Bad Oldesloe. Umweltausschuss des Kreises stimmt Preiserhöhung geschlossen zu. Die wäre ohne 1,5 Millionen Euro aus der Rücklage sogar noch größer.
Der Umweltausschuss des Stormarner Kreistags hat den höheren Müllentgelten für 2021 geschlossen zugestimmt. Für eine dreiköpfige Musterfamilie (Restmülltonne 60 Liter, Biotonne 80 Liter, Altpapier 240 Liter) erhöht sich der Jahrespreis von rund 97 auf 118 Euro – ein Plus von 21 Prozent oder knapp 21 Euro. Nach der einstimmigen Entscheidung dürften die Abstimmungen im Hauptausschuss (am heutigen Mittwoch) und Kreistag (am 18. Dezember) nur Formsache sein.
Neue Tarife der Abfallwirtschaft sind nicht kostendeckend
Ohne das finanzielle Polster der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) würde die Entgeltsteigerung noch deutlich höher ausfallen. „Die neuen Preise sind nicht kostendeckend, deshalb entnehmen wir 1,5 Millionen Euro aus der Rücklage“, sagte AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel im Umweltausschuss. Die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg halten jeweils 25,5 Prozent an der Abfallgesellschaft, die Service Plus GmbH die restlichen 49 Prozent. Überschüsse müssen an die Kunden zurückfließen, was nun auch geschieht.
Die Mehrbelastung liegt laut Kissel für die meisten Stormarner Haushalte zwischen 15 und 20 Euro im Jahr. Bei rund 5000 Kombinationsmöglichkeiten könne es durchaus auch Abweichungen nach oben oder unten geben. „Dass es prozentual sehr viel ist, liegt an der äußerst niedrigen Ausgangsbasis“, so der Geschäftsführer.
Logistikausgaben steigen, Wertstofferlöse sind im Keller
Die AWSH hatte ihre Tarife über Jahre senken können, liegt immer noch deutlich unter denen von 2002. Die Stormarner zahlen deutschlandweit mit am wenigsten für die Müllabfuhr. Der Nachbarkreis Segeberg verlangt von der obigen Musterfamilie schon jetzt mit 225 Euro fast das Doppelte. Auch in den Kreisen Ostholstein (169 Euro) und Pinneberg (172) sowie in der großen Nachbarstadt Hamburg (193) sind es sehr viel mehr.
„Für unsere Preiserhöhung gibt es gute Gründe“, sagte Dennis Kissel. Erstens erhöhten sich die Logistikausgaben deutlich, da im Januar ein neues Unternehmen die Rest- und Bioabfalltonnen leert. „Wir gehen damit von einer deutlichen Qualitätsverbesserung aus“, so der Geschäftsführer. „Zweitens gehen die Erlöse für Wertstoffe in den Keller.“ Bei Altkleidern und Kunststoffen sei der Markt zusammengebrochen, die Entsorgung von Altholz koste mittlerweile Geld. Kissel weiter: „Zudem sind Stormarn und das Herzogtum Lauenburg sowohl bei den Einwohnern als auch wirtschaftlich wachsende Kreise, deshalb nehmen die Müllmengen zu.“ Das wiederum bedeutet steigende Kosten.
Es gibt ein Viertel mehr Biotonnen als vor fünf Jahren
Mit der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld habe die AWSH zwar „eine relativ günstige Vertragslage“. Dort können jährlich 93.000 Tonnen angeliefert werden für bisher rund 50 Euro je Einheit. Die tatsächliche Menge ist jedoch mittlerweile größer und bleibt es auch. Für jede zusätzliche Tonne sind 115 Euro zu zahlen, was dem aktuellen Marktpreis entspreche.
Ähnlich ist die Mengenentwicklung beim Biomüll. Das erfuhr Florian Kautter (Linke), der eine Nachfrage zu den prozentual starken Erhöhungen in diesem Sektor gestellt hatte. Gut 65.000 braune Behälter stehen bald in Stormarn, ein Viertel mehr als vor fünf Jahren. „Wir laufen auf 50.000 Tonnen Bioabfall jährlich zu“, so Dennis Kissel.
Kapazität der Biovergärung in Trittau reicht nicht mehr
Damit ist die Kapazität der Vergärungsanlage in Trittau überschritten. „Wir müssen andere Anlagen ansteuern, was Transportkosten verursacht.“ Zudem verlangen die Werke in Lübeck und Schwerin mehr Geld. Für Stormarner kostet die kleine Biotonne (80 Liter) künftig 61 statt 37 Cent monatlich, die große (240 Liter) 2,00 statt 1,25 Euro.
Für die Kommunalpolitiker im Umweltausschuss waren die Argumente der AWSH nachvollziehbar. „In Prozenten klingt die Erhöhung nach viel, aber es sind nur ein paar Euro im Jahr“, sagte Claudia Rathje (CDU). Auch weiterhin müssten die Stormarner vergleichsweise wenig für die Leistungen bezahlen.
„Dafür bekommen wir Bürger auch was Ordentliches“
Der Ausschussvorsitzende Gerold Rahmann dankte der AWSH für die geleistete Arbeit und sagte über die neuen Tarife: „Dafür bekommen wir Bürger auch etwas Ordentliches.“ Das sahen ganz offensichtlich auch alle anderen Parteienvertreter so, die die Kalkulation einstimmig durchwinkten.
Ein Ein-Personen-Haushalt mit 40-Liter-Restmülltonne (vierwöchentliche Leerung), 80-Liter-Biotonne (zweiwöchentlich) und kleiner Altpapiertonne (120 Liter) zahlt künftig voraussichtlich fast 60 statt knapp 41 Euro im Jahr. Auf eine vierköpfige Familie (jeweils 80 Liter Rest- und Biomüll zweiwöchentlich, 240 Liter Altpapier monatlich) kommen rund 148 statt 127 Euro zu.
Hauptausschuss des Stormarner Kreistags Mi 11.11., 18.30, Kreistagssitzungssaal, Mommsenstraße 13, Bad Oldesloe