender Antrag für den Bauausschuss am 31. August gestellt. „Wir wollen in dem kompletten Bereich kein zusätzliches Gewerbe. Es ist uns wichtig, viel von dem heute bestehenden Grünzug zu erhalten“, sagt Fraktionschef Rudi Hametner.
Unterstützung von anderen Parteien wird er jedoch nicht erhalten. Christian Höft (SPD): „Wir wollen die Seniorenwohnungen und mehr Gewerbefläche.“ Das gilt auch für den Verein Ostbek.net, den ehemalige FDP-Mitglieder gegründet haben, die in den Gremien stimmberechtigt sind. Fraktionschef Carsten Bendig sagt aber auch: „Wir nehmen die Bedenken der Bürger ernst. Der Barsbütteler Weg soll keine Durchgangsstraße werden.“
CDU hofft auf Jobs für junge Oststeinbeker
Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Patrick Klose wäre eine Zustimmung des OWG-Antrags das falsche Signal: „Wenn wir bei jedem Projekt wegen einer drohenden Klage zurückziehen, sind wir quasi gelähmt.“ Er sieht vor allem durch die Ansiedlung von Hightech-Firmen einen großen Gewinn für die Gemeinde und begründet das so: „Dadurch haben junge Oststeinbeker gute Chancen, einen attraktiven Arbeitsplatz am Wohnort zu bekommen.“
Bauausschuss Oststeinbek, Montag, 31. August, 19.30 Uhr, Bürgersaal, Möllner Landstraße 22